Leichtathletik Der Kampf um Olympia

Leichtathletik · Lena Schmidt hat London als Ziel. Doch nach einem schwachen Saisonstart muss die 400-Meter-Läuferin der LG Stadtwerke Hilden erst einmal bei der Deutschen Meisterschaft bestehen.

Hilden Den bisherigen Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn erlebte Lena Schmidt im vergangenen Jahr. Denn bei der U 23-Europameisterschaft im tschechischen Ostrava holte die Langsprinterin der LG Stadtwerke Hilden über 400 Meter die Bronzemedaille. Das Edelmetall genießt für die 22-Jährige einen besonderen Stellenwert. "Es war meine erste Einzelmedaille bei einer EM", sagt sie stolz. Zugleich hatte die Studentin damit in der persönlichen Bestzeit von 52,62 Sekunden einen Platz in der 4 x 400-Meter-Staffel für die Weltmeisterschaft im südkoreanischen Daegu sicher.

Dort scheiterte das nationale Quartett allerdings schon im Vorlauf. Vor allem Lena Schmidt hat einen schweren Stand. Denn sie kämpfte vergeblich gegen die Französin Marie Gayot – erst in der Kurve, dann auf der Geraden. "Ich konnte ja auch nicht hinter sie zurückgehen, da hätte ich nicht frei laufen können", haderte sie nach dem Rennen mit sich, weil sie nicht ungehindert auf der Innenbahn durchkam. Weil auch die anderen Deutschen ihre Probleme hatten, verpasste die Staffel letztlich in 3:27,31 Minuten den Endlauf. Für Lena Schmidt war im Blick zurück schon der WM-Aufritt an sich eine tolle Leistung und eine Erfahrung, die sie nicht missen möchte.

In diesem Jahr hat die Hildenerin die Olympischen Spiele in London im Visier. Doch der Start in die Freiluftsaison verlief nicht nach ihrem Geschmack. Der erste Wettkampf Ende Mai ließ Zweifel aufkommen. Auch wenn Lena Schmidt die Kurpfalz-Gala in Weinheim mit anderthalb Sekunden Vorsprung für sich entschied. Die Zeit von 54,27 Sekunden war jedoch "für den eigenen Anspruch zu langsam", erklärt Tobias Kofferschläger.

Schlimmer lief es eine Woche später in Regensburg, als die Hildenerin bei der Sparkassen-Gala in 56,08 Sekunden auf dem letzten Platz landete. Und der Trainer begann mit der Ursachenforschung. "Das ganze Programm an ärztlichen Untersuchungen", berichtet Kofferschläger. Und war heilfroh, als die Ärzte endlich fündig wurden. Denn eine Schilddrüsen-Unterfunktion machte Lena Schmidt zuletzt einen Strich durch die Rechnung. "Die medikamentöse Feinabstimmung passte nicht", erklärt Kofferschläger. Denn: "Für einen Hochleistungssportler gelten engere Werte als für einen Büromenschen."

Trainer und Athletin waren gleichermaßen erleichtert, dass das Problem erkannt ist. Jetzt will Lena Schmidt auf der Zielgeraden der Olympia-Qualifikation noch einmal richtig Gas geben. "Wir müssen kämpfen bis zum letzten Termin und sehen, was dabei herauskommt", gibt Kofferschläger die Marschroute vor. Der Coach baut auf die Willenskraft der Hildenerin. "Sie richtet momentan ihr ganzes Leben danach aus", weiß er, dass der Fokus auf London liegt. Zunächst aber wendet sich der Blick zur Europameisterschaft in Helsinki. Die EM-Norm für das Einzelrennen liegt bei 52,15 Sekunden – und die letzte Möglichkeit, sie zu knacken, besteht am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid. Für einen Start in der Staffel muss sich Lena Schmidt zumindest unter den besten Fünf in Deutschland einreihen – ein Unterfangen, das machbar ist. "Die Staffel ist das primäre Ziel", unterstreicht Kofferschläger. Ob es unter den aktuellen Voraussetzungen zu realisieren ist, bleibt abzuwarten. Doch wer Lena Schmidt kennt, weiß: Sie gibt nicht auf.

(RP)
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