Krefeld Der "krähierte" Niederrheiner

Krefeld · "Frisch krähiert" lautet das neue Programm der Krefelder Kabarett-Truppe "Die Krähen". Es ist die erste Spielzeit des neuen Ensemblechefs Stefan Erlenwein. Gründer Jochen Butz macht hinter der Bühne weiter mit.

In der globalisierten Welt stößt der bodenständige Niederrheiner auf alle möglichen fremden Kulturen. Mit der ihm eigenen Leichtigkeit des Seins überwindet er die Gefahr der Sprachlosigkeit. Schließlich kann der Niederrheiner alles irgendwie erklären, auch wenn er selbst keine Ahnung hat, wie Hanns Dieter Hüsch einst seine Landsleute charakterisierte.

Sozialsatire mit viel Wortwitz

Dies ist das Thema des neuen Programms "Frisch krähiert" der verspielten Krefelder Kabarett-Truppe "Die Krähen", das vor ausverkauftem Saal im Fischelner Burghof am Wochenende Premiere hatte.

Die Weltreise der Krefelder Familie Notteboom, in der Udo Paniczek die alles beherrschende Mutter, Karl Willi Severins den krakeelenden Vater und Christoph Butz den für alles, nur nicht die Schule, aufgeschlossenen Teenie-Sohn spielen, umschließt mit skurrilen Begegnungen wie etwa der sächsischen Ossi-Familie, die seit der Wende aber in Düsseldorf wohnt, die gewohnten "Krähen"-Sketche.

Der alltägliche Umgang mit dem Paragrafendschungel von Ämtern und Behörden, der Beipackzettel beim Besuch in der Apotheke, das Gespräch mit einer türkischen Gemüsehändlerin oder Umgang mit dem eigenen Hund in einer Gesellschaft, die mehr Hunde als Kinder hat, bieten überraschende Pointen, für reines Kabarett aber zu wenig Biss. "Wir machen Sozialsatire mit einem regionalen Hintergrund", erklärt Jochen Butz, der 1985 die "Krähen" gegründet hat.

Butz hat sich inzwischen von der Bühnenarbeit zurückgezogen. "Ich habe nie an einem Pöstchen kleben wollen, dafür sieht man in der Politik zu viele abschreckende Beispiele", sagt der von den Krähen zum Ehrenchef gewählte Gründungsvater. Am zweiten Aufführungsabend sei ihm das Gefühl des Abschiednehmens aber nicht mehr ganz so schwer geworden wie bei der Premiere, zumal Butz im Hintergrund weiter mitarbeiten wird.

Statt des nahezu gleichaltrigen Freundeskreises der Gründerzeit tritt das neunköpfige Ensemble nun deutlich altersgemischt auf. Mit Yvonne Keßel und Laura Fiebig sind erstmals zwei junge Frauen dabei. "Frisch krähiert" ist das erste Programm unter der Leitung von Stefan Erlenwein, privat Lehrer für Englisch und Physik.

Änderungen will Erlenwein vorsichtig angehen. So schrieben auch jüngere Ensemblemitglieder einige Texte. In seiner gesungenen Liebeserklärung an den Niederrhein, die vom neuen Musikus Hendrik Rungelrath kongenial begleitet wird, bekennt Erlenwein: "Hier gibt es Menschen, die unverblümten. Ihr nennt sie Menschen, ich nenn´ sie Typen...".

(oes)
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