Krefeld Mordprozess beginnt heute
Krefeld · Sie war vermögend. Das wurde nach Auffassung der Polizei der Fischelnerin Beate S. zum Verhängnis. Am 14. März wurde die 75-Jährige ermordet – weil ihre Erben nicht abwarten konnten, so die Ermittler.
Die Schlussrate für den Killer, so ergaben es die Ermittlungen der Polizei, zahlten die Auftraggeber aus der Sterbekasse des Mordopfers: Beate S., 75 Jahre alt, mehrfach verwitwet, kinderlos, vermögend. Erdrosselt am 14. März in ihrer Erdgeschosswohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Camesstraße in Fischeln. Von Einbrechern, so der erste Eindruck der Polizei am Tatort. Die Schränke sind durchwühlt, eine Schatulle mit Goldschmuck fehlt, ebenso das goldfarbene Mobiltelefon der Seniorin. Die Balkontür steht offen. Einbrecher. Doch der erste Schein trügt.
Es war Beate S.' letzte Liebe, die ihr den Tod brachte, ohne es zu ahnen. Via Internet lernt sie ihren Freund kennen. Das Paar hat über Jahre eine feste Beziehung. Als der Freund stirbt, bleibt der Kontakt zu seinem Sohn Stefan und dessen Frau Birgit. Beide leben im Kreis Heinsberg, kümmern sich liebevoll um Beate S. Das Ehepaar hat ein Kind, wohnt in einem gut ausgestatteten Einfamilienhaus. Es soll einmal das Vermögen von Beate S. erben, später.
Heute um 9 Uhr wird das Ehepaar auf der Anklagebank des Krefelder Landgerichts Platz nehmen. Der Computerexperte und seine Frau, so steht es in der Anklageschrift, ließen Beate S. ermorden, aus Habgier. Zehn Wochen nach der Tat präsentierte die Mordkommission Ende Mai auch den Täter: Hristo I., ein Zuhälter aus Mönchengladbach mit bulgarischem Pass. Auch der 29-Jährige sitzt heute mit auf der Anklagebank.
Das goldfarbene Mobiltelefon wies der Mordkommission den Weg. Während Hristo I. den Schmuck im Ausland versilberte, mochte er sich von dem Handy nicht trennen. Wochenlang lässt er es ausgeschaltet. Die Polizei bringt derweil mehr als 1000 junge Männer in Krefeld dazu, eine DNA-Probe abzugeben. Dann benutzt Hristo I. das Motorola-Handy in seinem Etablissement in der Mönchengladbacher Innenstadt. Der Anruf wird von der Polizei registriert und geortet. Und dann machen die Beamten eine erstaunliche Entdeckung: Eigentümer des Hauses ist Stefan, der "Schwiegersohn" des Mordopfers. Der Mann, der zur Ergreifung der Täter eine Belohnung von 2000 Euro aussetzte. Und der dem Täter insgesamt 23 000 Euro für den Mord gezahlt haben soll.
Warum musste Beate S. sterben? Die Ermittler vermuten, weil sie Stefan zum Verkauf des Etablissements drängte. Der Bordellbetrieb lief schlecht, Mieteinnahmen blieben aus. Hilfe durch Beate S. auch. Laut Anklageschrift gab es eine Vereinbarung, dass die Witwe ihm Geld geben sollte. Bereits ein Vierteljahr vor dem Mord soll Stefan die Tat geplant haben.