Angedacht Wir haben die Wahl, Gott sei Dank

Mettmann · Am Sonntag ist Bundestagswahl. 61,8 Millionen Deutsche sind aufgerufen, den 18. Deutschen Bundestag zu wählen. Umfragen zu Folge planen mehr als 17 Millionen Wähler, sich an der Bundestagswahl nicht zu beteiligen. Als Begründung wird immer wieder Enttäuschung über die Parteien oder Unzufriedenheit mit der derzeitigen Politik genannt. Angesichts dieser enormen Zahl von Nichtwählern drängt sich mir die Frage auf: Warum gehe ich eigentlich wählen?

 Pfarrer Volker Horlitz, Evangelische Gemeinde Hochdahl.

Pfarrer Volker Horlitz, Evangelische Gemeinde Hochdahl.

Foto: a chu

Mein erster Gedanke ist: Respekt! Respekt den Menschen gegenüber, die als Politikerin und Politiker sich für das Gemeinwohl einsetzen, ungeachtet des schlechten Ansehens ihres Berufsstandes in der Bevölkerung. Respekt vor der Vielzahl an Themen, die sie zu bewältigen haben. Respekt vor der Menge an Arbeit, die sie zu leisten haben. Sicher, schwarze Schafe gibt es überall. Doch deshalb einen ganzen Berufsstand zu verunglimpfen, wer das tut, macht es sich zu einfach.

Ein weiterer Grund, warum ich wählen gehe: Dankbarkeit. Ich empfinde große Dankbarkeit dafür, in einem Land leben zu dürfen, das mir so viele Chancen eröffnet, mein Leben zu gestalten, wo nicht Willkür und Terror herrschen wie zum Beispiel in Ägypten oder Syrien. Ich bin dankbar dafür, in einem Land leben zu dürfen, wo Gesundheits- und Sozialsysteme greifen, wenn mein Leben von Krankheit oder Existenznot bedroht ist. Ich weiß um die Lücken und Unzulänglichkeiten in den Systemen, durch meinen Beruf habe ich ja immer wieder damit zu tun. Trotzdem bin ich dankbar, dass es sie gibt, Menschen nicht einfach sich selbst überlassen bleiben, wenn sie den Anforderungen unserer modernen und leistungsorientierten Gesellschaft nicht (mehr) genügen.

Ein letzter Grund, warum ich wählen gehe: Verantwortung. Wir leben in einer hochkomplexen Gesellschaft, die sich nicht dadurch reguliert, indem ich mich nicht beteilige. Ich möchte mit meiner Stimme die Kräfte stärken, die sich für das Wohl aller einsetzen. Ich möchte die Kräfte stärken, die die Schöpfung bewahren, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen und nicht nur von Gewinn und Profit geleitet werden. Ich möchte die Kräfte stärken, die sich für eine gerechte Verteilung dessen einsetzen, was Menschen in unserem Land erarbeiten. Wir haben die Wahl, Gott sei Dank!

PFARRER VOLKER HORLITZ, EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE HOCHDAHL VOLKER.HORLITZ@EKIR.DE

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort