Mettmann Künstlerpaar saniert Haus am Markt

Mettmann · Anni Laflamme (Flöte) und Christian Binde (Horn) haben ihren Ruhepol in Mettmann gefunden.

 Flötistin Anni Laflamme und Hornist Christian Binde in ihrer Wohnung am Metttmanner Markt. Kennengelernt haben sich die beiden in Wien.

Flötistin Anni Laflamme und Hornist Christian Binde in ihrer Wohnung am Metttmanner Markt. Kennengelernt haben sich die beiden in Wien.

Foto: dietrich janicki

Es ist immer wieder verblüffend und höchst erfreulich, wie viele Künstler es nach Mettmann zieht. Von weit her, aus Kanada, kommt Anni Laflamme, eine international gefragte Flötistin, die mit ihrem Mann (er stammt aus Duisburg) vor mehr als zwei Jahren ins Städtchen gezogen ist und sich richtig wohlfühlt.

In Rimauski, einer Stadt der Größe Mettmanns, 300 km von Québec entfernt, ist die Flötistin, die sich seit einigen Jahren mehr und mehr auf historische Instrumente konzentriert, groß geworden und besuchte schon mit acht Jahren eine Schule, die einen Zweig für musikalisch Hochbegabte unterhielt. Später ging sie nach Montreal, wo sie 1998 ihr Examen an der dortigen Musikhochschule ablegte.

Mit Rucksack und Flöte zog es sie 1999 nach Wien. Sie verdiente sich ihren Unterhalt mit Unterricht und bestand eineinhalb Jahre später die Aufnahmeprüfung am Königlichen Konservatorium Den Haag, einem Mekka für Flötisten.

Ihr Mann, Christian Binde, hatte sich zunächst die Trompete auserkoren, wechselte aber bald zum Horn und hat sich diesem Instrument vollends verschrieben. Das Gymnasium besuchte er in Essen, es folgte ein Studium an der Folkwang Musikhochschule Essen, später ging er nach Köln und hatte später eine feste Stelle als Hornist in Ostdeutschland. Aber auch ihn zog es nach Wien, ebenfalls mit der besonderen Bindung zu historischen Instrumenten. Dort haben sich die beiden bei einem Projekt kennengelernt, aber erst 2006 sind die beiden freischaffenden Künstler nach NRW gezogen, sie nach Bochum, er nach Köln.

Lange haben sie gesucht, nach einem Haus mit viel Charakter und Platz genug für Familie und die unterschiedlichsten Zeiten zum Üben und sind in Mettmann am Markt fündig geworden.

Ihre Hochzeit fand 2016 in der alten Bürgermeisterei statt und gefeiert wurde einfach vor dem Haus. Wer vorbei kam, war eingeladen und so konnten sie ein großartiges Fest bei strahlendem Sonnenschein genießen. Der Alltag der beiden ist geprägt von zwei Dingen: Unterschiedlichen Engagements rund um den Erdball, gelegentlich auch gemeinsame Reisen zu verschiedenen Festivals und einem Haus, das von Kern auf saniert werden muss. Der Denkmalschutz macht die Arbeiten nicht immer leichter, aber authentischer. So ist im Erdgeschoss des Hauses, das immerhin 200 Quadratmeter Wohnfläche besitzt, ein Raum fertiggestellt mit original Lehmputz an den Wänden. Wenn aber zum Beispiel das Freiburger Barockorchester oder die Musicaterna aus Perm (Ural) anrufen, muss die Sanierung eben wieder aufgeschoben werden. Aber die beiden strahlen.

So um die 270 Tage waren Anni Laflamme und Christian Binde im vergangenen Jahr unterwegs, mal gemeinsam, mal jeder für sich. Deshalb genießen sie den gemeinsamen Ruhepol am Markt und haben auch vorausschauend die ersten Weiche für ein etwas ruhigeres Leben gestellt: Sie gründeten ein eigenes Kammerorchester, das mit Musikern aus dem Kölner Raum und eben Anni Laflamme und Christian Binde besetzt ist: die compagnia di punto. Noch suchen sie einen festen Spielort, wollen einen Verein gründen und etwa vier Konzerte im Jahr in der Heimat veranstalten.

Neben all diesen Aktivitäten hatte Christian Binde noch Zeit, eine technische Erfindung zu machen und als Patent eintragen zu lassen: Eine Mehrwegtube aus Kunststoff, in die die notwendigen Utensilien auf Reisen wie Duschgel und Shampoo in handliche Tuben umgefüllt werden können, ohne jedes Mal eine Packung wegwerfen zu müssen. Die Produktion läuft bereits.

Anni Laflamme haben die Konzertfreunde bereits im April in der Kulturvilla erleben dürfen. Hoffen wir auf ein gemeinsames Konzert der beiden umtriebigen Künstler.

(eise)
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