Meerbusch Vereine machen mobil

Düsseldorf · Ganz ohne Saal geht es nicht, finden Karnevalisten und Schützen-Bruderschaft. Sie wollen jetzt die Interessengemeinschaft wiederbeleben, die Anfang der 70er Jahre für den Bau des Bürgersaals gekämpft hat.

Die fünfte Jahreszeit ist in vollem Gange. Umso schmerzlicher spüren die Büdericher Karnevalsgesellschaften, dass etwas fehlt: ein Saal um die Ecke, wo sie feiern können. Nachdem der Gasthof Burchartz an der Necklenbroicher Straße geschlossen hat (Juli 2010), haben die Jecken verzweifelt eine Alternative gesucht, doch keine gefunden. Die Karnevalsgesellschaft Büdericher Heinzelmännchen hat sowohl die Kinder- als auch die Prunksitzung absagen müssen. Die Gesellschaft Blau-Weiß macht ebenfalls keine Prunksitzung. "Glücklicherweise konnten wir Büttenredner und Interpreten, die schon gebucht waren, auf das nächste Jahr vertrösten. Die Künstler waren verständnisvoll", sagt Hans-Werner Koch, der jetzt im Auftrag der beiden Karnevalsvereine und der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft wieder mobil macht. Er will die Interessengemeinschaft Meerbusch-Büderich wiederbeleben — als Interessengemeinschaft II.

"Wir haben alle Vereine in Büderich angeschrieben, die einen Saal für ihre Versammlungen, Treffen und Veranstaltungen benötigen könnten", sagt Koch, der noch einmal den Versuch starten will, einen Raum für Büderichs Vereine zu bekommen. Auch die Reaktivierung des Saals Burchartz haben die Vereine noch nicht aus dem Auge verloren. "Ich habe mit dem Zwangsvollstrecker gesprochen", sagt Koch, "und angekündigt, dass wir den Bedarf ermitteln." Ein Fragebogen, der die Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Vereine abfragt, ist dem Schreiben beigefügt.

Anfang der 70er Jahre hatte die Interessengemeinschaft schon einmal erfolgreich für einen Bürgersaal gekämpft. "Nach der Vereinsgründung haben wir mit der Stadt verhandelt. Diese hat ein Darlehen in Höhe von 300 000 Mark über 20 Jahre zur Verfügung gestellt. Die Brauerei Gatzweiler als Bauherr baute den Saal", berichtet Koch. Ob das unter heutigen Bedingungen so noch einmal möglich sei, müssten nun die Rückmeldungen zeigen. Dass die Vereine nicht mehr so aktiv sind, wie noch vor 40 Jahren, weiß auch Koch.

Willi Burchartz hatte bereits 2001 die Stadt auf die Probleme mit dem Bürgersaal hingewiesen, dessen Betrieb sich aus seiner Sicht nicht mehr rechnete. Denn seit Ende der 90er Jahre ging es bergab mit den Veranstaltungen. Die großen Bälle von Motorsportclub, Awo, Feuerwehr, der Schützenkarneval, der Silvesterball und diverse private Veranstaltungen blieben eine nach der anderen aus. Auch die Stadt wollte nicht weiter einspringen. "Mit den Parteien haben wir uns jetzt darüber verständigt, dass wir das Thema als Vereine noch einmal anpacken", sagt Koch — um der Überparteilichkeit willen.

(RP)
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