Mettmann Immer mehr Gewalt zu Hause

Mettmann · Das Land nimmt seine Kürzung der Mittel für das Mettmanner Frauenhaus zurück. Der Kreis stellt mehr Geld für die Interventionsstelle zur Verfügung. Die Polizei musste in diesem Jahr schon über 600 Mal einschreiten.

Die Fälle häuslicher Gewalt in den Städten des Kreises Mettmann häufen sich. Daher soll häusliche Gewalt im Kreis intensiver bekämpft werden. Der Sozialausschuss des Kreistages beschloss jetzt mit großer Mehrheit, die Mittel für die "Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt" von bisher 32 000 Euro um mehr als 13 000 Euro aufzustocken. Damit trägt der Kreis dem Umstand Rechnung, dass die Zahl der Vorfälle seit Gründung der Interventionsstelle deutlich zugenommen hat.

Immer mehr Schläger

Im Gründungsjahr 2010 wurden 311 Fälle gemeldet, in denen meist Frauen und Kinder von ihren Lebenspartnern geschlagen oder gar mit dem Tode bedroht wurden. Im ersten Halbjahr 2011 gingen dagegen bereits 227 Meldungen bei der Interventionsstelle ein. Nach Angaben des Trägers, des SKFM, hat die Zahl der Fälle bis Oktober bereits die Gesamtzahl des Vorjahres übertroffen.

Die Polizei berichtet von einer noch höheren Zahl an Vorfällen. Danach mussten Beamte in diesem Jahr bis zum 30. September 608 mal einschreiten, weil ein Beteiligter den häuslichen Frieden störte. 212 mal verwiesen sie den Schläger der Wohnung. Soweit die Frauen ihr Einverständnis erklären, wird von dem jeweiligen Fall die Interventionsstelle in Kenntnis gesetzt.

Sind Kinder betroffen, wird in jedem Fall das zuständige Jugendamt der jeweiligen Stadt informiert. Soweit die Voraussetzungen für eine Wohnungsverweisung des Täters nicht gegeben waren, händigten die Beamten den Frauen eine Dokumentation des Polizeieinsatzes aus, die es den Opfern ermöglicht, beim Amtsgericht Schutz zu beantragen.

Die zusätzlichen Mittel für die Interventionsstelle stehen zu Verfügung, weil das Land NRW seit Mitte des Jahres die vierte Stelle im Mettmanner Frauenhaus wieder fördert. Als die schwarz-gelbe Vorgängerregierung 2007 diese Förderung in Höhe von 26 000 Euro eingestellt hatte, übernahm der Kreis die Kosten, da das Frauenhaus wichtig und aus der Gewaltschutzarbeit nicht mehr wegzudenken sei, so Kreisdirektor Martin Richter. Da das Land die Finanzierung jetzt wieder übernimmt, sei nur konsequent, dass der Kreis seine Förderung einstellt. Die Hälfte dieses Betrages soll allerdings in die Interventionsstelle fließen.

Durch die intensive und umfassende Beratung der Opfer durch die Interventionsstelle könne zudem eine Vielzahl der kostenträchtigen Aufnahmen von Frauen im Frauenhaus vermieden werden, so Richter. 2006 wurde im Frauenhaus in Mettmann 62 Frauen und 52 Kinder aufgenommen. 2010 waren es 54 Frauen und 41 Kinder.

Eine Bleibe beim SKFM

Wohnprojekte des Mettmanner SKFM und des SKF Ratingen bieten Frauen, die sich nicht mehr nach Hause wagen, ebenfalls eine Bleibe. Die Mettmanner verfügen über sechs Wohnungen, die Ratinger über elf. Das Wohnprojekt des SKFM war im ersten Halbjahr 2010 mit sechs Frauen und sieben Kindern belegt, die Ratinger Wohnungen mit neun Frauen und zehn Kindern.

(RP)
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