Kevelaer Wer stört Singvögel beim Morgenkonzert?

Kevelaer · In Weeze gibt es nur noch wenige musikalische Flugakrobaten. Umwelteinflüsse sind schuld.

WEEZE (csk) Frühling bedeutet: die Nächte werden länger, die Bäume fangen an zu blühen und die Vögel zwitschern morgens wieder munter. Eigentlich. Denn bei Josef Hermsen aus Weeze sieht das in diesem Jahr anders aus: "Wir hatten sonst immer Zaunkönige, Kohlmeisen, Sperlinge, Rotkehlchen und Bachstelzen vorm Haus. Wir schlafen sogar absichtlich mit offenem Fenster, damit wir sie hören. Aber in diesem Jahr ist alles ruhig." Das fehlende allmorgendliche Singkonzert stimmt das Ehepaar Hermsen traurig.

Doch was ist der Grund für das Ausbleiben der flatternden Zaungäste? Hermsen vermutet andere Vögel als die Schuldigen. "Wir haben hier so viele Elstern. Neulich waren vier Stück gleichzeitig auf dem Grundstück", erzählt er und begründet seine Aussage: "Das sind doch Nesträuber und fressen den Singvögeln die Jungen weg." Sogar an Nistkästen würden die Dohlen, Krähen und Elstern klopfen und die arglosen Jungvögel mit dem Schnabel packen. Doch etwas unternehmen könne man nicht dagegen denn bejagd werden dürfen die Nesträuber erst ab August. Hermsen: "Und vergiften kann man die Tiere ja auch nicht. Außerdem bin ich Tierfreund und würde so etwas nicht tun."

Theo Mohn vom Nabu, Ortsverband Kevelaer, sieht andere Gründe: "Dohlen, Krähen und Elstern rauben schon mal die Nester aus, aber sie verantwortlich zu machen, wäre grundfalsch." Denn die sogenannten Nesträuber hätten gerade mal zwei Wochen Zeit, dann wären die kleinen Vögel stark genug, zu überleben. Mohn: "Die restlichen Tage des Jahres müssen sie sich ja auch ernähren." Der Naturschützer macht im Großen und Ganzen die moderne Gesellschaft verantwortlich. "Es gibt immer weniger Hühner und Tiere, die Mist produzieren. Das ist aber die Nahrung von Fliegen, die wiederum die Nahrungsgrundlage der Vögeln sind." Auch intensive, moderne Landwirtschaft störe durch chemische Düngung massiv die natürliche Nahrungskette: Es gibt doch kaum noch Pflanzen, die als natürliches Futter dienen." Weil die moderne Landwirtschaft eine große Fläche bewirte, trage sie auch eine große Verantwortung, meint Mohn. Aber es gebe viele Gründe. Mohn sagt: "Pauschal ist es das moderne, natur-ferne Leben der Menschen, das den Bestand der Vögel gefährdet."

(RP)
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