Kleve Stadthalle in Gefahr

Kleve · Weil sich ein Anwohner-Ehepaar an der Wasserstraße seit einem Jahr über Lärmbelästigung bei Veranstaltungen beschwert, ist das Kultur-Programm der Stadt Kleve ernsthaft gefährdet.

Als sich die kölsche Kult-Band "Bläck Fööss" vor wenigen Wochen bei der gelungenen Premiere von "Made in Kleve" in der Stadthalle zunächst zierte, auch nach 22 Uhr noch die geforderte Zugabe abzuliefern, herrschte Ratlosigkeit unter den über 600 Gästen. Den Hintergrund hat die RP jetzt erfahren: Seit einem Jahr überzieht ein von Kellen im Jahr 2007 in die Wasserstraße übergesiedeltes Ehepaar die Stadt Kleve mit Beschwerden wegen Lärmbelästigung nach Veranstaltungen in Kleves guter Stube.

Das bestätigte gestern Stephan Derks, bei der Stadt Kleve zuständig für Kulturangelegenheiten und die Verwaltung der Stadthalle. "Die Beschwerden füllen mehrere Seiten in meinem Aktenordner." Los ging es im Januar 2008 nach einer Vorstellung vom Moskauer Zirkus auf Eis. Seitdem trudelten zahlreiche Einschreiben vom Rechtsanwalt im Rathaus ein. "Geräuschkulissen sind bei Beladetätigkeiten unvermeidbar", erklärt Derks. "Tourneetheater müssen nach dem Gastspiel meistens sofort abreisen und dann nach 22 Uhr abbauen."

Attraktivität leidet

Wegen der Beschwerden wird mittlerweile allen Mietern der Stadthalle eine "Anlage zu den Bedingungen über die Benutzung der Stadthalle Kleve zum Schutz der Nachtruhe" beigefügt. "Wir haben damals sofort reagiert", betont Derks. Zwischen Dezember 2007 und März 2008 hat das Ehepaar sogar ein "Lärmprotokoll" erstellt und minutiös festgehalten, was sich nach 22 Uhr so alles rund um die Stadthalle abspielt. Mehrfach durfte die Polizei anrücken. Auch die Kreisverwaltung wurde eingeschaltet, um Messungen durchzuführen. "Der Nachtimmissionswert wurde bei der Messung unterschritten", merkt Derks an.

Annette Wier, Leiterin des Fachbereichs Schule, Kultur und Sport, ist beunruhigt. "Ich habe große Sorge, dass wir mit unseren Veranstaltungen unheimlich eingegrenzt werden. Die Attraktivität unseres Kultur-Angebots könnte darunter leiden. Ich muss mich fragen: Können wir künftig noch Theater anbieten?" Die Programmgestaltung könne stark beeinträchtigt werden. "Das spricht sich ja rum." Wenig Verständnis zeigt Stadtmarketing-Chefin Ute Schulze-Heiming: "Es ist bedenklich, dass es einige Miesepeter gibt, die versuchen, anderen Menschen das Leben zu verleiden."

Herausforderung

Die Klever Schwanenfunker, die in Kürze ihre drei Prunksitzungen in der Stadthalle feiern, haben sich auf die veränderte Situation eingestellt. "Nach 22 Uhr werden alle Türen und Fenster verschlossen gehalten. Die Lautstärke wird runtergefahren, was zu Lasten der Programmpunkte geht. Das ist eine Herausforderung für jeden Tontechniker", bedauert André Budde, 2. Vorsitzender und Spielleiter.

(RP)
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