Hilden Historische Häuser bereiten viel Arbeit

Hilden · Unbequeme Orte stehen dieses Jahr im Mittelpunkt des "Tags des offenen Denkmals". Zum Beispiel eine Raubritterburg und ein bis vor kurzem ziemlich verfallenes Bürgerhaus in Hilden.

Unbekannte Gäste hat Michael Frank schon jetzt regelmäßig. "Ich verbringe jede freie Minute damit, Burg Hülsen in Eigenleistung umzubauen. Und jedes Mal, wenn ich da bin, kommen Radfahrer vorbei, beobachten den Baufortschritt und erkundigen sich, was ich mache", erzählt der ausgebildete Kaufmann lächelnd. "Teilweise komme ich kaum zum Arbeiten."

An der Hülsenstraße/Ecke Niedenstraße befindet sich die ehemalige Raubritterburg, die am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, um 13 Uhr besichtigt werden kann. "Wobei Raubritter nicht bedeutet, dass die Leute Verbrecher waren, sondern dass sie keine Lehnsgüter hatten und daher von anderen Rittern abhängig waren. In diesem Fall vom Rittergut Haus Horst", erklärt Frank. Er will das ehemalige Gesindehaus — ein denkmalgeschütztes Fachwerkhaus — so herrichten, dass er dort nächstes Jahr einziehen kann. "Es ist ein Kleinod", sagt er.

Bis es so weit ist, dauert es aber noch etwas. Deshalb hat die Untere Denkmalbehörde das Gebäude dieses Jahr unter den Titel "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?" gefasst. "Damit sollen Denkmale vorgestellt werden, die sonst nicht wegen ihrer Schönheit oder ruhmreichen Vergangenheit im Mittelpunkt stehen", erklärt Denkmalhüterin Rita Herzfeld. Zum Beispiel der Hauptfriedhof an der Kirchhofstraße, auf dem viele Zwangsarbeiter beerdigt sind, von denen es im Zweiten Weltkrieg rund 3700 in Hilden gegeben habe (Führung um 12 Uhr). Oder das Kriegerdenkmal am Fuchsberg in der Nähe der Waldkaserne, das an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert (Führung um 11 Uhr).

Wolfgang Merle ist durch die Rheinische Post auf das stark sanierungsbedürftige Bürgerhaus im Stil der Neorenaissance an der Benrather Straße 48 aufmerksam geworden. 2010 war dort als Höhepunkt des Verfalls der Schornstein eingestürzt. "Ich bin mit dem Eigentümer schnell handelseinig geworden", erzählt der Architekt. Seitdem ist er — ebenfalls in Eigenleistung — dabei, das Gebäude in seinen Ursprungs-zustand zurückzuversetzen. "Ich musste dafür sogar extra Dachpfannen aus Holland kommen lassen, weil es die in Deutschland nicht mehr gab", erzählt der gebürtige Rumäne, der seit 20 Jahren in Hilden lebt. Das Gebäude habe ihn als Architekt schon lange gereizt. "Nächste Woche beginnt der Einbau der Heizungsanlage. Dann hoffe ich, dass ich noch vor Weihnachten einziehen kann." Unten will er sein Büro einrichten, oben wohnen.

Auch das Bürgerhaus — das alte Hildener Rathaus —, die Gottschalksmühle, die Reformationskirche und die Kornbrennerei im Wilhelm-Fabry-Museum können bei Führungen besichtigt werden. "Wir haben noch eine voll betriebsfähige Dampfmaschine aus dem Jahr 1887", erzählt Bernd Morgner. "Das ist ein einzigartiges Bauwerk im Rheinland."

Das Kückeshaus an der Eisengasse/Ecke Schwanenstraße hat schon mehrfach beim "Tag des offenen Denkmals" seine Türen geöffnet. Seit den 1970er-Jahren ist Steffi Breuer dabei, es bewohnbar zu gestalten. Mittlerweile gibt es eine Ausstellung über die Restaurierung des Gebäudes. "Es ist eigentlich immer etwas daran zu tun", sagt Breuers. "Zuletzt hatten sich Holzwürmer eingenistet. Ich hoffe, dass ich sie bald los bin."

(RP)
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