Hilden Kinderschutzbund bietet seit zehn Jahren Trauerarbeit an

Hilden · Namen nennt Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes und zertifizierte Trauerbegleiterin, grundsätzlich nie. Nach zehn Jahren langfristiger Begleitung von 130 Kindern und Jugendlichen legt sie nun aber Zahlen offen:

 Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Hilden.

Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Hilden.

Foto: Staschik

Namen nennt Christa Cholewinski, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes und zertifizierte Trauerbegleiterin, grundsätzlich nie. Nach zehn Jahren langfristiger Begleitung von 130 Kindern und Jugendlichen legt sie nun aber Zahlen offen:

Von den von ihr betreuten Kindern und Jugendlichen verloren 46 ihren Vater, 34 ihre Mutter, 14 die Schwester, 16 den Bruder, elf Großmutter oder Großvater und neun die Freundin. Sechzig Prozent aller Todesfälle waren durch eine Krebserkrankung bedingt. Die zweithäufigste Ursache (18 Prozent) für den Verlust eines geliebten Menschen war - und das ist in ihren Augen besonders dramatisch - Suizid. Erst dann folgen Todesursachen wie Herzerkrankung (neun Prozent), sonstige Krankheiten (acht Prozent), Drogen/Alkohol (drei Prozent) und Unfall (zwei Prozent). "Selbsttötung kommt häufiger vor, als wir wahrscheinlich alle vermuten.", sagt Cholewinski.

Für die Angehörigen, besonders aber die hinterbliebenen Kinder, bedeute das eine Traumatisierung, Schock und Scham. "Die Kinder verheimlichen oft den Suizid und schieben eine Erkrankung vor." Warum hat er mich allein gelassen? Was habe ich falsch gemacht? Hatte er mich nicht mehr lieb? Diese Fragen stellen sich auch Kinder, wenn ein geliebter Mensch freiwillig aus dem Leben scheidet.

Von außen, so weiß die Trauerbegleiterin aus ihren Gesprächen, kommen oft noch Angriffe statt Verständnis: "Dein Vater war ja ein Loser." Oder Vorwürfe: "Wieso habt ihr nichts gemerkt? Ihr seit mit schuld."

Durch den Tod eines Elternteils ergeben sich zusätzlich häufig auch finanzielle Probleme. "Sportliche Aktivitäten oder Musikunterricht werden beendet, manchmal ist sogar der Umzug aus der vertrauten Umgebung unabdingbar."

Aktuell werden 12 junge Menschen in ihrer Trauer begleitet. Vier von ihnen verloren einen Elternteil durch Suizid. Die Beratung und Begleitung des Kinderschutzbundes in Hilden wendet sich auch an Angehörige, Lehrer, Erzieher und Beratungsstellen im Kreisgebiet Mettmann, Düsseldorf, Köln und Neuss. Kontakt: Tel. 02103-54853.

(chm)
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