Leverkusen TMD streicht 570 Stellen in der Fixheide

Leverkusen · Automobilzulieferer TMD Friction schließt Ende 2017 seine Bremsbeläge-Produktion in Leverkusen und verlagert sie komplett an seinen zweiten NRW-Standort Essen. Die Produktionsmitarbeiter sollen mitgehen. Die Zentrale bleibt hier.

 Bethold Schlinge von der Geschäftsführung der TMD Friction Esco GmbH verkündete gestern die Umzugspläne der Bremsbelagproduktion ins Werk nach Essen. Die Mitarbeiter sollen mitgehen.

Bethold Schlinge von der Geschäftsführung der TMD Friction Esco GmbH verkündete gestern die Umzugspläne der Bremsbelagproduktion ins Werk nach Essen. Die Mitarbeiter sollen mitgehen.

Foto: ralph Matzerath

Nach 101 Jahren ist Schluss für die Textar-Bremsbeläge-Produktion im Rheinland. Sie zieht ins Ruhrgebiet um. In Essen will TMD Friction (früher Textar) seinen Standort für 53 Millionen Euro ausbauen. "Der Mutterkonzern Nishinbo aus Japan hat das Großprojekt heute freigegeben", berichtete Berthold Schlinge von der Geschäftsführung der TMD Friction Esco GmbH. "Das ist für uns ein Vertrauensbeweis der Japaner in TMD."

Gestern Morgen hat das Unternehmen die Beschäftigten informiert. "Es herrschte eine emotionale Stimmung", gestand Schlinge. TMD will die 450 Mitarbeiter aus der Produktion und die 120 aus dem Technikum und angeschlossenen Bereichen mit ins neue "Leitwerk" nehmen. "Unser Ziel ist es, alle Arbeitsplätze zu sichern. Jeder Betroffene in Leverkusen bekommt ein Jobangebot in Essen. Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben", versprach der Manager.

Allerdings: Wer aus privaten Gründen nicht nach Essen wechseln will, kann nicht in Leverkusen bleiben. "Mitarbeiter, die nicht mitgehen können, werden wir unterstützen, bis hier die Produktion ganz stillliegt", sagte Schlinge zu.

Hauptgrund für den Produktionstransfer nach Essen: der Platz. In der Fixheide gebe es keine Kapazitäten für einen Ausbau, in Essen stehen TMD in einem Industrieareal 100 000 Quadratmeter zur Verfügung. 45 000 davon für die Produktion - das Fünffache der Produktionsfläche in der Fixheide. Ein Umzug innerhalb Leverkusens, etwa in den Chempark, "wäre wesentlich teurer geworden", kommentierte Schlinge. TMD habe abgewägt, ein Werk in einem Niedriglohnland zu errichten, habe sich bei der Neuausrichtung "Strategie 2020" aber bewusst für den Standort NRW entschieden. Anlieferung, Lager, neue Mischerei, Fertigung und Versand sollen im Ruhrgebiet ineinandergreifen. Bestimmte Produktionsmaschinen will TMD künftig auch selbst in Essen bauen. Insgesamt sollen 2016 rund 42 Millionen Bremsbeläge vom Band laufen, bis 2020 soll die Menge auf 54 Millionen gesteigert werden. "Wir erweitern das Werk insgesamt auf eine Kapazität von 65 Millionen." Bisher stellt TMD in der Fixheide im Jahr 30 Millionen Beläge her, 18 Millionen in Essen.

Die Größe des Essener Areals biete die Möglichkeiten, dem Wettbewerbsdruck standzuhalten. 2009 hat TMD mit der Entwicklung kupferfreier Beläge angefangen, 2020 sollen sie 50 Prozent der Produktion ausmachen. "Kupferfreie und kupferhaltige Mischungen für die Beläge müssen streng getrennt werden. Das geht in Leverkusen nicht", erläuterte der Manager. Deswegen gebe es für General Motors (GM) kein TMD-Produktionswerk in Westeuropa. "In Essen ist eine saubere Trennung möglich. Wir gehen davon aus, dass GM den Standort freigibt", nannte er ein Beispiel.

Baustart für die Mischerei ist im dritten Quartal 2015, der Produktionsstart in Essen für das vierte Quartal 2016 geplant. Erste Maschinen aus Leverkusen gehen im Frühjahr 2016 rüber. Etwas später folgen die ersten Mitarbeiter. Die strategischen Geschäftsbereiche (420 Mitarbeiter) bleiben in Leverkusen.

(RP)
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