Wülfrath Cartoonist Münch: So lebten die alten Wülfrather

Wülfrath · Mit dem Heft, "So lebten die alten Wülfrather", knüpft der Heimatbund an seine langjährige Tradition an, Mitglieder in der Vorweihnachtszeit mit einer Jahresgabe zu erfreuen. "Wir haben in der Vergangenheit sogar einmal eine Mundart-CD verschickt und im Folgejahr ein entsprechendes Text-Heft zum Mitsingen", sagte Vorsitzender Ralf-Robert Atteln.

"Es ging uns immer darum, Heimatfreunde über historische Themen zu informieren", ergänzte Ehrenvorsitzender Willi Münch, der einst den Anstoß dazugab, als Robert Atteln noch den Heimatbund führte. In einem Pressegespräch in der Buchhandlung Rüger stellten Münch und Atteln das neue Werk vor.

Mit spitzer Feder geschrieben

Mit spitzer Feder geschrieben und humorvollen Cartoons ist es ist ein "echter Münch". Nach "Wülfrather Geschichtssplitter" (2009) wäre es doch mal nett, in die neuere Geschichte zu gucken, hatte sich der Heimatforscher, Cartoonist und ehemalige Museumsleiter gesagt und zu Berichterstattern gegriffen, "die heute nicht mehr bekannt sind." Neben Carl Schmachtenberg und seinem Fund an "Mitteilungen alteingesessener Bürger im Verlauf volkskundlicher Untersuchungen", hat er sich Veröffentlichungen von Dr. Otto Funcke, Walter Heikaus, August Lomberg, Gert Ritter vorgenommen.

Nicht zimperlich ging es beispielsweise bei Funckes Vater, Wundarzt Carl Funcke, zu, wenn es galt, einem Knecht einen Zahn zu ziehen. Münch gibt ein drastisches Bild davon. Der Leser erfährt, wie Johann Peter Neumann, von 1819-1861 evangelisch-reformierter Pastor, in Wülfrather Teichen im Adamskostüm seinem Reinlichkeitsdrang nachkam. Das Büchlein widmet sich den örtlichen Gepflogenheiten beim Schweineschlachten, der Kornbrennerei, den Hauswebstühlen, weihnachtlichen Traditionen, den Russen, die 1813 nach der Franzosenzeit in Wülfrath einzogen und anderem mehr.

"Es sollte alles nicht so bierernst sein", merkte Münch an. Höchst unterhaltsam zeigte der 80-Jährige sich im Pressegespräch einmal mehr als eine Fundgrube von Geschichten und Geschichte. Er wusste von Anwohnern des Kirchplatzes, die fast alle Schweine hatten und sie in der Nähe schlachteten. "Wir haben als Kinder zugeguckt."

Ergänzend zu der in dem Büchlein aufgeführten Begebenheit vom "Stadtochsen", mit dem Hugo Forsthoff den Müll abfuhr und der 1945 von einem Jagdbomber getroffen wurde, erzählte er, was danach im Ort die Runde machte. Das Fleisch des toten Tieres sei nirgendwo aufgetaucht. "Die Stadtochsen haben sich den Stadtochsen einverleibt", soll es geheißen haben.

Buchverkauf: Einen Teil der Auflage verkauft Buchhändler Rüger für den Heimatbund ehrenamtlich in seinem Geschäft, Preis fünf Euro.

(rmg)
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