Kevelaer Alt und bewährt: Kevelaerer Glasversicherung

Kevelaer · Stefanie Brasseler hat kürzlich die Geschäftsführung von ihrer Schwiegermutter Marlene übernommen.

Dank der Wallfahrt war Kevelaer schon sehr früh eine Stadt, in die viele Gäste kamen. Und auch, wenn darüber damals vermutlich noch nicht so viel gesprochen wurde, ließ sich mit den christlich motivierten Reisenden schon immer gutes Geld verdienen. Es gab zahlreiche Pilgerherbergen und zudem viele Geschäfte, die auf die Bereitschaft der Gäste setzen, Rosenkränze und Kerzen, Gebetbücher oder auch mal einen neuen Hut zu kaufen. Deshalb gab es Schaufenster auch schon um 1900 - und die Gefahr, dass sie zu Bruch gingen. Deshalb gründete sich im Jahr 1906 die "Kevelaerer Glasversicherung", ein Verein auf Gegenseitigkeit. Bis heute existiert die genossenschaftlich organisierte Einrichtung. Und ganz viele Händler gehören dazu.

Kürzlich hat Stefanie Brasseler die Geschäftsführung der Versicherung von ihrer Schwiegermutter Marlene übernommen. Die hatte die Aufgabe stets "zwischen Supp' und Gemüse" erledigen können, wie sie im RP-Gespräch sagte. Die Geschäftsführung war immer (und ist es bis heute) im Nebenerwerb möglich - deshalb kann auch Stefanie Brasseler, die bei der Volksbank beschäftigt ist, ihre Versicherungskunden "nebenbei" betreuen. Auch ihr Schwiegervater Walter Brasseler, im Hauptjob Standesbeamter bei der Stadt, hat das so gehandhabt. Allerdings war die "Nebenaufgabe" sein Steckenpferd, das er mit Begeisterung pflegte. Nach Brasselers Tod übernahm seine Frau die Aufgabe, jetzt legte sie sie in jüngere Hände. Die Schwiegertochter ist nun Ansprechpartnerin für die rund 140 Kunden. Mit der "Stadt" ist die Glasversicherung bis heute eng verzahnt; aus der Verwaltung ist stets jemand Aufsichtsrat, der jeweilige Bürgermeister (derzeit also Axel Stibi) ist geborenes Vorstandsmitglied.

Neben den vielen Partnern auf der Hauptstraße gibt es vor allem einen bedeutsamen "Großkunden": die Stadt selbst. "Die hat alle Schulen und Sportstätten bei uns versichert", berichtet die Chefin. Also nicht nur die vielen Fenster in den Klassenzimmern, sondern auch in Turnhallen, Hallenbad oder Buswartehäuschen. "Schäden gibt es am ehesten während der Kirmestage oder im Karneval", sagt Brasseler. "Wobei wir hier von Vandalismus zum Glück noch ziemlich verschont bleiben", ergänzt die Schwiegermutter. Bei Verbandstagungen höre sie aus anderen Regionen Geschichten, die man sich in Kevelaer kaum vorstellen könne.

Die Glasversicherung vertritt die Interessenten ihrer Mitglieder, ist aber eher sozial eingestellt. "Wenn hier ein Kind eine Glascheibe einwirft und die Eltern nicht haftpflichtversichert sind, versuchen wir, Ratenzahlung zu vereinbaren. Aber gezahlt werden muss", erklärt Stefanie Brasseler. Reine Glasversicherungen gibt es übrigens nicht mehr viele. Die großen Versicherer verkaufen oft Pakete, mit denen "Glas" bei Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung versichert ist.

(RP)
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