Mönchengladbach Busfahrer lässt Gehbehinderte zurück

Mönchengladbach · Elke Gühnemann kann nicht mehr als 200 Meter laufen und das auch nur mit Rollator. Nach einem Theaterbesuch ließ ein Busfahrer sie im Dunkeln an der Endhaltestelle zurück. Die NEW entschuldigt sich.

 Selbst mit Rollator kann Elke Gühnemann kaum laufen.

Selbst mit Rollator kann Elke Gühnemann kaum laufen.

Foto: A. Baum

Elke Gühnemann ist 51 Jahre alt und zu 50 Prozent gehbehindert. Nach einem sonntäglichen Theaterbesuch wollte sie wie immer mit dem Bus nach Hause fahren, zuerst bis zur Haltestelle Burgmühle in Odenkirchen, um dann um 19.01 Uhr mit der Linie 20 nach Mongshof und dann schließlich bis Burgbongert zu fahren. "Den Weg von Burgmühle bis Kölner Straße, wo ich wohne, kann ich leider nicht zu Fuß bewältigen", sagt Elke Gühnemann. Doch als der Bus in Mongshof ankam, sagte der Busfahrer zu ihr, sie müsse jetzt aussteigen.

"Wer den Mongshof kennt, weiß dass bis zur nächsten Ortschaft, sei es Sasserath, Mongshof oder Odenkirchen, ein Fußweg von mindestens ein bis zwei Kilometern zu bewältigen ist", sagte die 51-Jährige.

Elke Gühnemann erklärte dem Fahrer, dass sie bis jetzt immer mit diesem Bus weiter vom Mongshof bis Burgbongert gefahren sei. Doch der beharrte darauf, dass dies eine Leerfahrt sei und er sie gar nicht mitnehmen dürfe. Selbst als die 51-Jährige auf ihre Gehbehinderung hinwies und erklärte, dass sie keine Möglichkeit habe, nach Hause zu kommen, soll er nur noch einmal geantwortet haben: "Ich habe eine Leerfahrt, Sie müssen aussteigen."

Verzweifelt fragte Elke Gühnemann, wann denn der nächste Bus komme. Die Antwort soll gewesen sein: "Weiß ich nicht, ich habe doch nicht den ganzen Busfahrplan im Kopf." Also stieg Elke Gühnemann aus, und der Bus fuhr ab.

Wenn die 51-Jährige an das Erlebnis denkt, ist sie immer noch wütend: "Der Busfahrer übte in keinster Weise mir gegenüber eine Sorgfaltspflicht aus. Ihn hat es nicht interessiert, wie ich nach Hause komme. Es kam noch nicht einmal die Frage, ob ich ein Handy dabei habe oder ob er für mich ein Taxi anrufen könne."

Elke Gühnemann saß also ganz alleine im Dunkeln außerhalb aller Ortschaften. Ihr Handy hatte die 51-Jährige im Theater ausgeschaltet und vor lauter Panik fiel ihr erst einmal die Pin-Nummer nicht ein. Erst nach geraumer Zeit konnte sie sich wieder konzentrieren und ein Taxi rufen. Als Elke Gühnemanns Mann einen Tag später bei der NEW anrief, um sich zu beschweren, sei erneut erklärt worden: "Der Busfahrer hat richtig gehandelt. Er hatte eine Leerfahrt." Wenn er die 51-Jährige mitgenommen hätte, so wurde erklärt, wäre dem Busfahrer gekündigt worden.

Mittlerweile hat sich die NEW jedoch für das Verhalten des Busfahrers entschuldigt. Zwar habe er sich rechtlich völlig korrekt verhalten, sagt NEW-Sprecherin Christine Achtnich, menschlich gesehen hätte er aber Elke Gühnemann anbieten müssen, über die NEW-Leitstelle ein Taxi zu bestellen beziehungsweise er hätte seinen Vorgesetzten fragen können, ob er für in Fall der gehbehinderten Frau eine Ausnahme machen dürfe.

(RP)
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