Sie heißen zwar "Schall & Bauch", doch Vocal-Coach Hermannjosef Roosen legt eher Wert auf den Schall. Wobei der Krefelder, der seit Anfang Juni in Grefrath ein neu gegründetes, derzeit vier Mann starkes Männer-Vocalensemble leitet, genau weiß, dass es ohne Bauch nicht geht. Dabei denkt er nicht vorrangig an den Leibesumfang, sondern vielmehr an Zwerchfell und Flanken, unerlässliche Helfer für den guten Schall der Stimme.

"Schall & Bauch" hat Tradition

Schon einmal hat Roosen, der Regionalchorleiter der Region Niederrhein im Chorverband NRW und zweiter Vorsitzender des Internationalen Chorleiterverbandes ist, ein Ensemble mit gleichem Namen geleitet. Von 2004 bis 2007 gab es in Dülken das Vokalensemble "Schall & Bauch", das bereits im Jahr nach seiner Gründung Volkslieder-Leistungschor im Sängerbund NRW mit viermal der Note "sehr gut" war und zuvor auch den Titel Leistungschor der Stufe I errungen hatte.

Roosen hat Ansprüche, eine Einstellung, die offenbar auch bei den derzeit vier Sängern des Ensembles ankommt, wie bei Uwe Kersebaum. Der Grefrather, der jetzt in Hinsbeck lebt, und früher bei den "Zottels" in Grefrath sang, kennt Roosen vom Grefrather Frauen-Vokalensemble "Weib Things", in dem Kersebaums Frau mitsingt. "Ich habe mir immer gedacht: Wenn es etwas für Männer gäbe, wie die Weib Things, würde ich auch wieder singen", erzählt Kersebaum, der vor Jahren den "Zottels" aus familiären Gründen den Rücken gekehrt hatte. Jetzt gibt es "Schall & Bauch", und Kersebaum kommt immer donnerstags um 20 Uhr gerne zu den Proben in den Gasthof "Zum Nordkanal" in Grefrath.

Neben Kersebaum im Ersten Tenor singen noch der Hinsbecker Frank Eisenberg im Zweiten Tenor, der Dülkener Achim Lenzen im Ersten Bass und Willi Brinkhoff aus Grefrath im Zweiten Bass in dem Ensemble. "Wir wollen maximal ein Doppelquartett werden", sagt Chorleiter Roosen, also ein Ensemble, in dem jede Stimme doppelt besetzt ist. Anspruchsvolle Chorliteratur im Stile der Musik der Comedian Harmonists, die sehr viel Präzision und eigenständiges Klangideal erforderlich macht, will "Schall & Bauch" singen und irgendwann einmal Meisterchor werden.

Dafür müssen die Grundlagen stimmen, weiß Roosen, der ein genauer und feiner Arbeiter mit diesem und seinen anderen Chören ist. Viel Wert legt er auf "Stütze" und "Maske". Hinter diesen Begriffen verbergen sich die Bauch- und Flankenatmung und das Nutzen der Resonanzräume in Schlund und Kopf. "Ihr müsst mit Klang arbeiten, nicht mit Kraft", gibt er den vier Sängern zum Beginn der Probe mit auf den Weg und erklärt: "Der Hals ist wie ein Ofenrohr, das fest und weit bleibt, und der Ton ist wie Rauch, der darin aufsteigt."

Als das Quartett dann bei der so genannten Vokalausgleichübung die Vokale "a", "e", "i", "o" und "u" so aneinanderreihen soll, dass sich der Sitz des Tons beim Übergang von einem zum anderen Vokal nicht verändert, empfiehlt Roosen, mit der "Knutschschnute" zu singen. Und um richtig zu atmen gibt er den Sängern mit auf den Weg: "Ich stelle mir vor, es ist Heilig Abend und ich habe für meine Frau noch kein Geschenk. Ich gehe in eine Parfümerie, gebe einen Tropfen Parfum auf den Handrücken und ... ." Roosen führt die Hand zur Nase und atmet tief ein.