Serie Areal Böhler Was Böhler heute in Meerbusch produziert

Meerbusch · Zwar wird in den Industriehallen auf dem Areal Böhler kein Stahl mehr produziert, Stahl ist aber noch immer das vorrangige Geschäft des Konzerns. Der Stahl wird gestanzt, zugeschnitten, gefräst oder auch gepresst. Je nach Auftrag

"Stahl für die Besten der Welt" lautet der Werbe-Spruch von Böhler-Uddeholm. Und damit markiert die Geschäftsführung auch schon, dass das Unternehmen zu den Marktführern im Bereich Stahl-Verarbeitung gehört. Seit dem Jahr 2007 ist Böhler-Uddeholm die Edelstahl-Division des Voestalpine-Konzerns.

Als solche gehört sie zu den Top-drei-Lieferanten für hochqualitatives Blech und Hochschnellarbeitsstahl. Dieser Geschäftsbereich macht rund die Hälfte des Jahresumsatzes der Division aus. Auch im europäischen Automobil-Subzulieferer-Geschäft gehört das unter anderem in Meerbusch ansässige Stahlunternehmen zu den drei größten Zulieferern. Europäischer Marktführer ist Böhler-Uddeholm im Bereich Sonder- und Spezialprofile. Ein Bereich, der um die 13 Prozent Umsatz pro Jahr einbringt. Wirtschaftliche rentabler ist da die Verarbeitung von Stahl zu Weichen. Hier ist Böhler-Uddeholm Weltmarkt-Führer. Zusammen mit der Produktion von Schienen und veredelten Drahten macht der Geschäftsbereich 27 Prozent des Umsatzes aus.

In den Werkshallen auf dem Areal Böhler verarbeitet die Division Böhler vor allem Werkzeugstahl in Form von Kalt-, Warm- und Schnellarbeitsstahl. Auch Kunststoffformenstahl wird produziert. Verwendet werden mehr als 200 Stahlmarken. Eingesetzt wird der Werkzeugstahl für Güter des täglichen Bedarfs, wie zum Beispiel Messer, Schrauben oder auch Flaschenöffner. Ob Kalt-, Warm-, oder Kunststoffformenstahl verwendet wird, hänge vom Anforderungsprofil des Kunden ab, so Böhler-Uddeholm. Warmarbeitsstahl werde dann eingesetzt, wenn die Anwendungsbereiche Schmieden, Druckgießen oder Strangpressen zum Einsatz kommen. Das ist zum Beispiel bei der Produktion von Getriebehäusen der Fall.

Wenn die Stahlform für spätere Kunststoffprodukte gefertigt werden, muss sich der verwendete Stahl gut pressen lassen. Der Stahl muss außerdem besonders Korrosionsbeständig und gut polierbar sein. Daher wird dafür der sogenannte weiche Kunststoffformenstahl verwendet. Für Industriemesser, Gewindewalzen oder auch Fahrradketten-Teile wird Kaltarbeitsstahl verwendet. Er eigne sich besonders gut für die Anwendungsbereiche Schneiden, Stanzen, Umformen. Der Kaltarbeitsstahl ist bis zu einer Oberflächentemperatur von 200 Grad Celsius einsetzbar — Warmarbeitsstahl kann auch noch bei 650 Grad eingesetzt werden.

Viele der in Meerbusch gefertigten Stahlteile von Böhler-Uddeholm werden mit Zerspanungstechnik bearbeitet. Dafür wird zumeist Hochleistungs-Schnellarbeitsstahl verwendet. Darunter verarbeite man einen hohen Anteil an pulvermetallurgischen Werkstoffen, sagte die Unternehmensführung. Die sogenannten PM-Werkstoffe der dritten Generation hätten eine deutlich bessere Druckbelastbarkeit, Zähigkeit und Polierbarkeit. Vor allem aber sei die Verschleißung deutlich geringer als bei herkömmlichem Schnellarbeitsstahl. Aus diesem Stahl hergestellt werden in Meerbusch zum Beispiel Spiralbohrer, Schneidräder oder Stanzen.

Je nach Wunsch und Anforderung können die Industrie- und Zerspanungsmechaniker bei Böhler-Uddeholm einbaufertige Werkzeuge produzieren oder auch Turbinen für Flugzeuge mit Frästechnik einsetzbar machen. Denn in den Meerbuscher Werken werden auch Sonderwerkstoffe für die Luftfahrt oder Automobilbranche gefertigt. Die Maschinen, die dafür eingesetzt werden, können Teile mit einem Gewicht von bis zu zehn Tonnen bearbeiten.

Um die bestmögliche Qualität zu gewährleisten, versuche man, die Maschinen auf dem neuesten Stand zu halten, heißt es bei Böhler. Neben einem horizontalen Bohrwerk gibt es unter anderem Tiefbohrfräsenzentren, Karusselldrehmaschinen und einen großen Sägenpark mit 71 Sägeautomaten. Die angebundene Logistik gewährleistet einen Versand der Produkte binnen 48 Stunden nach der Fertigung. Zudem werden die Kunden auch auf Wunsch vor Ort durch technische Berater betreut und über die Produktionsabläufe informiert.

(RP)
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