Kamp-Lintfort/Moers Offener Blick in die Karten der Architekten

Kamp-Lintfort/Moers · Drei Gebäude in Kamp-Lintfort und Moers öffneten beim "Tag der Architektur" ihre Pforten, darunter die Hochschule. Dort erfuhren die Besucher Neuigkeiten, zum Beispiel vom Konflikt um die Klinkerfassade.

Drei Gebäude in Kamp-Lintfort und Moers haben am Wochenende bei der Aktion "Tag der Architektur" ihre Türen geöffnet: Die Hochschule in Kamp-Lintfort, die Offene Einrichtung für Kinder an der Römerstraße in Meerbeck und der Aktivsportpark im Gewerbegebiet Hülsdonk. In der Hochschule bot Ludger Rasche am Samstag sogar zwei Führungen an, der als Architekt den Neubau maßgeblich geplant und die Arbeit der Baufirmen koordiniert hatte.

Der 47-jährige Architekt des Osnabrücker Planungsbüros Rohling - kurz pbr - ließ einen tiefen Blick in die Karten zu. Offen sprach er den Konflikt an, den es 2010 um die Fassade der Hochschule gegeben hatte, der bislang nicht öffentlich gemacht worden war. "Die Präsidentin der Hochschule wollte eine moderne Fassade mit viel Glas und Stahl", berichtete er bei der ersten Führung über den Campus. "Sie wollte die Hochschule vom Bergwerk abgrenzen. Wir wollten eine Klinkerfassade mit modernen Elementen, um die Architektur der Umgebung aufzunehmen. Schließlich haben wir uns durchgesetzt." Denn nicht Präsidentin Marie-Louise Klotz sei Bauherrin gewesen, sondern der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW.

Als der Konflikt um die Fassade vorüber war, lag 2011 das nächste Problem an. "Wir hatten mit Altlasten gerechnet", berichtete Ludger Rasche die nächste Neuigkeit. "Aber es musste erheblich mehr Boden abgefahren werden als geplant."

Im Dezember 2011 begann der Bau der Hochschule, die sich kleinteilig um einen zentralen Platz gliedert. "Wir haben mit gut zwei Jahren Bauzeit gerechnet", sagte der Architekt vom Planungsbüro aus Osnabrück, das bei der Gesamtplanung mit dem Architekten Michael van Ooyen aus Straelen zusammenarbeitete. "Damit sind wir ausgekommen. Im Frühjahr 2014 war alles fertig." Das galt auch für die Bausumme. "Sie war mit 38,5 Millionen Euro geplant", erzählte Ludger Rasche. "Wir haben eine Punktlandung hingelegt. Am Ende betrug die Bausumme 38,5 Millionen."

Baumängel ließ er nicht unerwähnt. "Sie lassen sich bei einem so großen Objekt nicht vermeiden", sagte er. "Insgesamt waren es wenige, die nachgearbeitet wurden." Als Beispiel zeigte er den Sichtbeton in den Treppenhäusern des Hörsaalgebäudes, der mit einer zweiten Schicht aufgetragen wurde, da die erste zu uneben gewesen war.

Planung und Baukoordinierung waren für Ludger Rasche etwas Besonderes. "Nur selten werden Hochschulen neu gebaut", erzählte er. "Bei der Planung waren bis zu 20 Architekten und Statiker eingebunden. Beim Bau waren 20 Firmen beteiligt." Das einzige, was ihm an der Hochschule nicht gefiel, war die Möblierung der Mensa. "Die Stühle sind rot und blau", sagte er. "Sie passen nicht zum gelb-grünen Farbkonzept des Campus. Aber wir waren nicht für den Kauf zuständig."

Trotz dieser Stühle erhielt der Campus-Neubau vom Bund Deutscher Architekten Linker Niederrhein im Herbst 2014 eine Anerkennung. Am Samstag hoffte Ludger Rasche auf eine weitere BDA-Anerkennung auf Landesebene.

(got)
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