Mönchengladbach Feiern mit Franz und Uli

Mönchengladbach · Weil Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß sich in den 70er Jahren unglücklich in eine Mönchengladbacherin verliebt hatten, schworen sie, Rache an der Stadt zu nehmen. Borussia ist schon fast erledigt. Jetzt nehmen sie sich die Politik vor: Mit einer Feier in Haus Westland. Eine Weihnachtssatire.

Ein heruntergekommener Raum im fünften Stock von Haus Westland. In einer Ecke steht ein hell erleuchteter Weihnachtsbaum. Darunter liegen liebevoll verpackte Geschenke. Ein langer Tisch dominiert den Raum. Er ist festlich gedeckt mit teurem Porzellan. Daran sitzen fünf bewusstlose Politiker: Michael Schroeren (CDU-MdL), Hans-Willi Körfges (SPD-MdL), Karl Sasserath (Grünen-Chef), Anno Jansen-Winkeln (FDP-Chef) und Erich Oberem (FWG-Gründer).

An den Kopfenden warten Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß , dass die fünf aufwachen. Hoeneß Mensch Franz, ich habe dir doch gesagt, dass das zu viele K.O.-Tropfen waren. Beckenbauer Keine Sorge, Uli, damit kenne ich mich aus. Bevor Lothar Matthäus im Pokalfinale 84 den Elfer schoss, hatte ich ihm die auch gegeben. Hoeneß Du hast recht. Sieh mal, der Schroeren wird schon wach. Beckenbauer Den habe ich gar nicht betäubt.

Der saß so in einer Sitzung des Landtags. Hoeneß Haushaltsberatungen? Beckenbauer Genau. Eigentlich musste ich nur Sasserath und Körfges betäuben. Hoeneß Und der Rest? Beckenbauer Das war Sasserath. Hoeneß Gehört der etwa auch zu uns? Beckenbauer Natürlich nicht. Er hat vorgestern bei der Ratssitzung eine Rede gehalten. Hoeneß Ach so. Da, die anderen werden auch wach. Körfges Wo bin ich? Schroeren Oh, die Sitzung ist schon zu Ende.

Sasserath Och, noch fünf Minuten. Jansen-Winkeln Ich hatte einen wunderschönen Traum. Guido Westerwelle ist zurückgetreten, und die FDP hatte auf einmal 5,2 Prozent in einer Umfrage. Oberem Ihr Schlafmützen, seht ihr denn nicht, in welcher Gefahr wir uns befinden? Körfges Borussia steigt ab? Oberem Das auch. Aber wir sind in Haus Westland. Sasserath Mich schaudert's. Schroeren ...... krieg ...... keine ...... Luft ..

.... mehr...... Oberem Dann atme doch, Michael. Jansen-Winkeln Wie furchtbar, hier kann man doch höchstens Stadtmitarbeiter einquartieren. Schroeren (deutet zu den Kopfenden) Wer sind eigentlich die Typen da? Körfges Das sind Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß. Wahrscheinlich wollen die eine Nürnburger-Bude in Eicken aufmachen (kicher). Schroeren Mit Bude kennen Sie sich ja aus (lacht hämisch). Körfges Wie bei allem anderen auf jeden Fall besser als Sie.

Schroeren Das kriegen Sie wieder, ich werde. . . Hoeneß Aber meine Herren, streiten Sie nicht jetzt schon. Wir wollen Sie doch erst nach und nach gegeneinander aufbringen. Jansen-Winkeln Sie sind doch dieser Bayern-Manager. Was wollen Sie von uns? Hoeneß Betrachten Sie das bitte als Einladung. . . Oberem Bayern-Mitglied zu werden? Beckenbauer Quatsch. Zum Essen. Sasserath Was gibt's denn? Beckenbauer Truthahn. Sasserath Freilaufend? Beckenbauer Jetzt nicht mehr.

Schroeren Ich habe Hunger. Lasst uns anfangen. Oberem Spinnt ihr, diese Clowns haben uns entführt. Sasserath Typisch, der Oberem hat immer was zu meckern. Ist doch schön, so eine multikulturelle Weihnachtsfeier. Ich bin gespannt auf die bayerischen Bräuche. Körfges Gibt's auch was zu trinken? Hoeneß Wir haben einen sehr leckeren 2000er Barolo. Schroeren Her damit. Körfges Da kann ich mich meinem Vorredner nur anschließen.

Oberem Wieso schenken Sie nach der Niederlage gegen Inter Mailand im Champions-League-Finale italienischen Wein aus? Körfges und Schroeren Mensch Erich, lass mal gut sein. Prost. Hoeneß Manchmal muss man seine Vorbehalte einem größeren Zweck opfern. Sasserath Och nö, jetzt fangen Sie bitte nicht mit dem Einkaufscenter an. Da haben wir Schlimmeres verhindert. Schroeren Das war Wortbruch. Körfges Jetzt ärgere den Karl nicht.

Ist doch das Fest der Liebe. Prost. Der Wein ist klasse. Sasserath Wenn es nach Ihrer Partei gegangen wäre, läge jetzt das halbe Gründerzeitviertel in Schutt und Asche, Herr Schroeren. Oberem Wieso ist der Jansen-Winkeln so still bei dem Thema. Schroeren Der hat den Mund voll. Jansen-Winkeln Köstlich, der Truthahn. Körfges Typisch, der Jansen-Winkeln kriegt den Hals ja nie voll. Völlig egal, ob bei Truthahn oder Aufsichtsratsposten.

Jansen-Winkeln Das nehmen Sie sofort zurück. Körfges Einen Teufel werde ich. . . Sasserath Und Ihre CDU, Herr Schroeren, hätte das gesamte Einzelhandelsgefüge der Stadt zerstört mit diesem überdimensionierten Konsumtempel, durch den Hartz-IV-Empfänger. . . Körfges Ich werde auf einmal wieder so müde. . . Schroeren Ja, ich auch. . . Beckenbauer Hören Sie sofort auf zu reden, Herr Sasserath. Sasserath Manno. Schroeren Hänä Nänä Nä Nä.

Körfges Kicher. Beckenbauer Uli, jetzt mach doch was. Die machen unseren ganzen teuflischen Plan kaputt. Hoeneß So, meine Herren, Feierabend. Ich sage Ihnen jetzt, wie das hier läuft. Wir essen zu Ende, dann machen wir Bescherung. Mit Hilfe von Psychologen haben wir die Geschenke so gewählt, dass Sie sich alle im Streit entzweien werden. Oberem Das Geld hätten Sie sich sparen können. Jansen-Winkeln Genau, wir können auch ohne Geschenke streiten.

Oberem Nein, Anno, so meinte ich das nicht. Wir werden ab jetzt einen freundschaftlichen Umgang pflegen und so Ihren Plan durchkreuzen. Nicht wahr, Männer? Die anderen vier im Chor Jawoll, Erich. Sasserath Du hast die Haare schön, Michael. Das wollte ich dir schon lange mal sagen. Schroeren Danke, Karl. Und ich muss zugeben, dass grün meine Lieblingsfarbe ist. Körfges Auch wenn du manchmal nervst, Erich, aber oft genug hast du recht mit deinem Gemecker.

Und der Anno ist eigentlich auch ein ganz Netter. Jansen-Winkeln Ich habe dich auch lieb, Hans-Willi, und die anderen sowieso. Oberem Frohe Weihnachten, Männer. Es ist mir eine Freude, mit euch politisch tätig sein zu dürfen. Hoeneß So, jetzt ist Zeit für die Bescherung (Hoeneß und Beckenbauer verteilen die Geschenke). Schroeren Seht mal, der Anno hat eine kleine Skulptur von Rodin bekommen. Aber das würde er nicht mal erkennen, wenn es draufstände (kicher).

Sasserath Ist wahrscheinlich für den Skulpturenpark am Münster, hihi. Jansen-Winkeln Ach, und was hast du da, Michael? Ein Navi. Na, dann findest du ja vielleicht mal den Weg nach Düsseldorf. Das heißt, wenn dich die Gebrauchsanweisung nicht überfordert. Schroeren Das nimmst du sofort zurück. . . Oberem Wir wollten doch nicht streiten. Körfges Halt dich doch nur ein einziges Mal raus, Erich. Oberem Von dir lasse ich mir nicht den Mund verbieten.

Sasserath Das ist alles der Schroeren schuld, weil er den Mund nicht halten kann. Schroeren Das musst du gerade sagen, du, du, du, du Kommunist. Körfges Du weißt doch gar nicht, was das ist. Schroeren Doch, der Sasserath. Sasserath Ich vergesse gleich meine pazifistische Grundhaltung. Jansen-Winkeln Dem Schroeren wollte ich auch immer schon mal eine. . . Schroeren Dann kommt doch her. Oberem Hört auf, das wollen die doch nur.

Beckenbauer und Hoeneß Hihi. Körfges Ich sage es zum letzten Mal, halt dich raus, Erich. Oberem Dich werde ich Mores lehren, Hans-Willi. . . Es folgt ein wildes Wortgefecht. Alle Beteiligten schwören sich danach, nie mehr miteinander zu kooperieren. Fortan gibt es keine Ratsmehrheiten mehr, und in der Stadt herrscht Stillstand. Die Bevölkerung merkt aber davon nichts, denn eigentlich ist ja alles wie immer. Uli und Franz lassen sich bei Borussia in den Vorstand wählen.

Sie spielt heute Verbandsliga.

(RP)
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