Raubmord an Krefelder Rentner DNA führte Ermittler zu Verdächtigem im Mordfall Landscheidt

Krefeld · Der Mord an dem Krefelder Rentner Werner Landscheidt ist aufgeklärt. Neueste DNA-Technik aus Hessen und Bayern brachte die Polizei auf die Spur der Täter. Vier Männer und zwei Frauen stehen unter dringendem Verdacht, an der Tat beteiligt gewesen zu sein.

 Werner Landscheidt wurde im Oktober in seiner Wohnung tot aufgefunden.

Werner Landscheidt wurde im Oktober in seiner Wohnung tot aufgefunden.

Foto: Joachim Nießen

Sichtlich zufrieden zeigten sich am Mittwoch Oberstaatsanwalt Axel Stahl, sein Kollege Marco Cornelius und Gerhard Hoppmann, Leiter der zuständigen Mordkommission. "Nach intensiven Ermittlungen haben die Fahnder am Montag und Dienstag insgesamt zehn Personen festgenommen und dabei drei Wohnungen in Krefeld und zwei in Düsseldorf durchsucht", sagte Stahl. Von den Festgenommenen befinden sich aktuell vier Männer im Alter zwischen 35 und 44 Jahren sowie zwei 41- und 52-jährige Frauen in Untersuchungshaft. Bei allen handelt es sich um polnische Staatsbürger. "Die anderen Personen konnten wieder entlassen werden", ergänzte Cornelius.

Laut Stahl war es ein "hervorragendes Zusammenspiel" zwischen polizeilichen Ermittlern vor Ort und den Technikern mehrerer Landeskriminalämter, die zum entscheidenden Durchbruch beigetragen haben. Modernster DNA-Technik, verdeckten Ermittlungen und der Auswertung gespeicherter Vorratsdaten im Telekommunikationsbereich ist es - laut Stahl - zu verdanken, dass die Täter so schnell ins Netz gingen. Mehr als 80 Polizeikräfte waren an den Maßnahmen beteiligt, insgesamt 168 Hinweise waren bei der Mordkommission eingegangen. Stahl: "Viele Hinweise bezogen sich auf den Fahndungsaufruf bezüglich der auffälligen Erscheinung der beiden Frauen." Diese stehen auch weiterhin im Verdacht, auch außerhalb von Krefeld gezielt ältere Leute aufgesucht und diesen durch Trickdiebstähle in der Regel Schmuck und Geld entwendet zu haben. Die Adressen hatten sie sich durch Kleinanzeigen besorgt, in denen unter anderem Trödel zum Verkauf angeboten wurde.

Mit antiken Gegenständen handelte auch der 79-jährige Werner Landscheidt. Mit Verkäufen von teilweise antiken Stücken aus seiner Wohnung an der Drießendorfer Straße versuchte er, bis in den Herbst vergangenen Jahres immer wieder, seine schmale Rente aufzubessern. Erwiesen ist, dass die beiden Trickdiebinnen auch den Krefelder Senior aufsuchten und so Einlass in die Wohnung bekamen. Warum der 79-Jährige Ende Oktober 2016 Opfer eines Raubmordes wurde, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen. "Dass die drei Männer am Tatort waren, ist durch mehrere DNA-Spuren zweifelsfrei bewiesen", sagte der Leiter der Mordkommission. Der genaue Tathergang liege aber noch im Dunkeln. "Das Trio schweigt dazu bisher", erklärte Stahl.

Sicher ist, dass der Rentner in seiner Wohnung erstickt ist. Seine Mörder hatten ihn zuvor mit extrem reißfestem Klebeband - das sie mitgebracht hatten - an Händen und Füßen gefesselt und anschließend den Kopf umwickelt. Die Fahnder entdeckten DNA-Spuren der Täter auf dem Klebeband, am Ärmel des Toten sowie auf einem Putzlappen, der in zwei Teile gerissen worden war. Ein Stück lag im Badezimmer, das zweite fanden die Beamten im Rachen des Toten. Unklar ist, ob und was genau damals gestohlen worden war. Stahl: "Es stand dort eine leere Schublade offen, es kann sein, dass dort möglicherweise Schmuck gelegen hat."

Die Polizei hat mittlerweile zahlreiche Schmuckstücke aus den Beutezügen der Trickdiebe sichergestellt, die in den vergangenen Monaten in und um Krefeld aktiv waren. Vier Fälle konnten im Rahmen der Ermittlungen um den Tod von Werner Landscheidt aufgeklärt werden. "Dadurch haben wir einige entscheidende Hinweise erhalten", erklärte Hoppmann. So sei eine der beiden festgenommenen Frauen am 27. September 2016 bei einer älteren Krefelderin erschienen, die per Trödelanzeige einen Tisch verkaufen wollte. Im Verlauf des Besuchs öffnete die Täterin ihren Komplizen die Wohnungstür, diese stahlen Schmuck im Wert von 2000 Euro. Am 4. Oktober war die Gruppe mit derselben Masche in Kempen aktiv. Dort hatte eine 71-Jährige das Krankenbett ihres kurz zuvor verstorbenen Mannes inseriert. Die Diebe kamen und nahmen Schmuck im Wert von 5000 Euro mit. In Essen habe sich schließlich eine Täterin als Polizistin ausgegeben und sich einen Tresor zeigen lassen. Die Beute hier: Schmuck im Wert von 40.000 Euro. Der jüngste Vorfall ereignete sich vor wenigen Tagen in Mülheim. Hier vertrieb eine ältere Frau die Täter mit einem Gehstock aus der Wohnung.

In allen Fällen stellte die Polizei DNA-Spuren sicher und nutzte dabei Analysemethoden des Landeskriminalamts in Frankfurt und der Rechtsmedizin in München. "Bei allen drei männlichen Beschuldigten kann ein Tatnachweis durch DNA-Spuren geführt werden", berichtete Stahl. Parallel seien die Telefone des Trios zur Tatzeit in einer Funkzelle in unmittelbarer Nähe der Drießendorfer Straße eingeloggt gewesen. Stahl ist überzeugt, dass die vorhandenen Beweise für eine Verurteilung der Beschuldigten ausreichen.

(RP)
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