Rhein-Wupper Abfahrt mit Markus Wasmeier

Rhein-Wupper · In Minute 28 kam bei der Eröffnungsfeier der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen das Stichwort für Jörg Schwarz: Der ehemaliger Leichlinger vom Bayer-Ski-Club beteiligte sich als Rosenkavalier an der Schau.

Bei der Generalprobe kamen Bedenken auf. "Die ging richtig in die Hose. Da dachten wir schon: Das gibt eine Katastrophe", erzählt Jörg Schwarz. Aber über Nacht präparierten Helfer die blank gerutschte Piste, so dass am folgenden Tag alles glatt ging — glatt im Sinne der Choreographie: Rund zwei Dutzend Rosenkavaliere, zu denen die deutschen Ski-Größen Katja Seizinger und Markus Wasmeier zählten, fuhren in schwarzen Hosen, weißen Jacken, mit Zylinder auf dem Kopf und Rose in der Hand bei der Eröffnungsfeier der alpinen Ski-WM den Aufsprunghügel der Sprungschanze in Garmisch-Partenkirchen hinunter.

"Rosenkavalier" des Bayer-Clubs

Einer von ihnen war Schwarz. Der 46-Jährige steht seit gut 30 Jahren für den Ski-Club Bayer Leverkusen auf den Brettern, die die Welt bedeuten für Wintersportler. Früher hat er seinen Sport wettkampfmäßig betrieben, vorzugsweise nahm er an Abfahrten teil. Inzwischen ist der gebürtige Kölner, der in Leichlingen aufgewachsen ist, gleich doppelt ins Lehrerfach gewechselt: Hauptberuflich unterrichtet er Sport und Wirtschaftswissenschaften an einem Berufskolleg. Zudem ist er einer von 35 Ausbildern des Bundes-Lehrteams, das für den Deutschen Ski-Verband Ski-Lehrer ausbildet.

In letzter Funktion erhielt er im Herbst eine E-Mail. Gesucht wurden geübte Fahrer, die sich an der Eröffnungsfeier beteiligen wollen. Schwarz hatte Lust und — weil er derzeit in Elternzeit ist — Zeit. Nach ein paar Trainingsterminen hatte der Rosenkavalier (gespielt wurde dazu die gleichnamige Suite von Richard Strauss) des Bayer-Klubs etwa zur Halbzeit der dreiviertelstündigen Schau seinen Auftritt. "Wir hatten alle einen Knopf im Ohr, bekamen sämtliche Regie-Anweisungen mit. In Minute 28 kam sein Stichwort. "Schwierig war nur, die Kommandos sekundengenau einzuhalten. Skifahrerisch war das alles kein Problem", erzählt Schwarz. Nach etwa 15 Sekunden sei alles schon vorbei gewesen.

"Es war super-spannend mitzuerleben, wie bei so einem Riesenprojekt alles ineinanderfließt", erzählt der Lehrer, der inzwischen in Übach-Palenberg lebt. Vom Abend in Garmisch bleiben zwar keine Reichtümer bei Schwarz hängen (aus dem 1,5-Million-Euro-Etat der Feier gibt es für ihn Hotelübernachten, Essen, Fahrtgeld und vielleicht eine kleine Aufwandsentschädigung), dafür aber tolle Erinnerungen: vom Bergsteiger, der auf der Projektionsfläche auf dem Aufsprunghügel einen Gipfel erklimmt ("Das war beeindruckend") bis zum Auftritt der Spider Murphy Gang auf der Party hinterher.

Schwarz' Wirkungskreis als aktiver Rennfahrer hat sich inzwischen auf Slaloms und Riesenslaloms für "Alte Herren" verlagert. Vor zwei Jahren hat er in dem Bereich selbst an einer WM teilgenommen. Klar, dass er die Wettbewerbe in Garmisch verfolgt hat — zumindest so gut es eben ging. "Das hat sich gut getroffen mit meiner Elternzeit", berichtet Schwarz. "Ich habe meine Kinder mittags immer möglichst so schlafen gelegt, dass ich die Rennen am Fernsehen verfolgen konnte."

(RP)
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