Klever Stiftskirche Schöner die Glocken nie klingen

Kleve · Seit März des vergangenen Jahres klingen 14-stimmige Töne durch die Klever Innenstadt. Mehrmals am Tag spielt das Glockenspiel der Stiftskirche bekannte Melodien. Bei vielen Bürgern kommt das sehr gut an.

 Die Glocken des kleinen Glockenspiels in der Klever Stiftskirche.

Die Glocken des kleinen Glockenspiels in der Klever Stiftskirche.

Foto: Manuel Funda

Ein paar Knopfdrücke, mehr muss der Klever Propst nicht machen. Eigentlich nicht einmal mehr das. „Es reicht, die Lieder einmalig in den Computer zu programmieren. Dann spielt das Glockenspiel theoretisch das ganze Jahr durch“, sagt Johannes Mecking, Klever Propst und Kreisdechant des Kreisdekanats Kleve. Das sei insofern gut, weil dann nicht jeden Tag jemand parat stehen müsste.

Seit März 2017 hängt das Glockenspiel inzwischen in der Stiftskirche in Kleve. Eine niederländische Fachfirma hat das 14-stimmige Instrument installiert. Seitdem spielt es mehrmals am Tag bekannte Melodien. „Fünf Minuten vor jeder vollen Stunde, von 8.55 Uhr bis 18.55 Uhr“, sagt der Kreisdechant. Auch über Lieder pünktlich zum Glockenschlag wurde nachgedacht, aber „dann würden wir mit der Glocke der Schwanenburg kollidieren. Das ist auch nicht schön“. Darüber hinaus ertönt das Glockenspiel jeweils einmal um 11.46, 15.46 und 18.31 Uhr. „Die Klänge gehen dann etwa 90 Sekunden. Nach der Klangfolge um 15.46 Uhr wird immer das Klever Lied gespielt“, sagt Propst Mecking. So wolle man den Einwohnern einmal am Tag „etwas geben“.

Aktuell sind 123 Lieder im Speicher des Computers programmiert. Das Repertoire der Melodien unterscheide sich je nach Jahresabschnitt. „Wir unterteilen beispielsweise in Advents-, Sommer-, Oster- und Weihnachtszeit, um nur ein paar zu nennen.“ Manche Lieder würden nur zu bestimmten Zeiten Sinn machen. Die Melodien reichen von „Alle Vögel sind schon da“, über „Ihr Kinderlein, kommet“ bis zur deutschen Nationalhymne. „Sogar die niederländische könnten wir hier spielen“, sagt Mecking. Neue Lieder einzuspielen ist denkbar einfach. „Dafür spielt man einfach eine Melodie auf dem angeschlossenen Keyboard. Das ist mit dem Speicher des Computers verbunden. Und dann braucht man nur noch auf Aufnahme zu drücken“, erklärt Mecking. Dann kann der Propst seine Klangfolge mit wenigen Knopfdrücken von dem Glockenspiel abspielen lassen. „Aber besser ist es, sich zuerst mal probeweise über die Lautsprecher anzuhören, ob sich das Ergebnis auch hören lassen kann. Sonst hört es ja direkt die halbe Stadt.“ Mecking habe selbst viele Lieder eingespielt.

Möglich sei theoretisch sogar noch mehr: „Was ich aufnehme, könnte ich auch direkt live über die Glocken spielen lassen“, sagt der Propst. „Wenn ich ein langes Kabel hätte, könnte ich mit dem Keyboard auf den Markt gehen, und jeder Passanten könnte einmal spielen.“ Das sei aber bislang nur ein spielerischer Gedanke. „Ein Problem dabei wäre die leichte Verzögerung, die bei Tastendruck auf dem Keyboard vorhanden ist. Es dauert ein paar Sekunden bis die Übertragung beim Glockenspiel angekommen ist“, so Mecking. Übrigens könne er das Instrument sogar per App bedienen. „Heutzutage sind die Möglichkeiten fast unbegrenzt.“

Beschwerden über die täglichen Klänge sind dem Propst noch keine zu Ohren gekommen. „Im Gegenteil, es gab schon Leute die mir unter Tränen von einer gespielten Melodie erzählt haben, die sie mit etwas Emotionalem verbinden“, sagt Mecking. Der Propst ist mit dem Glockenspiel sehr zufrieden. „Diese Neuerung hat sich wirklich gelohnt. Das hat schon etwas von einem Alleinstellungsmerkmal“, sagt er stolz. Glockenspiele gebe es in der Region nur wenige. „In Holland hat man sie viel öfter. Teilweise sogar bei Banken oder Uhrmachern.“

Und noch etwas Positives merkt er an: „Glocken sind eigentlich nicht kaputt zu bekommen. Diese Vorrichtung könnte Jahrhunderte halten.“

(se)
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