Krefeld Umweltschützer machen mobil gegen Kraftwerk

Krefeld · Seit Freitag liegen die Antragsunterlagen zum Trianel-Kohlekraftwerk öffentlich im Stadthaus und im Internet aus. Die Gutachten dokumentieren die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Unterdessen machen die Umweltschützer mit Tausenden Masseneinwendungen mobil.

Die Kritiker des Steinkohlekraftwerks im Chempark versuchen seit gestern, mit Masseneinwendungen den Druck auf die Bezirksregierung zu erhöhen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der Niederrheinische Umweltverein (NUV) und die Rheinhauser Bürgerinitiative Saubere Luft haben Vordrucke erstellt, auf denen bis zu zehn Bürger unterzeichnen können.

Der BUND will seinen Landesvorsitzenden Paul Kröfges als Vertreter aller Unterzeichner am 20. September zum Erörterungstermin ins Krefelder Seidenweberhaus senden. Die Umweltverbände berufen sich im Papier gegen den Bau des Kohlekraftwerkes auf Artikel 2 des Grundgesetzes: Das Vorhaben verletze das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit."

Die von Trianel eingesetzten Gutachter zeigen unterdessen in den seit gestern vorliegenden Antragsunterlagen viele kritische Punkte auf: Spannend liest sich das "Klimagutachten": Es legt dar, wie insbesondere der Duisburger Westen betroffen wäre. Die nächstgelegenen Wohngebiete sind allesamt in Duisburg: der Stadtteil Mühlenberg liegt 700 Meter entfernt, die Eisenbahnsiedlung 900 Meter, Rumeln-Kaldenhausen 1100 Meter. Das Gutachten zeigt, dass die Sonne bei Entfernungen von bis zu einem Kilometer bis zu zehn Prozent weniger scheint. Im Sommer sind auch westliche und östliche Gebiete von weniger Sonneneinstrahlung betroffen. Geruchsbelästigungen seien nicht zu erwarten, der Lärm soll laut Gutachten "weit unter den vorgegebenen Imissionsrichtwerten" liegen. Die Krebsrisiko-Rate werde "nur minimal" erhöht. Das Gutachten stellt fest: Es sei mit maximal einem zusätzlichen Krebsfall durch das Kraftwerk zu rechnen.

Auch die Auswirkungen auf die Natur werden erläutert. Laut Gutachten werden generell keine "artenschutzrechtlichen Verbottatbestände" erfüllt. Für die verschiedenen dort auftretenden Tierarten (Kreuzkröte, Mäusebussard, Steinkauz, Wachtel und diverse Fledermausarten) soll mit Ruhephasen während der Bauzeit und bestimmten Vorkehrungen wie Zäunen und Brutkästen Sorge getragen werden. Aus dem Rhein werden 94 500 Kubikmeter Wasser pro Stunde für das Kühlwasser entnommen; die Fische werden durch eine "Scheuchanlage" abgehalten.

Besonders für die Kohle-Fördertrasse wird mit Widerstand zu rechnen sein. Teile laufen über Flächen der Stadt Duisburg und des Deichverbands Friemersheim. Der Kohleförderer schneidet außerdem ein Schutzgebiet in Duisburg. Gegen diese Planungen können Einwände eingereicht werden, die Bezirksregierung Düsseldorf entscheidet über die Genehmigung.

(RP)
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