Meerbusch Fahrradtraining mit Aha-Effekt

Meerbusch · Die Aktion "Senioren sicher im Sattel" fördert die Mobilität im Alter.

 Friedel Lütte (72) im Gespräch mit Polizist Franz-Josef Baumeister.

Friedel Lütte (72) im Gespräch mit Polizist Franz-Josef Baumeister.

Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Im Laufe dieser Woche findet an unterschiedlichen Orten in Meerbusch wieder Fahrradtraining für Menschen im Alter ab 55 Jahren statt.

Franz-Josef Baumeister (58), Verkehrssicherheitsberater der Polizei des Rhein-Kreises Neuss erklärt, wieso das Fahrradtraining gerade für Senioren so wichtig ist: "Wenn jemand im Alter von 70 Jahren zum Beispiel in einen Unfall verwickelt ist, sind die Folgen oft ganz andere und viel schwerer abzusehen. Ein junger Mann von 20 Jahren hat von einem ähnlichen Unfall ein paar blaue Flecken und nach zwei bis drei Wochen merkt er davon nichts mehr. Bei Senioren sieht es da ganz anders aus: die müssen ins Krankenhaus und tragen richtige Verletzungen davon." Oft seien die Verletzungen auch so stark, dass das ganze Leben davon plötzlich beeinträchtigt wird: "80 Prozent der eingelieferten Unfallteilnehmer auf Fahrrädern haben Kopfverletzungen. Manchmal erholt man sich davon nie wieder."

In Kooperation mit der Stadt Meerbusch und ortsansässigen bietet die Polizei des Rhein-Kreises Neuss Reaktions- und Sehtest, gibt es praktisches und theoretisches Training und Tipps für den Verkehr als Fahrradfahrer. Außerdem kann man sein Fahrrad auch von der Polizei codieren lassen. Jedes Jahr nehmen durchschnittlich 50 bis 60 Senioren mit ihren Fahrrädern teil. Im Mittelpunkt der Aktion steht die sichere Mobilität im Alter, die auch für Senioren gewährleistet sein soll.

Neben dem Bewusstmachen der Gefahren, die vor allem für Senioren sehr groß sind, geht der Baumeister aber auch auf die theoretischen Veränderungen im Verkehr ein: "Leute, die seit 50 Jahren Fahrrad fahren, denken oft 'Ich kann's doch', aber gerade Neuerungen im Straßenverkehr oder die Beschilderung wird oft nicht wahr genommen. Nach dem theoretischen Teils unseres Trainings stehen die Teilnehmer oft da und sagen 'Das habe ich mich schon immer gefragt und nie gewusst, was es mit dem Schild auf sich hat.' Dann wissen wir für uns natürlich, dass es sinnvoll ist."

Norbert Lickes, Sozialarbeiter der Stadt Meerbusch zuständig für Seniorenarbeit, erzählt auch vom falschen Bild des Fahrradfahrens: "Fahrradfahren ist im Kopf der Menschen schick, umweltbewusst und modern – aber es ist auch gefährlich." Als Fahrradfahrer ziehe man immer den Kürzeren: "Auf dem Fahrrad ist man ja komplett ungeschützt." Und wenn jemand im Alter dann das Auto gegen das Fahrrad eintausche, sei er sich dessen gar nicht mehr bewusst. Außerdem sagt er: "Was bringt es, wenn man im Krankenhaus weiß 'Ich hatte Recht, das Auto hätte halten müssen'? – Eben das bringt gar nichts mehr."

(RP)
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