Krefeld Witwenmord: Verdächtiger nimmt Aussage zurück

Krefeld · Zum Prozessauftakt vor dem Krefelder Landgericht im Mordfall Beate S. haben Dienstag drei der vier Angeklagten eine umfassende Stellungnahme abgegeben. Das Gericht wurde weiterhin vom Anwalt des Hauptverdächtigen Stefan K. aufgefordert, das Geständnis seines Mandanten für nichtig zu erklären.

 Wurde ermordet: Witwe Beate S.

Wurde ermordet: Witwe Beate S.

Foto: Polizei

Nur der mutmaßliche Haupttäter, der Bulgare Hristo L (30) aus Mönchengladbach, wollte sich Dienstag vor Gericht nicht äußern. Er soll von einem Ehepaar aus Wegberg beauftragt worden sein, die Krefelder Seniorin Beate S. (75) im März 2011 in ihrer Wohnung an der Camesstraße in Fischeln ermordet zu haben.

Neben dem Hauptangeklagten saß Dienstag das Wegberger Ehepaar, Bordellbesitzer Stefan K. (43) und Birgit K. (40) auf der Anklagebank. Weiterhin der Cousin von Hristo L., Hristo M., die beide im bulgarischen Ort Warna zur Welt kamen und in Mönchengladbach im Bordell von Stefan K. arbeiteten.

Die Anklage lautet "Mord aus Habgier": Stefan K. soll laut Staatsanwaltschaft seinen bulgarischen Angestellten beauftragt haben, die wohlhabende Krefelder Seniorin zu töten, um an ihr Geld zu kommen. Dafür soll er Hristo L. 23.000 Euro versprochen haben. Das Ehepaar kannte die Seniorin, weil Beate S. mit dem Vater von Stefan K. befreundet war. Als dieser starb, kümmerten sich die K.'s um die 75-Jährige.

Am ersten Prozesstag rief Stefan K. eine erste Schilderung des Tathergangs, der er gegenüber den Ermittlern unmittelbar nach der Festnahme eingeräumt hatte, wieder zurück. Die Polizei hätte ihn unter Druck gesetzt, indem sie V-Männer auf seine Familie gehetzt habe, ließ Stefan K. über seinen Anwalt ausrichten. So habe er Aussagen getroffen, die er unter normalen Umständen nie getroffen hätte. Die Beweise aus diesem Verhör dürften deshalb nicht verwendet werden.

Die Ehefrau des Angeklagten bestritt Dienstag über ihre Anwältin, von der Tat gewusst zu haben. Stefan K. habe ihr gegenüber zwar Andeutungen gemacht, dass er an das Geld der Seniorin wolle, nicht aber von der Tat berichtet. Erst als Birgit K. vom Tod der Beate S. hörte, sei ihr klar geworden, dass ihr Mann beteiligt sein könne. Auch Hristo M. bestritt Dienstag, an der direkten Tat beteiligt gewesen zu sein. Sein Cousin sei mit ihm zur Canesstraße in Fischeln gefahren und habe ihm befohlen, vor der Wohnung aufzupassen. Er habe nicht gewusst, was drinnen passiert. Der 20-Jährige, erst seit wenigen Monaten in Deutschland, weinte vor Prozessbeginn anhaltend. Über seinen Anwalt ließ er auch mitteilen, dass ihm alles "unendlich leid" tue, was passiert sei. Er habe nicht geahnt, was sein Cousin vorhatte.

Am Donnerstag soll der Prozess fortgeführt werden, dann soll auch der Krefelder Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann die Ermittlungen schildern.

(jco)
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