Krefeld Moderne Hundehaltung - Kunststücke inklusive

Krefeld · Die Ortsgruppe Uerdingen des Vereins Deutscher Schäferhunde hat ein Zertifikat für vorbildliche Vereinsführung erhalten. Die mehr als 90 Jahre alte Gruppe ist ein Beispiel, wie sich ein moderner Hundeverein aufstellt und mit Tieren arbeitet - soziales Engagement inbegriffen.

 Border-Collie-Hündin Trixi hat gelernt, für ihre Besitzerin einen Rollator zu schieben - für das kluge Tier eine willkommene Herausforderung.

Border-Collie-Hündin Trixi hat gelernt, für ihre Besitzerin einen Rollator zu schieben - für das kluge Tier eine willkommene Herausforderung.

Foto: T.L.

Trixi ist eine Rampensau. Die vierjährige Border-Collie-Hündin ist im Verein Deutsche Schäferhunde, Ortsgruppe Uerdingen, ein Star. Und das als Collie. "Wir haben nicht nur Schäferhunde in unserem Verein. Unser Programm richtet sich an alle Familienhunde. Und da wir regelmäßig die Bewohner des Senioren-Zentrums Wilmendyk besuchen, sind uns Hunde, die Kunststückchen können wie Trixi, natürlich sehr willkommen", sagt Ursel Cochems schmunzelnd.

 Ursel Cochems beim Training mit Schäferhund Chico.

Ursel Cochems beim Training mit Schäferhund Chico.

Foto: Lammertz

Die Vorsitzende selbst hat einen Deutschen Schäferhund. Chico ist ebenfalls ein Star im Verein - aber er spielt in einer anderen Liga. Chico vom Steckenpferd, wie er mit vollem Namen heißt, ist Agility-Sportler und bundesweit erfolgreich. Beim Agility-Sport müssen die Hunde ähnlich wie die Pferde beim Springreiten einen Parcours mit Hindernissen in möglichst kurzer Zeit bewältigen. "Der Sport ist vom Springreiten abgeleitet. Die Regeln sind entsprechend ähnlich. Wird ein Hindernis ausgelassen oder ein Balken fällt, gibt es Punktabzug", erklärt Erika Cochems. Mit deutlich erkennbarer Freude am Training und lautem Gebell wetzt Chico über Brücken, rast durch Tunnel und springt über Hürden. Da kommt auch der Hundeführer ins Schwitzen. "Ich bin nicht mehr schnell genug, um mit Chico im Turnier zu starten. Deshalb führt ihn jemand anderes", erklärt die 63-jährige Hundeliebhaberin.

Die meisten Hunde wollen arbeiten. Ohne Beschäftigung kommen sie schnell auf dumme Ideen. So musste sich auch Christa Hillebrand nach einer Hüft-OP für ihre Trixi etwas einfallen lassen. "Da ich mich nicht gut bewegen konnte, habe ich ihr beigebracht, das Licht an- und auszumachen, mir runtergefallene Dinge anzugeben, Abfall in den Müll zu schmeißen und Ähnliches." Jetzt kann Trixi auch einen Rollator schieben, den sie vorher mit ein paar Sachen bepackt hat. "Das zeige ich demnächst den Senioren", sagt die 53-Jährige stolz.

Die Anfänge der Uerdinger Ortsgruppe liegen weit zurück. Ein Bild aus dem Jahr 1923 zeigt die damaligen Mitglieder des Vereins, der sich "Erster Deutscher Polizeihunde-Verein, Zweigverein Uerdingen", nannte. Die Arbeit mit den Tieren konzentrierte sich auf eine Schutzhunde-Ausbildung. Star dieser Zeit war Schäferhund Rolf, der bei der "Reichssiegerprüfung" in Heidelberg vorgeführt wurde.

Das Übungsgelände, heute neben dem Sportplatz am Rundweg, lag vor 90 Jahren in der Gegend des Lüneburger Wegs und der Mecklenburger Straße. Ihre Suchübungen machten Hund und Herrchen auf der ehemaligen Kirmeswiese. "Früher gab es im Verein nur Schäferhunde und Schutzhundesport. Das hat sich erst in den letzten 15 Jahren geändert, als man erkannt hat, dass die Ortsgruppen neue Wege einschlagen müssen, um weiter bestehen zu können. So haben wir Welpenspielstunden und Agility ins Programm genommen und unseren Verein für alle Familienhunde geöffnet", erklärt Ursel Cochems.

Seit diesem Juni besitzt die Ortsgruppe Uerdingen, die sich 1986 dem "Verein für Deutsche Schäferhunde" anschloss, sogar ein Zertifikat. Damit ist jetzt amtlich, dass die Ortsgruppe vorbildlich geführt wird, die Anlage am Rundweg gepflegt aussieht und alle Trainer über den eigentlich notwendigen Schein verfügen, der ihre Qualifikation dokumentiert. "Es gibt viele Ortsgruppen, die keinen vollständigen Vorstand haben oder in denen Hundebesitzer als Trainer arbeiten, die sich das Wissen selbst angeeignet haben", weiß die Vorsitzende und ist entsprechend stolz auf das nagelneue Schriftstück. 54 Mitglieder engagieren sich derzeit im Rheinstädtchen für den Hundesport. Dazu kommen noch Teilnehmer an den entsprechenden Kursen wie "Welpenspielstunde" oder "Unterordnung". Denn auch wenn beim Agility-Training alles nach jeder Menge Spaß aussieht, gehorchen müssen die Hunde schon. "Alle Hunde, die Agility machen, haben vorher die Unterordnung gelernt. Nur dann sind sie gut zu führen und gesellschaftstauglich", sagt die Vorsitzende.

So wie die Hunde, die das Seniorenheim besuchen. Sie lassen sich streicheln und füttern und springen bei bettlägerigen Patienten sogar (erlaubterweise) ins Bett. Zwei Stunden dauert die Stippvisite, die Hund und Mensch viel Freude bereitet. Danach sind alle müde. Ursel Cochems: "Wenn die Hunde nach Hause kommen, wollen sie nichts fressen, sondern nur noch ins Körbchen. So viel Spaß der Besuch macht, er ist auch harte Arbeit."

(RP)
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