Rathaus und Kommunale Daten-Verarbeitungs-Zentrale Flotter Datentransfer unterm Markt

Rathaus und Kommunale Daten-Verarbeitungs-Zentrale · Die Marktbesuchern dürften am Mittwoch nichts bemerkt haben, dennoch wurde sechs Meter unter ihnen kräftig gebohrt. Im so genannten Rohrspülverfahren schuf die Telefongesellschaft Isis eine unterirdische Verbindung vom Telekomgebäude hinterm Kreisverkehr bis vor den Rathauseingang. Rathaus-Baustelle: unter dem Marktplatz 180 Meter weit durchgebohrt. -->

Die Marktbesuchern dürften am Mittwoch nichts bemerkt haben, dennoch wurde sechs Meter unter ihnen kräftig gebohrt. Im so genannten Rohrspülverfahren schuf die Telefongesellschaft Isis eine unterirdische Verbindung vom Telekomgebäude hinterm Kreisverkehr bis vor den Rathauseingang. Rathaus-Baustelle: unter dem Marktplatz 180 Meter weit durchgebohrt. -->

Und weil ein Aufreißen des Rathausvorplatzes mit seinen schweren Granitplatten (aber auch dem Wochenmarkt) verschiedene Schwierigkeiten beschert hätte, wurde unterirdisch und zielgenau gesteuert gebohrt. Sinn und Zweck der Übung: Die Kapazität der Datenverbindung zwischen dem Kaarster Rathaus und der Kommunalen Daten-Verwaltungszentrale im Neusser Rathaus wird erhöht: Statt wie bisher mit zwei Mega-Byte wird demnächst 32-Mega-Byte-Leitung den Informationsaustausch zwischen den beiden Behörden wesentlich beschleunigen.

Und deshalb muss ein dickes Glasfaserkabel installiert werden. "In erster Linie musste das geschehen, weil das Datenvolumen kräftig angewachsen ist", erklärt Ralf Stübben, Leiter der Abteilung Technikunterstützte Informationsverarbeitung. Für die Kaarster Stadtverwaltung standen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Ein neues Kabel oder die Installation neuer Hardware im eigenen Rathauskeller.

Punktgenaues Bohren

"Das wäre allerdings für uns die wesentlich teurere Lösung gewesen", erklärt Stübben. "Die lokale Datensicherung in Kaarst wäre allein im Haushalt 2003 mit etwa 70.000 Euro zu Buche geschlagen." Die gewählte Variante zwei mit dem Bohrspül-Verfahren unter dem Marktplatz kostet die Stadt lediglich 2500 Euro Anschluss-Gebühren, die monatliche Mietgebühr beläuft sich auf 2000 Euro.

Eigentlich sollte die Angelegenheit längst abgeschlossen sein", aber der Frost hat unseren Zeitplan ein wenig durcheinander gebracht", erzählt Diplom-Ingenieur Heiko Eichstädt von Isis. Diese Art der "Tiefbau-Technik in geschlossener Bauweise" sei ein sehr erprobtes Verfahren, das sogar über mehrere hundert Meter punktgenau erfolgen könne. "Im Bohrkopf ist ein Sender installiert, der stets spezielle Daten übermittelt, so dass man immer informiert ist, in welcher Tiefe und mit welchem Neigungswinkel an welcher Stelle gebohrt wird", erklärt Eichstädt.

Allerdings könne man bei solchen Bohrungen durchaus schon einmal auf unerwartete Hindernisse stoßen: "Altes Mauerwerk, alte Gebäudeteile, die dann die Arbeiten entsprechend verzögern." In Kaarst musste man sich in sechs Meter Tiefe unter dem Kanalsystem durcharbeiten. Eichstädt: "Das Bohr-verfahren funktioniert mittels eines Spülschlauchs, die Bohrung wird mit Betonit, einer Mischung aus Ton und Wasser, vorgenommen." Der Experte nennt das Kopfloch - dort beginnt die Bohrung - und das Zielloch.

Schnellere Zugriffe

Vom Ziel- zum Kopfloch wurde gestern "in Rückverlegung" drei Rohre gezogen, man ist also für weitere Verbindungs-Verstärkungen bestens gerüstet. Mit dem besseren Anschluss sind natürlich Zugriffe auf die Großrechner-Verfahren nun leichter und schneller möglich. "Haushaltsgeschäft, Einwohnermeldewesen, Sozialwesen und Lohnwesen, um nur einige Beispiele zu nennen, laufen beispielsweise über Großrechner", erklärt Stübben. Und Stephan Adams, System-Administrator in der Kaarster Stadtverwaltung, fügt hinzu: "Alle Anwendungen werden schneller, auch die Sicherung der tagsüber veränderten Daten funktioniert flotter."

In diesem recht komplexen Geschäft müssten die Zeitfenster für die Datensicherung ohnehin möglichst schnell sein. Perspektivisch, so sieht es Ralf Stübben, dürfte der Trend in der Datenverarbeitung zu einer Umkehrung der Ende der 80.er Jahre propagierten De-Zentralisierung verlaufen. "Das ist kostengünstiger", so Stübben. Die Installation des neuen Kabels wird sich schon in 2003 bemerkbar machen, wenn dadurch etwa 10.000 Euro gespart werden. Einen weiteren Vorteil nennt Stephan Adams: "Im Katastrophenfall, etwa bei einem Kellerbrand im Rathaus, gehen keine Daten verloren, weil die in Neuss gesichert sind."

(NGZ)
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