Kleve Anklage nach Tod in Warbeyen

Kleve · Im September des vergangenen Jahres mussten zwei niederländische Motorradfahrer bei Warbeyen sterben, weil eine 21-jährige Deutsch-Türkin von ihrem Bruder gejagt wurde. Die Staatsanwaltschaft erhob jetzt Anklage.

Der 14. September 2008 war ein schöner Tag. Es war angenehm warm am Niederrhein. Ein Sonntag wie für Ausflüge gemalt. Drei Motorradfahrer, die in Dörfern nahe Nimwegen wohnen, waren zu einem Krad-Treffen gefahren und befanden sich auf dem Weg nach Hause. Zwei von ihnen kamen dort nicht mehr an. Auf der Bundesstraße 220 in Warbeyen fuhren sie völlig schuldlos in den Tod.

Eine 21-jährige Kleverin türkischer Herkunft war nach einem riskanten Überholmanöver mit ihrem Auto auf die andere Straßenseite gerutscht. Direkt in die Motorradgruppe hinein. Ein 57-jähriger und ein 44-jähriger Niederländer starben. Die Motorradfahrer hätten keine Chance gehabt, erklärte die Polizei. Die 21-jährige Kleverin wurde, wie die RP berichtete, von ihrem 20-jährigen Bruder gejagt. Der sollte seine Schwester, die nach Hamburg zu ihrem Freund fahren wollte und sich offenbar von ihrer Familie losgesagt hatte, zurückholen. Es hatte sich eine Hetzjagd zwischen den Geschwistern entwickelt, wie auch Augenzeugen berichteten. Auch andere Verkehrsteilnehmer mussten sich vor den zwei Deutsch-Türken in Sicherheit bringen. Ohne Rücksicht auf Verluste war der 20-jährige Klever hinter seiner Schwester hergerast.

Fahrlässige Tötung

Die Polizei spricht bis heute von einem tragischen Unfall. Die Staatsanwaltschaft Kleve bewertet den Vorfall anders. Gegen die 21-jährige Deutsch-Türkin und ihren 20-jährigen Bruder wurde Anklage wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs erhoben.

Auf die zwei Angeklagten warten maximal fünf Jahre Freiheitsentzug. Doch könnte es ebenso zu einer Bewährungs- oder Geldstrafe kommen. Die Angehörigen der ums Leben gekommenen Motorradfahrer haben sich einen Anwalt genommen und werden in dem Prozess als Nebenkläger auftreten.

Schmerzen der Schwester

Ton Leysen ist Anwalt in Nimwegen und vertritt die Hinterbliebenen. Er hat nicht den Eindruck, als sei der 20-jährige Bruder, der hinter seiner Schwester hergerast war, sich bewusst, was er angerichtet hat. So soll der 20-Jährige bei der Vernehmung erzählt haben, seine Schwester hätte Schmerzen gehabt, sie habe zu einem Arzt gewollt, und er sei hinter ihr hergefahren.

Die 21-jährige Deutsch-Türkin hingegen habe zu Protokoll gegeben, dass sie zu ihrem Freund Deniz nach Hamburg gewollt hätte. Für Anwalt Leysen gehören noch zwei andere Personen vor Gericht: die Mutter und der Vater der beiden Angeklagten. Die hätten offenbar Druck auf ihre Kinder ausgeübt und somit dazu beigetragen, dass es zu der wilden Verfolgungsjagd kam, in deren Verlauf die beiden Niederländer starben.

(RP)
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