Stadt Kempen Kempens Probleme mit Wohnungsmarkt

Stadt Kempen · In der Einschätzung sind sich Politik und Verwaltung einig: In der Thomasstadt ist günstiger Wohnraum knapp. Die Problemlage ist erkannt, der Weg aus der misslichen Lage allerdings sehr schwierig. Eine Analyse.

 Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen errichtet an der Wiesenstraße altengerechte Wohnungen. Sie sind ein wichtiger erster Baustein für ein künftiges Wohnungskonzept.

Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen errichtet an der Wiesenstraße altengerechte Wohnungen. Sie sind ein wichtiger erster Baustein für ein künftiges Wohnungskonzept.

Foto: Wolfgang Kaiser

In seltener Einmütigkeit fordern Kempens Politiker mehr bezahlbaren Wohnraum für die Thomasstadt. Davon gibt es in der früheren Kreisstadt zu wenig, obwohl es genug Menschen gibt, die sich nur günstige Wohnungen leisten können. Viele von ihnen wandern ab, ziehen ins Umland, wo die Mieten noch erschwinglich sind. Andere, vor allem junge Menschen, verlassen Kempen in Richtung Großstadt. Kaum Chancen, der ungünstigen Situation zu entkommen, haben ältere Menschen. Sie brauchen Mietwohnungen, die nicht nur erschwinglich, sondern auch barrierefrei sind.

Das Problem mag sich auf den ersten Blick als nicht so gravierend darstellen. Aber mit Blick auf den inzwischen viel zitierten demografischen Wandel wird auch die Kempener Bevölkerung in den nächsten Jahren aufgrund der Altersstruktur verstärkt altengerechte Wohnungen benötigen.

In der Kempener Politik ist die Erkenntnis längst gereift: Wir brauchen Investoren, die auch bezahlbaren Wohnraum bereitstellen. Derzeit rächt sich eine Entwicklung, die in den zurückliegenden Jahren Kempen als Wohnort so beliebt gemacht hat. Die idyllische Altstadt, die intakte Infrastruktur, ein boomender, attraktiver Handel und vielfältige Freizeitmöglichkeiten vom hochwertigen Kulturangebot bis zum landschaftlich reizvollen Umland — all das hat Kempen begehrenswert gemacht für Auswärtige, die sich hier niederlassen wollen. Sie bringen das nötige Kleingeld mit, um sich die im Vergleich zu anderen Orten im Kreis Viersen recht teuren Grundstücke leisten zu können. Auch bei den Kaufpreisen für Eigentumswohnungen oder den Mieten schlägt sich diese Entwicklung nieder.

Was Kempen in dieser Situation fehlt, ist zum Beispiel eine eigene städtische Wohnungsgesellschaft. Die könnte steuernd auf den sich verändernden Markt reagieren. Doch eine solche Baugesellschaft wird es in der Thomasstadt nicht geben. Dafür sind die Rahmenbedingungen nicht vorhanden, die Sozialstruktur in der Stadt vergleichsweise noch recht gut — gottlob.

Die Politik hat zuletzt immer wieder die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen ins Gespräch gebracht. Sie wäre ein verlässlicher Partner. Aber der GWG-Wohnpark an der Wiesenstraße zeigt: Auch die kreiseigene Gesellschaft kann Trends und Entwicklungen nur bedingt beeinflussen. Die frei finanzierten Wohnungen ließen sich eben auch nur zu marktüblichen, höheren Preisen vermieten. Zu verschenken hat auch eine GWG nichts.

Zu hoffen, dass sich alsbald Privatinvestoren finden, die den gestiegenen Wünschen nach bezahlbarem Wohnraum Rechnung tragen, ist in gewisser Weise blauäugig. Aber das wissen die Politiker wohl selbst am besten. Denn indem sie nach diesen Investoren rufen, warnen sie gleichzeitig davor, diejenigen Financiers nicht zu verprellen, die — die günstige Marktlage ausnutzend — weiterhin auf hochwertige und dementsprechend teurere Wohnungen setzen.

Ziel für die künftige Wohnungspolitik in Kempen muss es daher sein, ein angemessenes Maß zu finden, wie die Wünsche aller Beteiligten, Investoren und Wohnungssuchende, befriedigt werden können. Keine leichte Aufgabe. Aber zumindest ist in einer solchen Situation schon mal wichtig, dass die Verantwortlichen in Politik und Stadtverwaltung sich in dem Bestreben einig sind, dafür sorgen zu wollen, dass Kempen mehr bezahlbaren Wohnraum erhält. Nach der Devise: Man muss das eine eben tun, ohne das andere zu lassen.

(RP)
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