Kleve Beuys' Kinderbettchen im Museum

Kleve · Als Dauerleihgabe der Familie van Heukelum steht das Kinderbettchen von Beuys auf dem Foto von Gerd Ludwig jetzt im Museum Kurhaus Kleve. Ludwigs Fotoserie erschien beim Freundeskreis, das Bild vom Bett gibt's noch.

 Stefan van Heukelum und Harald Kunde vor Beuys' Bettchen.

Stefan van Heukelum und Harald Kunde vor Beuys' Bettchen.

Foto: Gottfried Evers

Auf dem Foto steht sie neben Beuys, der wie ein Schamane mit Hut und langem Mantel den toten Hasen hält: Die Wiege, die eigentlich eher ein Kinderbettchen ist. Das Foto wirkt surreal: Kühe, weißlicher Nebel. Niederrhein eben. Im Vordergrund besagtes Kinderbettchen. Mitten auf der Wiese. Jetzt steht das Bettchen nicht mehr im feuchten Wiesengrund, sondern im Foyer des Friedrich-Wilhelm-Bades im Museum Kurhaus Kleve. Als Dauerleihgabe.

Stefan van Heukelum und seine Eltern Ferdinand und Annette übergaben das gute Stück jetzt an Museumsdirektor Prof. Harald Kunde. Mit dabei auch Roland Verweyen vom Forum Arenacum und Waltraud Aengenheister, eine Freundin der Familie van Heukelum. Die Familie hatte das gute Stück nach dem Krieg erworben. Sammelte sie doch Biedermeier-Möbel. Und das Bettchen passte in die Sammlung der van Heukelums.

Dann tauchte 1978 Gerd Ludwig mitsamt Beuys auf. Er fotografierte für die Wochenzeitung "Die Zeit", als er Bett, Beuys und Hasen vor Kühe und Nebel arrangierte. Später wurde Ludwig als Geografie-Fotograf in den USA bekannt. Einige der Bilder erschienen zu einem Bericht von Peter Sager. Die komplette Serie zeigt Beuys in seiner Heimat, geht Stationen seiner Jugend ab, in denen der inzwischen in Düsseldorf lebende Beuys seine Vergangenheit trifft. Ludwig ging mit ihm in die alte Volksschule, ins Gymnasium, fotografierte ihn im Freiherr-vom-Stein beim Kunstunterricht. Mit Respekt vor der Schule setzte sich Beuys ohne Hut zwischen die Bänke der Rinderner Schule. Ein anderes Foto zeigt ihn, in seinem Auto sitzend, mit Anacharsis-Cloots-Buch. Die Museumsfreunde retteten die Serie und kauften sie für das Museum Kurhaus an.

Dazu wurden von den Bildern technisch aufwendige, digitale Drucke gemacht, die nicht an Farbe und Glanz verlieren, wie einstige, chemische Abzüge. "Die Edition wurde 2012 vom Freundeskreis in drei Formaten - 31 x 38 Zentimeter, 43 x 56 Zentimeter und 75 x 100 Zentimeter - aufgelegt. Sie hatte eine 25er Auflage pro Motiv und es gibt tatsächlich noch einige wenige Exemplare vom Wiegenmotiv - das große Format ist ausverkauft", sagt Susanne Figner vom Museum Kurhaus zu dem Bild, das sie alle vereint: Den Niederrhein, Beuys und das Bettchen. In der mittleren Größe kostet ein Abzug 400 Euro und im kleinen Format 200 Euro.

Mit dem Foto hat der Bildhauer das Möbelstück geadelt: Es dient als Zeuge, dass es die wirkliche "Wiege" von Beuys ist. Dabei soll Beuys ketzerisch gesagt haben, dass es drei verschiedene "echte" Kinderbettchen von ihm gibt, wie sich Kunde jetzt bei der Übergabe erinnerte. 1978 soll er Lenchen van Heukelum, die das gute Stück hütete, entgegengehalten haben: "Mein Kinderbett war weiß".

Was stimmte: Denn das Bett, das jetzt im feinsten Kirschbaum glänzend im Foyer steht, war wirklich weiß. Es wurde abgebeizt, als es nach dem Krieg zur Familie kam, erinnert sich Waltraud Aengenheister. Und jetzt sei es die "Macht des Bezüglichen", dass das Bett neben Ludwigs Bild im Kurhaus stehe, wo Beuys seine Atelier hatte.

Sie kennt auch die Anekdote, dass ein Beuys-Verehrer sich mit der Wiege einschloss und eine hohe sechsstellige Summe fürs Bettchen geboten haben soll. Van Heukelum lehnte ab. So blieb das gute Stück am Niederrhein. Kam später nach Rindern ins Forum Arenacum und steht heute zwischen Mittelalter und Beuys im alten Foyer des Bades. Gegenüber der Badewanne, unterm Foto von Ludwig . . .

(RP)
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