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Kleve Die Traum-Werkstatt

Kleve · In der Klever Turmgarage schrauben zehn Spezialisten an den Träumen großer Jungs. Die Firma hat sich in den 20 Jahren Unternehmensgeschichte auf Oldtimer aus dem Hause Porsche, Alfa Romeo und Mercedes spezialisiert.

Verwittert und ein bisschen traurig steht sie in ihrem sanft geschwungenen Blechkleid zwischen protzigen Coupés und kraftstrotzenden Boxstern. Einst war sie die Schönste der Straße — dann ließ sie ein Unmensch erst im Regen stehen und dann unter kalifornischer Sonne verrosten. Ihr Name: Giulietta; ihr Alter: bei alten Damen eine höchst unhöfliche Information. Derzeitiger Aufenthaltsort: Turmgarage, Kleve.

Und damit hat die traurige Geschichte von der lieblos behandelten Diva aus dem Hause Alfa Romeo ein fast schon garantiertes Happy End. Ihr Retter, Andreas Schulz, ist nämlich Besitzer besagter Turmgarage und will — ganz emotionslos — noch einmal Geld mit dem betagten Kurvenstar verdienen. Sein kritischer Blick bleibt am löchrigen Giulietta-Hinterteil hängen. "Ganz schön runtergekommen", sagt Schulz und schüttelt leicht den Kopf. Vor seinem Team liegt eine Menge Arbeit.

Seit 20 Jahren schrauben die Männer der Turmgarage an mal würdevoll, mal jämmerlich gealterten Autos herum. Die Auswahl ist exquisit: Porsche, Alfa, Mercedes, vereinzelt ein Käfer. "Ich muss meine Mannschaft ernähren. Also sollte die Kundschaft bereit sein, für ihre Träume ein bisschen Geld auszugeben", sagt Schulz.

Angefangen hat der 50-Jährige wegen einer privaten Leidenschaft für alte Autos, die Faszination liegt für Schulz auf der Hand: "Ein altes Auto drückt den Charakter eines Menschen aus. Ein alter Porsche dokumentiert den Sinn für das Besondere, für einen Lebensentwurf." Privat fährt Schulz einen Porsche 356 — etwa 900 Fahrzeuge dieses Modells sind überhaupt auf deutschen Straßen unterwegs.

In der riesigen Werkhalle schraubt Chris Wedig an der Aufhängung eines Lancia Fulvia. Wedig ist 30 und damit gut zehn Jahre jünger als die italienische Rennschüssel über ihm. In einigen Wochen soll der Lancia wieder über die verschneiten Seealpen hetzen — im 30. Einsatz bei der Rallye Monte Carlo. Es sind diese Geschichten, die die Arbeit in der Turmgarage für Chris Wedig so interessant machen.

Gelernt hat er bei Fiat: "Motorhaube auf, Ölfilter wechseln, runter, raus", beschreibt Wedig seinen damaligen Arbeitsalltag. "Jetzt kann ich kreativ sein, kann an tollen Autos arbeiten", freut sich der KFZ-Mechaniker. So wie ihm geht es neun weiteren Angestellten der Werkstatt. Da ist Werner Ritter, der wenige Meter entfernt an der Antriebstechnik eines ziemlich neuen Porsche 911 herumfummelt. Da ist Wolfgang Kirch, der als Elektriker im Betrieb nicht nur Scheinwerfer ein- und ausbauen darf. "Schließlich sind wir nicht nur eine Oldtimer-Werkstatt. Wir haben modernste Messtechnik in unserer Werkstatt, können jedes moderne Auto reparieren", sagt Schulz. Wer als Kunde die Turmgarage betritt, sollte aber ein Träumer sein. Er sollte die gesteppten Ledersitze im sorgsam wiederbelebten Porsche mit Targadach registrieren. Und er sollte sich ausmalen können, wie Giulietta in einigen Monaten mit geliftetem Hinterteil wieder alle Blicke auf sich zieht. Ein Traum auf vier Rädern. Ein Auto aus der Traum-Werkstatt.

(RP/jul)
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