Rückblende: Hückeswagen vor 50 Jahren Eier-Sortiermaschine "Liliput" versetzt Berge auf Hof in Buchholz

Hückeswagen · Es war der 10. Februar 1968, als eine Schlagzeile in der Bergischen Morgenpost die Aufmerksamkeit der Leser erregte: "Liliput versetzt Berge - Eiersortiermaschine erleichtert die Arbeit".

Auf einem Foto waren vier Mitglieder der Familie Rüter zu sehen, wie sie auf ihrem Hof in Buchholz an der neuen Maschine arbeitete, abgelichtet durch den BM-Reporter Theo Dörpinghaus.

Diese "neueste technische Errungenschaft" war mit einer geeichten Waage ausgestattet und sortierte die Eier nach sieben damals geltenden Gewichtsgruppen. Die Eier wurden zuvor auf einem Band liegend unter einer Leuchtröhre geprüft, so dass die mit den unappetitlichen, aber nicht lebensgefährlichen Blutgerinnseln sowie kleinen kaum sichtbaren Beschädigungen aussortiert werden konnten. Es war eine immense Arbeitserleichterung für alle Mitarbeiter. Als kleiner Junge ist Manfred Rüter auf dem Bild zu sehen. Heute, 50 Jahre später, führt er selber den Hof. "Letztlich war die Einführung dieser Maschine Teil eines stetig andauernden Prozesses der Rationalisierung, dem die Landwirtschaft unterworfen ist", sagt er. So standen die Landwirte damals wie auch später vor der Frage: "Wie können die eigenen begrenzten Ressourcen effektiver eingesetzt werden?"

Genau dieser Aspekt erklärt die weiteren Veränderungen auf dem Hof. Die Sortiermaschine war bis in die 90er-Jahre in Betrieb, anfangs auch noch kurzzeitig ein Eier-Verkaufsautomat. "Dann löste zunächst die Milchvieh- die Geflügelwirtschaft ab, und seit 2011 haben wir nur noch Ammenkühe", beschreibt Rüter die weitere Entwicklung.

1968 zum Zeitpunkt des Artikels war ein wichtiger Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft bereits erfolgt: Aus der alten Agrarfrage "Wer wird die Scheunen füllen?", beschreibt es Autor Ulrich Kluge in einem wissenschaftlichen Fachbuch zur Geschichte der Landwirtschaft, entstand die Frage "Wer wird die Scheunen leeren?". Alle Zeichen standen auf Expansion, insbesondere bei der Veredelungswirtschaft, beispielsweise bei der Rinderhaltung.

Und so war es auch auf dem Hof Rüter. Der ständige Druck zwang die Betriebe zur weiteren Spezialisierung, bis sie irgendwann an eine Grenze kamen, die nicht überschritten werden konnte, so dass sie umdisponieren musste.

"Gegenwärtig kommt hinzu, dass wir eine hohe Reglementierung und Bürokratisierung haben. Der Landwirt ist zum mittelständischen Unternehmer geworden", betont Rüter. Zunehmend entfremde sich der Konsument auch von den landwirtschaftlichen Prozessen, denn: "Alle wollen kaufen und essen, einen Schlachthof will aber keiner mehr sehen."

(nob)
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