Korschenbroich Korschenbroich lässt Wasser

Korschenbroich · Ein kräftiger Grundwassersauger ist in Betrieb: Die NVV hat das Wasserwerk Lodshof reaktiviert und pumpt Korschenbroicher Nass zum Enthärten ins Hoppbruch.

 Leitungswasser zum Beispiel lässt sich auch mit einigen Scheiben unbehandelter Zitronen, Limetten oder Orangen oder ein paar Minzblättern aufpeppen.

Leitungswasser zum Beispiel lässt sich auch mit einigen Scheiben unbehandelter Zitronen, Limetten oder Orangen oder ein paar Minzblättern aufpeppen.

Foto: AP, AP

Zwei Millionen Kubikmeter Wasser werden so pro Jahr dem Untergrund von Lodshof entzogen. Trinken können es die Giesenkirchener.

Aus der Korschenbroicher Quelle trinkt zwar nicht die Welt. Aber immerhin die Nachbarn in Giesenkirchen und Mülfort werden bald immer mehr Korschenbroicher Wasser konsumieren. Nach etwa einem Jahr Vorbereitung und einer Investition von fast 6,5 Millionen Euro hat die NVV im Wasserwerk Hoppbruch jetzt begonnen, Wasser aus dem Korschenbroicher Untergrund zu enthärten und als Trinkwasser in ihr Netz einzuspeisen. Gefördert wird das Nass im reaktivierten Wasserwerk Lodshof bei Raderbroich. Über eine für fünf Millionen Euro verlegte, 5,8 Kilometer lange Leitung fließt es zum Enthärten ins Hoppbruch.

Korschenbroichs Bürgermeister Heinz Josef Dick ist erfreut über den Wasserverlust. Die Stadt hofft, dass der zu hohe Grundwasserpegel vor allem in Raderbroich und Herrenshoff um etliche Zentimeter sinkt, wenn jährlich zwei Millionen Kubikmeter Wasser in Lodshof aus dem Boden gepumpt und nach Mönchengladbach geschickt werden.

Für die NVV sind die 6,5 Millionen Euro eine Investition in die Zukunft. Das Korschenbroicher Wasser habe eine sehr gute Qualität lobt NVV-Prokurist Paul Rutten den Lodshofer Tropfen: "Es ist wichtig, uns das Wasser in diesem Gebiet zu sichern. Es enthält kein Nitrat und keine Pflanzenschutzmittel. " Eine Diagnose, welche die NVV in etlichen Gebieten Mönchengladbachs nicht stellen kann. Dort hat das Grundwasser in bodennahen Schichten oft mehr Nitrat als für Trinkwasser zulässig.

Die NVV versucht auf zwei Wegen gegenzusteuern: Durch Kooperation mit der Landwirtschaft, um allzu kräftigen Einsatz von nitrathaltigen Düngemitteln einen Riegel vorzuschieben. Zudem mischt sie stark nitrathaltiges Wasser mit weniger belastetem aus tieferen Erdschichten. Wie lange das so funktioniert, ist ungewiss. Mit dem Korschenbroicher Wasser sieht die NVV jedenfalls eine weniger belastete Reserve erschlossen.

Und die wird umso interessanter, wenn in einigen Jahren die Stadt Grevenbroich wegen des Braunkohletagebaus aus eigenem Grund kein Wasser mehr fördern kann und auf Zulieferungen angewiesen ist. Insofern macht es auch Sinn, dass sich die NVV nicht nur das Förderrecht an zwei Millionen Kubikmeter jährlich gesichert hat, sondern in Lodshof bis zu vier Millionen aus dem Boden pumpen dürfte. "Wasserrecht hat schon einen gewissen Wert", sagt Detlef Schumacher, Betriebsleiter der NVV-Tochter Niederrheinwasser.

Derzeit werden 90 Kubikmeter Korschenbroicher Wasser pro Stunde im Wasserwerk Hoppbruch enthärtet. Für "Härte" sorgen vor allen die Calcium- und Magnesiumanteile. Eisen und Mangan sind dem Nass schon in Lodshof entzogen worden. Nächste Woche will die NVV die Kapazität auf 140 Kubikmeter steigern, um Ende des Monats bei 240 Kubikmetern zu landen. Die Korschenbroicher werden daheim allerdings nicht in den Genuss ihres Wassers kommen. Was aus ihren Hähnen sprudelt, kommt aus dem Wasserwerk Helenabrunn.

(RP)
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