Erkrath Mit 85 Jahren im Englisch-Kurs

Erkrath · Weil im täglichen Leben viele englische Wörter verwendet werden, lernt die Erkratherin Lieselotte Bierfeld noch im hohen Alter eine Fremdsprache. Ihr Motto: "Im Alter endlich das aufholen, was man früher versäumt hat".

 Lieselotte Bierfeld hat an der Volkshochschule einen Englischkurs belegt. Sie hat ihre ganze eigene Lernmethode entwickelt und denkt abends über die Vokabeln nach.

Lieselotte Bierfeld hat an der Volkshochschule einen Englischkurs belegt. Sie hat ihre ganze eigene Lernmethode entwickelt und denkt abends über die Vokabeln nach.

Wenn es "Good morning everybody. How are you today?" heißt, sitzt die 85-jährige Lieselotte Bierfeld in den Räumen der Begegnungsstätte der Johanniter in Hochdahl. Die gebürtige Berlinerin lernt seit September Englisch bei der Volkshochschule Erkrath (VHS). Sie findet Englisch sehr interessant, wie sie erklärt, und findet es wichtig, heutzutage Englisch zu können, da allein im alltäglichen Leben unzählige englische Wörter verwendet werden. "Außerdem bin ich nicht weniger intelligent, als viele Menschen, die Englisch sprechen", sagt sie und lacht. In Berlin besuchte sie die Volksschule, da sie dort aber kein Englisch lernen konnte, wollte sie schon lange einmal einem Kurs absolvieren.

Als sie 1949 mit ihrer Familie nach Aachen umzog, fehlte dafür jedoch das Geld. Nun hat sie genug Zeit, um den Kurs, der ihr im Programmheft der VHS aufgefallen war, zu besuchen. Der Kurs gefällt ihr, die Mischung aus Witz und Ernst gelingt gut. Ob die Anderen besser sind als sie, darüber macht sie sich keine Gedanken: "Alle sind zwar jünger als ich, aber sehr nett und wir lachen viel", erzählt sie. Obwohl zu einer Sprache auch Grammatik, Regeln und Vokabeln dazugehören, fällt ihr das Lernen nicht schwer.

Interesse an Wissenschaft

Sie hat ihre eigene Lernmethode: Abends im Bett denkt sie über das Gelernte nach und versucht, richtige Sätze aufzusagen. Klappt es nicht, schaut sie sofort in ihrem Lehrbuch nach den fehlenden Vokabeln. Schon nach zwei Monaten kann sie andere Menschen auf Englisch begrüßen, sich und Andere vorstellen und erzählen, wo sie wohnt, woher sie kommt und wie es ihr geht. Oft kommt das Englische ihr wie ein deutscher Dialekt vor.

Neben dem Englischkurs ist sie bei der Caritas in Alt-Erkrath und den Johannitern in Hochdahl ehrenamtlich tätig. Dort hilft sie demenzkranken Menschen, indem sie mit ihnen spielt, spricht und Kaffee trinkt. Außerdem ist sie sehr wissenschaftlich interessiert, weshalb sie "im nächsten Leben Wissenschaftlerin werden möchte." Daher schaut sie nur Fernsehsendungen, bei denen man auch etwas lernen kann, wie sie betont. "Da die interessantesten Dokumentationen nachts laufen, kommt es manchmal vor, dass ich kaum schlafe", sagt sie. Doch das macht ihr nichts aus. Weil sie ihre Mutter über Jahre hinweg pflegen musste, fing ihr Leben erst danach richtig an.

Nun hat sie mehr Zeit für sich und ihre Interessen. Ihr Zukunftswunsch ist bescheiden: Sie möchte so bleiben, wie sie ist, denn das Leben ist schön so. Ihr Motto lautet: Alles, was man früher nicht gemacht hat, muss man im Alter nachholen. "Mein Ziel ist es, 120 Jahre alt zu werden. Das sind ja nur noch 35 Jahre!" Und bis dahin möchte sie noch etwas erfinden.

(lam)
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