Mönchengladbach Anti-Gewalt-Training für Frauen

Mönchengladbach · Weil Mädchen und junge Frauen gewaltbereiter werden, startet in Mönchengladbach ein Pilotprojekt. Bei einem Anti-Gewalt-Training wird den 18- bis und 24-jährigen Teilnehmerinnen gezeigt, wie sie Konfliktsituationen auch ohne Gewalt lösen können.

stadtmitte In den vergangenen Jahren hat die Gewaltbereitschaft bei Mädchen und jungen Frauen stark zugenommen. "Der Anteil der weiblichen Gewalttäter liegt aktuell im Bundesdurchschnitt bei etwa 23 Prozent", sagte Bernd Geiger-Battermann, Vorsitzender des Vereins Feste Hand. In Mönchengladbach möchte man diesem Negativtrend nun entgegenwirken. Im September startet unter dem Stichwort "Cool-Girls-Training" ein Anti-Gewalt-Training für junge Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren.

Unterdrückte Aggressionen

Das neue Modell richtet sich an gewaltbereite Frauen und Mädchen, denen während der rund zwölf Einheiten beigebracht werden soll, Konfliktsituationen ohne Gewalt zu lösen. Geleitet wird der Kursus von Silke Birx. Sie wurde in der Vergangenheit mehrfach auf das mangelnde Angebot zur Gewaltprävention bei Frauen angesprochen. Zu den Trainingsinhalten gehört der Umgang mit unterdrückten Aggressionen, die Auseinandersetzung mit der Frauenrolle in der Gesellschaft sowie die Selbst- und Fremdwahrnehmung.

"Die Situation, dass jemand in die Altstadt geht und plötzlich ein blaues Auge hat, gibt es nicht", sagt Birx. "Da steckt meist mehr dahinter." Häufig gehe eine Provokation oder ein Blickkontakt der Auseinandersetzung voraus. "Viele Frauen wissen gar nicht, wie sie auf andere wirken."

Gemeinsam mit Praktikantin Sophie Schumacher demonstriert sie eine Einheit aus dem Trainingsprogramm. Dabei attackiert sie die junge Frau und bringt sie in Bedrängnis. Die beiden Trainerinnen zeigen verschiedene Möglichkeiten, mit der prekären Situation umzugehen. Die Teilnehmerinnen des Seminars neigen entweder zu gewaltbereitem Verhalten oder haben bereits Gewalterfahrungen gemacht. Das Alter von 18 bis 24 Jahren wurde gewählt, weil sich die Frauen dann noch in einer Lebensphase befänden, in denen gute Prägungsmöglichkeiten bestehen.

Die Polizei hat bundesweit mit Anti-Gewalt-Trainings ziemlich gute Erfahrungen gemacht. Acht von zehn Jugendlichen kehren der Gewalt nach einem solchen Programm den Rücken. Bisher gab es diese Projekte vorwiegend für junge Männer. Sie stellen auch nach wie vor den größten Teil der jugendlichen Gewalttäter. "Aber da die Gewaltbereitschaft unter Mädchen immer weiter zu nimmt, besteht auch hier Handlungsbedarf", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Emil Brachthäuser. Von dem Gladbacher Pilotprojekt verspricht er sich viel: "Mädchen sind empfindsamer als Jungen. Sie können schneller auf Veränderungen reagieren. Das Training soll ihnen dabei helfen, ein Leben ohne Gewalt zu führen."

(RP)
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