Gemeinde Grefrath Gecko und Lacko als Therapiepartner

Gemeinde Grefrath · Seit zehn Jahren gehört Voltigieren zu den Therapieangeboten der Franziskusschule. Die Förderschule des Kreises Viersen erzielt mit Hilfe der Pferde bei geistig behinderten Kindern gute Erfolge.

 Gesa Poschmanns mit ihren Schülern der Franziskusschule auf dem Wahlenhof in Mülhausen: Die Kinder putzen eines der beiden Pferde. Auch das ist Bestandteil der Reittherapie.

Gesa Poschmanns mit ihren Schülern der Franziskusschule auf dem Wahlenhof in Mülhausen: Die Kinder putzen eines der beiden Pferde. Auch das ist Bestandteil der Reittherapie.

Foto: Hüskes, Achim (achu)

Kaum hat der Kleinbus vor dem Wahlenhof in Mülhausen angehalten, da steigen auch schon fünf Schüler der Franziskusschule aus Süchteln-Vorst schnellstmöglich aus und gehen gemeinsam mit ihrer Lehrerin Gesa Poschmanns auf die Pferde zu. Für "Gecko" und "Lacko" gibt es erst einmal jede Menge Streicheleinheiten. "Wer möchte Lacko führen?", möchte Gesa Poschmanns wissen. Patrick muss nicht lange überlegen und nachdem Lacko Halfter und Führstrick trägt, nimmt der Elfjährige das Seil und führt das Warmblut ruhig und souverän zum Anbindeplatz.

Denn bevor es auf dem Außenplatz zum Voltigieren geht, ist erst einmal striegeln angesagt. Patrick, Gianluca (13), Manuel (11) und David (9) greifen zu den verschiedenen Bürsten und starten die Putzarbeiten an dem ruhig dastehenden Lacko. Joel dagegen hat sich fürs Auskratzen der Hufe entschieden, wobei Gesa Poschmanns dem Siebenjährigen hilft. Während sie den Huf festhält, hantiert Joel geschickt mit dem Hufkratzer. "Das mache ich gerne", strahlt Joel. Auch beim anschließenden Anlegen des Voltigierzubehörs helfen die Kinder fleißig mit. Dann ist es endlich soweit. David darf Lacko auf den Reitplatz führen, das Voltigieren beginnt.

Jeden Mittwoch fährt die insgesamt sechsköpfige Voltigiergruppe der Süchtelner Förderschule nach Mülhausen. Seit nunmehr zehn Jahren besteht das Angebot des therapeutischen Voltigierens an der Franziskusschule, ins Leben gerufen von Gesa Poschmanns. "Ich habe schon während meines Studiums die Ausbildung zum therapeutischen Reiten, Bereich Voltigieren, gemacht", berichtet die Lehrerin, die auch selbst reitet. Als Referendarin an der Franziskusschule brachte sie ihre Zusatzausbildung direkt ein und das mit Erfolg. Koordination, feinmotorische Fähigkeiten, Gleichgewicht, Orientierung, Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein der Förderschüler verbessern sich. Wobei die Kinder und Jugendlichen jeweils rund eineinhalb Jahre an dem Kursus teilnehmen, um dann Platz für andere Schüler zu machen.

Die Nachfrage ist groß, aber finanziell ist eine zweite Voltigiergruppe nicht machbar. "Das Schöne bei der Arbeit mit dem Pferd ist, dass die Kinder gar nicht merken, wie sie lernen. Die Arbeit mit den Pferden hat einen ganz anderen Aufforderungscharakter. Dazu kommt, dass die Pferde gleichmäßige Bewegungen auf den Kinderkörper übertragen, die wir anders nicht realisieren könnten. So fördert zum Beispiel die Trab-Bewegung das Sprachzentrum", erklärt Gesa Poschmanns.

Die Lehrerin hält mittlerweile die Longe in der Hand, an deren Ende Lacko gelassen seine Runden um sie dreht, während die Kinder die verschiedenen Übungen auf seinem Rücken machen. Joel der gerade an der Reihe ist, zählt so laut bis fünf, während er die Arme seitwärts gestreckt hält. "Bis fünf zählen, das konnte er bislang überhaupt nicht. Auf dem Pferd hat er dies ganz unbewusst und stressfrei gelernt", freut sich Gesa Poschmanns. Und dass den Schülern das Voltigieren gefällt, ist unschwer an den strahlenden Gesichtern abzulesen, mit denen sie auf dem Pferd sitzen. Wobei sowohl Lacko wie auch Gecko sehr zuverlässige Tiere sind, denn das ist beim therapeutischen Voltigieren eine Grundvoraussetzung.

Solche Pferde findet man allerdings nicht überall und so müssen die Schüler immer vom Schulstandort am Ortsrand von Süchteln-Vorst zur Reittherapie nach Mülhausen gebracht werden.

(tref)
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