Neuss Tag und Nacht im Wattenmeer

Neuss · Eine Gruppe des Kaarster Arbeits- und Integrationsprojekts für behinderte Menschen ist zu einer Oster-Schiffstour aufgebrochen. Stadtsprecherin Sigrid Hecker berichtet in einem Reistagebuch laufend aktuell von der Reise.

Café Einblick auf Oster-Schiffstour
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Tag 8 Heute mussten wir von Bord; teils traurig, aber auch voller Vorfreude auf unser Zuhause. Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!

Tag 7 Ein ganz besonderes Erlebnis waren der gestrige Tag und die letzte Nacht mitten im Wattenmeer. Kapitän ArieJan ließ die Ideaal bei Ebbe trocken fallen und motivierte die Crew mitten im Meer das Boot zu verlassen. Matrose David - studierter Meeresbiologe - zeigte uns, was im Watt und im ablaufenden Wasser so alles an Getier, unter anderem Garnelen und kleine Plattfische, zu finden ist. Die Nacht mitten in der Natur und das Wecken durch das Schaukeln des wieder auflaufenden Wassers werden uns allen ein unvergessliches Erlebnis bleiben.

Tag 6 Auch den enthusiastischsten Hobbyseglern geht einmal die Luft aus. Heute war solch regnerisches und kaltes Wetter, dass erstmals keiner - auch nicht die sonst so aufs Segelsetzen versessenen Jungs - so recht Lust hatten, sich an Deck zu begeben. Da wir keine weite Strecke zurückzulegen hatten, gab es zum Glück genügend Gelegenheit, sich zum Spielen und Mandalamalen unter Deck zu begeben. Selbst Kapitän ArieJan wurde heute vom Unofieber angesteckt.

Tag 5 auf See: Wer hätte gedacht, dass es noch schlimmer geht? Aber auf dem Ijsselmeer schaukelt es noch heftiger als auf dem Wattenmeer. Heute haben wir die restliche Strecke bis Enkhuizen zurückgelegt. Beim Ablegen waren wir noch in dem Glauben, dass uns nach den gut überstandenen Wetterbedingungen vom Vortag nichts mehr schocken kann. Doch wir wurden schnell eines Besseren belehrt. Bei blauem Himmel und eisigen Böen führten die kurzen und heftigen Wellen sehr schnell dazu, dass der Teint des einen oder anderen Betreuers eine weiß-grünliche Färbung annahm. Glücklicherweise dauerte diese Etappe nur vier Stunden, für die betroffenen Seekranken fühlte sie sich allerdings deutlich länger an. Das wurde auch nicht besser, als der Kapitän ArieJan feixend "lecker Schokotartjes" anbot.

Am Ziel in Enkhuizen wurden wir allerdings belohnt — mit einem wunderschönen Ankerplatz neben zahlreichen anderen antiken Booten und einem schmucken Städtchen.

Tag 4: Windstärke 7 — die Frisur hält nicht! Heute Morgen hat sich die ganze "Crew" zunächst einmal wasserdicht und windfest verpackt. Allerdings wagten sich dann bei beachtlichem Seegang und acht — beziehungsweise gefühlten vier — Grad nur die ganz Seefesten an Deck. Die waren dann doppelt gefordert, schließlich wollten wir bei perfektem Segelwetter schnell an unser Ziel Enkhuizen. Auf dem Weg bescherte uns eine Untiefe eine einstündige Zwangskaffee- und Aufwärmpause. Nach der kleinen Verzögerung fand unsere Etappe nach einem spannenden Schleusen ein Ende in Makkum. Morgen heißt es: die letzten Seemeilen nach Enkhuizen zurückzulegen.

Tag 3: Auf zur Insel Vlieland! Bei uns ist sie bekannt für ihre komfortablen und direkt an der Anlegestelle gelegenen Duschen, Pommes Spezial, Pindasaus und kilometerlangen weißen Sandstrand. Unterwegs haben wir unseren ersten Seehund gesichtet oder vielmehr — er uns, denn er blinzelte neugierig aus den Wellenkämmen hinter der Ideaal her.

Tag 2: Nach einem kräftigen Frühstück heißt es heute erstmals: Segel setzen — nach ausführlichen Instruktionen von Skipper Arie Jan und Matrose David. Unter 200 Quadratmetern Segelfläche geht es dann in Richtung Terschelling. Erst pfeift uns ein kalter Wind um die Ohren, doch anschließend können wir ein Sonnenbad an Deck genießen. Typisches Aprilwetter! Vor der Einfahrt in den Hafen werden mit vereinter Kraft die Segel wieder eingeholt und gut verpackt. Aussicht auf heute Abend: Die gute Hausmannskost unserer Küchencrew wird besonders gut schmecken, denn Seeluft und körperliche Anstrengung machen hungrig.

Tag 1: 22 Jugendliche müssen sich am Sonntag schweren Herzens von ihren Eltern und ihren Fernsehern trennen. Denn eines steht fest: Zum Fernsehen werden sie in der nächsten Woche keine Gelegenheit haben. Aber ist es nicht sowieso viel schöner, die tolle Aussicht aufs Meer von einem echten niederländischen Plattbodenboot aus zu genießen? Heute heißt es jedoch erst einmal: Kojen verteilen. Wer schläft oben und wer unten? Dann wird den einführenden Instruktionen des Kapitäns gelauscht und Schiffshund Grijsje begrüßt. Aussicht auf den morgigen Montag: um 10 Uhr Leinen los und bei leichtem Wind raus auf das Wattenmeer.

(NGZ/ila)
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