Kaarst Mit bunten Farben gegen Rassismus

Kaarst · Bei der 12. Auflage von "Viele Nationen - eine Stadt" war Kreativität gefragt, einziger Wermutstropfen war der Starkregen.

Kulturamtsleiter Dieter Güsgen war enttäuscht: "Gerade wurde es voll auf dem Rathausplatz, da setzte starker Regen ein und vertrieb die Menschen." Zum Glück spielte sich ein Teil des Festes "Viele Nationen - eine Stadt" in der Rathausgalerie und im Atrium ab. So konnte zum Schluss dann doch eine einigermaßen positive Bilanz gezogen werden.

Zu den Besuchern gehörte Klara Kral - sie war Vorsitzende des Sozialausschusses, als die letzte große Flüchtlingswelle einsetzte und es ungleich härtere Diskussionen über Standorte von Flüchtlingsheimen gegeben hatte als jetzt. Trotzdem lobte sie, dass es wieder eine Ausgabe von "Viele Nationen - eine Stadt" gab: "Das ist richtig so." Andreas Vollmert hatte schon damals die Moderation übernommen. Und er hatte folgende Zahlen parat: "Das ist jetzt das 12. Fest und zum letzten Mal hatte es vor zwölf Jahren stattgefunden."

Es war auch Teil der Willkommenskultur. Das konnte man schon an Äußerlichkeiten festmachen. So hatte sich Bouchra El Maazi vom Integrationsrat für einen orientalischen Kaftan als Kleidungsstück entschieden. Im Zelt des Integrationsrates wurde unter anderem marokkanischer Tee mit frischer Minze serviert, Hanno Wilsch thronte in einem monumentalen Sessel, als er Kindern Geschichten vorlas. Zuvor hatte Mark Koll gemeinsam mit den Flüchtlingen musiziert. Dass sich die Regenwolken, nachdem sie mächtig viel Wasser abgelassen hatten, schnell wieder verzogen, ist vielleicht den Trommlern der Formation "Abraco" aus Neuss und Düsseldorf zu verdanken.

Sie mussten darauf verzichten, sich unter's feiernde Volk zu mischen, sondern standen vor Regen geschützt vor der Buchhandlung in den Rathausarkaden - ihre Samba-Rhythmen waren schon von weitem zu hören. Chris Wehrmann von der Flüchtlingshilfe Kaarst hatte sich viele kreative Aktionen für Kinder einfallen lassen: Sie machten sich mit Feuereifer daran, aus Pappkartons Masken zu kreieren. Der Ökumenische Arbeitskreis Asyl und die öffentliche Bücherei der Lukaskirche teilten sich einen Stand, machten gemeinsame Sache: "Wir haben unter anderem Literatur für Flüchtlinge, die schon über gewisse Deutschkenntnisse verfügen - leicht lesbare Hefte", erklärte Monika Kales.

"Kein Platz für Rassismus", war am Stand vom Amnesty International zu lesen. Was sich so wenig greifbar anhört, wurde mit konkreten Schicksalen unterfüttert: So konnte eine Petition unterschrieben werden für Bahareh Hedaya - die Frauenrechtlerin ist seit sechs Jahren im Iran in Haft. Die Portugiesin Carla Damota hatte ihr Lokal "Gemütliche Ecke" im Maubishof verlassen, um auf dem Rathausplatz unter anderem gegrillte Sardinen und gefüllte Teigtaschen anzubieten. Als Alternativen gab es im Schatten des Rathauses unter anderem auch nepalesisch-indisch-tibetanische Spezialitäten.

Gabriele Dobisczek und Deniz Latife Sengöz von Ikea verteilten Haferkekse. Völkerverständigung geht schließlich auch durch den Magen. Brigitte Albrecht vom Kunstcafé EinBlick verteilte Schablonen, mit denen Figuren, die an das Ampelmännchen erinnern, auf die Steine des Neumarktes gesprüht werden konnten - sie sollten eine bunte Vielfalt symbolisieren.

(NGZ)
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