Der Sport hält sie jung

Käthchen Grins hat gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert. Sie turnt einmal in der Woche beim TSV Gruiten und macht bei der Wassergymnastik mit.

 Bleibt am Ball: Käthchen Grins hält sich beim Seniorenturnen des TSV Gruiten fit.

Bleibt am Ball: Käthchen Grins hält sich beim Seniorenturnen des TSV Gruiten fit.

Foto: Anja Tinter

Mal rechts mal links lässt Käthchen Grins den grünen Gymnastikball um ihre Hüften kreisen. Umgeben von den übrigen Teilnehmern der Seniorenturngruppe steht sie in der Halle des TSV Gruiten und macht die Übungen mit. Ihre weißen Haare umrahmen die leicht geröteten Wangen und die vor Lebenslust funkelnden Augen. In ihrem gelben T-Shirt und der Sporthose steht sie leicht vornüber gebeugt.

"Im Moment habe ich einen Hexenschuss und kann leider nicht alles mitmachen", sagt die Sportlerin. Sie wirkt dennoch fit und ist stolz darauf, bei durchgedrückten Knien noch mit den Händen den Boden zu erreichen. "Das geht noch, auch wenn ich gerade etwas steif bin", sagt sie und demonstriert eindrucksvoll ihre Beweglichkeit. Es ist ihr nicht anzusehen, dass sie gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert hat. "Der Älteste in unserer Familie ist 104 geworden und solange ich noch kann und mir das Turnen Spaß macht, bleibe ich dabei."

Einmal in der Woche kommt sie mit ihrem Mann in die Turnhalle. Außerdem gehen sie gemeinsam zur Wassergymnastik und zum Schwimmen. Während er noch regelmäßig 1000 Meter absolviert, steigt sie nach der Hälfte aus dem Wasser. "Das reicht mir", sagt Käthchen Grins. Schließlich ist ihr Mann acht Jahre jünger. "Das hält mich zusätzlich auf Trab. Wenn er gut drauf ist, jagt er mich morgens aus dem Bett und dann machen wir vor dem Fernseher die Gymnastik mit", erzählt sie lachend.

Am liebsten bewegt sie sich jedoch schwerelos im Wasser. Seit ihr Vater sie als Zweijährige zum ersten Mal mit ins Schwimmbad nahm, ist sie dort in ihrem Element. "Damals gingen Herren und Damen noch getrennt baden. Doch die Männer haben nichts gesagt, weil ich ja noch klein war", erinnert sich die 90-Jährige. "Laufen konnte ich zwar noch nicht richtig, doch im Wasser fühlte ich mich sicher."

Sie blieb seitdem ihr ganzes Leben in Bewegung. Ihre Mutter war Turniertänzerin, ihr Vater passionierter Wanderer. Beide führten ihre Kinder früh an Sport heran. "Wir sind oft stundenlang gewandert, wenn das Ziel uns Kinder gereizt hat. Himmelfahrt sind wir immer die 20 Kilometer von Elberfeld nach Beyenburg zur Kirmes gelaufen und es musste schon sehr schlechtes Wetter sein, damit wir zurückgefahren sind." Wenn ihrer Mutter unterwegs die Füße wehtaten, weil sie sich weigerte, die bequemen aber weniger eleganten Wanderschuhe anzuziehen, schnitt der Vater ihr Löcher in ihre Schuhe.

"Im Sommer waren wir häufiger zum Zelten an der Lingensee-Talsperre. Vom Bahnhof aus sind wir dann mit Sack und Pack dorthin gewandert", erinnert sich Käthchen Grins. Sie hatte vor Ort immer viel Spaß daran, die Talsperre einmal zu durchqueren und die jungen Männer auf der anderen Seite zu überraschen. Später fuhr sie mit ihren eigenen Tochter und den drei Enkeln zum Wandern ins Sauerland und heute ist sie davon überzeugt, dass die körperliche Anstrengung sie gesund gehalten hat. "Es kommt selten vor, dass ich mal etwas habe, und krank bin ich eigentlich nie."

Ihren Bewegungsdrang teilt sie mit ihrem Mann, der einige Jahre selbst eine Walkinggruppe leitete. Wettkampfsport hat die beiden jedoch nie interessiert. "Unsere einzige Goldmedaille haben wir mal beim 24-Stunden-Rennen gewonnen. Unser Dackel Duff hat als schnellster Hund von Vohwinkel wesentlich mehr Preise erlaufen", berichtet Käthchen Grins. Die täglichen Spaziergänge mit dem Vierbeiner und die Arbeit im Garten halten sie zusätzlich fit. Als Vorbild sieht sich die sportliche 90Jährige dennoch nicht. "Das will ich auch gar nicht sein. Wir sind hier in der Turngruppe ein Team und einer ist für den anderen da." Um ihre Worte zu unterstreichen, stellt Käthchen Grins sich mitten in die Reihe und lässt den Gymnastikball vor sich auf den Boden prellen.

(RP)
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