Leichlingen Zoch ohne Politik, aber met Jeföhl

Leichlingen · Der Blütensamstagszug lockte Zehntausende Narren auf die Straßen. Fast 30 Gruppen zogen durch die Stadt, zum Teil mit aufwendigen Wagen. Politische Themen gab es kaum, aber einen öffentlichen Heiratsantrag. Schon am Zugweg wurde ausgelassen gefeiert, später verlagerte sich das Epizentrum des närrischen Treibens ins Postwiesen-Zelt.

Leichlingen: Jecke Stimmmung beim Blütensamstagszug 2011
39 Bilder

Leichlingen: Jecke Stimmmung beim Blütensamstagszug 2011

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Fastelovend is 'n Jeföhl, das ist klar. Und beim Blütensamstagszug gab es so richtig was fürs Herz: Ein Zugteilnehmer machte das närrische Treiben zur Szenerie seines Heiratsantrags. Der Mann lief als "Wagenengel" neben dem Festwagen der KG Rittergilde, als er plötzlich die Bühne im Brückerfeld erklomm, sich das Mikrofon von Kommentator Michael Altmeyer-Lange schnappte und seiner überraschten Freundin die Frage stellte. Sie sagte ja — unter dem Jubel der Jecken. "Da flossen Tränen und die beiden haben auf dem Wagen geknutscht", erzählte Altmeyer-Lange.

Auch sonst herrschte am Zugweg ausgelassene Stimmung. Strahlender Sonnenschein hatte die Narren am Vormittag auf die Straßen gelockt. "Der liebe Gott ist Fastelovends-Jeck", rief Blütenstädter-Chef Stefan Clemen fröhlich — und auch, wenn der Himmel sich zum Zugstart um 14.11 Uhr schon bedeckt hatte, ließen sich die Leichlinger die Laune nicht verderben. "Das war super", sagte Zugleiter Michael Pölcher. Er schätzte die Zahl der Zuschauer auf 38 000.

Die sahen einen bunten närrischen Lindwurm aus fast 30 Wagen und Fußgruppen, der einige echte Schmuckstücke mit sich führte. Viel Dampf machten die Pasadena Porno Casanovas mit einer imposanten Lokomotive, aus deren Schornstein dichte Schwaden künstlichen Nebels quollen. Gleich zwei Gruppen hatten sich in düstere Vampirgewänder gehüllt. "Wir sind unheimlich heiß aufs Leichlinger Blut", verriet Thomas Kaluschke von den Handballfründen, die ihren Wagen in ein imposantes Dracula-Schloss verwandelt hatten. Auch die Karnevalsfreunde Förster-Sons-Straße schickten ein rollendes Gemäuer an den Start.

Christbaumkügelchen gefällig?

Weniger morbide zeigten sich die Basketballer des Leichlinger Turnvereins, die unter dem Motto "Heartbreakers" im Herzilein-Rausch schwebten: Der ganz in Rot gehaltene Wagen war mit weißen Herzen übersät. Den Preis für das überraschendste Wurfmaterial räumte die Junge Union ab, die rote Christbaumkugeln ans Narrenvolk verteilte. Thematisch spielte die Politik in diesem Zug aber kaum eine Rolle, lediglich die Dierather Blühten nahmen den Dioxin-Skandal aufs Korn (oder vielmehr auf die Mistgabel). Lokale Themen wurden gar nicht aufgegriffen.

Weil in den vergangenen Jahren oft über zu wenige Musikgruppen geklagt wurde, hatte die Vereinigung Leichlinger Karneval (VLK) diesmal drei Kapellen engagiert. Sie sollten mit den Leichlinger Eigengewächsen (Sambagruppe der Musikschule und Lazy Beat Bones der Förderschule) für Stimmung sorgen. "Leider blieb eine der Bands aber mit einer Panne auf der Autobahn liegen", berichtete Michael Pölcher, "deshalb sind wir auch erst recht spät losgezogen, weil wir bis zur letzten Minute gewartet haben."

Auch im Brückerfeld lief nicht alles rund: Die VLK hatte erstmals eine Tribüne aufgebaut, die aber nicht genutzt wurde. Und den Auftritt der Rheinland Musikanten nach dem Zug sah nur eine Handvoll Narren. Stattdessen verlagerte sich das Epizentrum der Narretei auf die Postwiese. Gleich nach dem Zug strömten die Jecken das Partyzelt, vor dessen Eingang sich lange bildeten. Bis zum Zapfenstreich um Mitternacht wurde gefeiert.

Lesen Sie hier den Ehering-Verlust des Prinzenführers.

Sehen Sie mehr Bilder vom Blütensamstagszug in unserer Fotostrecke.

(RP)
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