Hückelhoven Nachbarstädte gegen Decathlon-Projekt

Hückelhoven · Heftiger Gegenwind bläst Hückelhoven aus der Region entgegen: Bei der Behördenbeteiligung zum Bebauungsplan Am Landabsatz-Nord erheben vier Städte und die IHK Bedenken gegen das geplante Ansiedlungskonzept des Sportmarkts.

 Die ehemalige Zechenstadt Hückelhoven - im Hintergrund der denkmalgeschütze Förderturm von Schacht 3 - wandelt sich zur attraktiven Einkaufsstadt. Dem Hückelhoven Center (im Vordergrund) folgten im vergangenen Jahr die Märkte Obi und Roller (links), der Pfeil zeigt die für den Decathlon-Sportfachmarkt reservierte Fläche. Die Nachbarstädte haben dagegen Bedenken geäußert.

Die ehemalige Zechenstadt Hückelhoven - im Hintergrund der denkmalgeschütze Förderturm von Schacht 3 - wandelt sich zur attraktiven Einkaufsstadt. Dem Hückelhoven Center (im Vordergrund) folgten im vergangenen Jahr die Märkte Obi und Roller (links), der Pfeil zeigt die für den Decathlon-Sportfachmarkt reservierte Fläche. Die Nachbarstädte haben dagegen Bedenken geäußert.

Foto: Laaser, Jürgen

Die geplante Ansiedlung eines Sportkaufhauses der Decathlon-Kette, Am Landabsatz, in Hückelhoven sorgt für erhebliche Aufregung in den Nachbarstädten Erkelenz, Heinsberg, Geilenkirchen und Wegberg. Ein dickes 140 Seiten-Paket mit Bedenken der Nachbarkommunen, der Industrie- und Handelskammer sowie eines Sporteinzelhändlers aus Hückelhoven lag jetzt dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung- und Strukturfragen vor. Dieses Ergebnis der so genannten Behördenbeteilung hatten die Politiker nun zu bewerten.

Spürbar wurde, dass der Stadt bei einer großflächigen Ansiedung zum ersten Mal derart massiver Gegenwind ins Gesicht bläst. Die Nachbarkommunen sehen eine Bedrohung des Einzelhandels in ihren Zentren, vor allen der klassischen Sportfachgeschäfte, wenn Decathlon, wie geplant, in zwei Bauabschnitten bis 2019 zwischen dem "Roller"-Markt und "Netto" auf 4620 Quadratmetern Verkaufsfläche ein Vollsortiment für klassische und Trendsportarten anbietet.

Für die attraktive Neuansiedlung hatte Hückelhoven sein Einzelhandelskonzept geändert und ein Änderungsverfahren des Flächennutzungsplanes (in Sonderbaufläche für den Sportartikelfachmarkt) eingeleitet sowie den klassischen Angebotsbebauungsplan zugunsten eines sogenannten Vorhaben- und Erschließungsplanes aufgegeben. Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Verträglichkeitsuntersuchung bescheinigt dem Projekt keine Konkurrenz mit dem übrigen innerstädtischen Einzelhandelsangebot und den Interessen der Nachbarstädte. Tenor: Decathlon weiche von seiner Sortimentsstruktur — Schwerpunkt auf (größeren) Sportgeräten, hoher Anteil an Service- und Testflächen, Schwerpunkt auf eigenen Marken und eher untergeordnetes Gewicht von Sportbekleidung — signifikant ab von klassischen Sportfachmärkten in der Region. Ganz anders sieht dies das Gegengutachten der vier genannten Städte, das dem Ausschuss ebenfalls vorlag. Auch die IHK schließt sich dieser Einschätzung an.

Da die Bezirksregierung die Genehmigung des neuen Flächennutzungsplanes, auf den der Bebauungsplan fußt, vom Konsens Hückelhovens mit seinen Nachbarstädten abhängig macht, sollen nun Gespräche geführt werden. Im Ausschuss zeigten sich Technischer Beigeordnete Dr. Achim Ortmanns und Planungsamtsleiter Wolfgang Müller-Dick jedoch überzeugt: "Unsere Argumente sind sauber, rechtlich belastbar und mit dem Landesentwicklungsplan abgestimmt."

Ausschussvorsitzender Jörg Leseberg (SPD) und Ulrich Horst (Grüne) äußerten dennoch Verständnis für die Sorgen der Nachbarn und plädierten engagiert für Gespräche, die auf eine gütliche Einigung zielen. Christoph Tetz (CDU) dagegen warb dafür, "den eingeschlagenen Weg hart weiterzuverfolgen". Er nannte das gemeinsame Gegengutachten der Nachbarn "ein starkes Stück", das auch von Neid zeuge.

Der zweigleisige Beschluss, die geäußerten Bedenken zurückzuweisen und die Pläne nun offenzulegen, aber zugleich Gespräche mit den Kritikern aufzunehmen, fiel einstimmig. Frage des Tages

(RP/jco)
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