Kamp-Lintfort/Rheinberg Prozess um Geheimnisverrat wird immer verworrener

Kamp-Lintfort/Rheinberg · Mit jeder Zeugenaussage scheint der Prozess um die wegen Geheimnisverrats angeklagte Kamp-Lintforter Polizistin verworrener zu werden. Sechs Polizeibeamte standen gestern auf der Zeugenrolle. Die Feinheiten der polizeilichen Informationssyteme nachzuvollziehen stellt auch Richterin und Staatsanwalt vor Schwierigkeiten. Ob sie der Einladung eines Kommissars folgen, sich das System vor Ort anzusehen, blieb offen.

"Es gibt verschiedene polizeiliche Fahndungssysteme. Das ist für einen Außenstehenden schwer zu verstehen", sagte der Beamte. Sicher sei aber, dass man Recherchen, die ein Polizeibeamter machte, über seine Kennung zurückverfolgen kann. Die Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen sei aber gar nicht so einfach, wie die Angeklagte erklärt hatte. Die Kennworte würden so regelmäßig gewechselt, dass eine ohnehin nicht zulässige Benutzung Dritter über einen längeren Zeitraum nicht möglich ist. An der Unterbringung der dienstlichen Dokumente der Angeklagten in ihrer Privatwohnung gebe es indes nichts zu bemängeln. Das sei zwar nicht an der Tagesordnung. Die gefundenen Unterlagen stünden aber nicht im Zusammenhang mit der Verletzung von Dienstgeheimnissen.

Ein weiterer Zeuge berichtete über den Zufallsfund, der Anlass zur Ermittlung gegen die Polizistin gab. Bei einer Razzia im Duisburger Rotlichtmilieu war einer der besagten Ausdrucke, der sich bis zu der Angeklagten zurückverfolgen ließ, in einer Schlafzimmerkommode gefunden worden. Die 39-Jährige soll wiederholt geheime Informationen an den Mitangeklagten weitergegeben haben. Der, so ein Beamter, werde von dem selben Anwalt vertreten, wie der Verdächtige aus dem Rotlichtmilieu. Woher dieser Ausdruck stammte, hatte der Verdächtige nicht preisgeben wollen. Die Verhandlung wird am 20. Oktober fortgesetzt.

(bil)
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