Haan/Hilden Hirtenbrief: Katholiken auf neuen Wegen

Haan/Hilden · Auch in den Haaner und Hildener Gemeinden sorgte der Aufruf des Erzbischofs Woelki für Impulse.

Haan/Hilden: Hirtenbrief: Katholiken auf neuen Wegen
Foto: Nein

"Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen", hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog einmal gesagt - jetzt geht ein Ruck durch die katholischen Gemeinden: Der Hirtenbrief des neuen Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki hat in den katholischen Gemeinden in Hilden und Haan Impulse gesetzt.

"Jeder spürt in sich, hier muss etwas passieren, jetzt sind Veränderungen angesagt", sagt Kreisdechant Monsignore Ulrich Hennes. Die Reaktionen in der Gemeinde waren "sehr, sehr positiv", berichtet Hennes: "Viele Menschen nehmen in dem Hirtenbrief eine neue Sprache wahr. Sie empfinden ihn als sehr einladend." Unter der Überschrift "Du sollst ein Segen sein" fordert der Erzbischof die Gemeinden auf, neue Wege zu gehen. "Was meines Erachtens heute Not tut, ist eine neue und nachhaltige Form des Kirche-Seins, die unter anderem zur Entlastung, aber auch zur Sicherung der Qualität pastoraler Arbeit führt", heißt es darin.

Entlastung? Dieser Wunsch ist auch dem Umstand geschuldet, dass sich immer weniger Priester finden. Von 180 Pfarrstellen im Erzbistum Köln sind 20 nicht besetzt, weiß Hennes. Darüber hinaus seien insgesamt 100 weitere Stellen für Diakone, Kapläne, Pfarrvikare oder Gemeindereferenten frei. Pfarrgemeinden gehen in Seelsorgebereichen auf, in denen die Wegstrecken immer länger werden. Das kostet Zeit. Vor diesem Hintergrund sei zu überlegen, "was hat der Pfarrer für Aufgaben" - und welche davon können auch von der Gemeinde, von Ehrenamtlern wahrgenommen werden. "Wir reden nicht davon, dass Gemeinden von Laien geleitet werden", betont Hennes. Doch "das Leben des Einzelnen ist auch nicht davon abhängig, dass man sich um den Pfarrer versammelt." Das sei mit den Oasen gemeint - kleine, geistliche Gemeinschaften, die den Glauben pflegen und ihn leben. Dafür hat Hennes bereits eine "hohe Bereitschaft" erfahren; viele Hildener wollen die Kirche gerne als Laienhelfer unterstützen. So fallen die vom Hirtenbrief ausgehenden Impulse auf fruchtbaren Boden: Bereits im Advent vergangenen Jahres haben die Katholiken in Hilden zu einem Denkprozess, zu einer "Zeit der geistigen Erneuerung" aufgerufen. Rund anderthalb Jahre geben sich die Beteiligten Zeit, Strukturen neu zu ordnen. Ergebnis: unbekannt. "Wir wissen nicht, wohin die Reise geht", sagt Hennes.

Die absehbare Entwicklung, dass weniger Priester und Seelsorger zur Verfügung stehen, werde dazu führen, in professionellen Teams zusammenzuarbeiten, ist Dr. Reiner Nieswandt, Pfarrer der Gemeinde St. Chrysanthus und Daria Haan, überzeugt. Jugendreferenten und Verwaltungsreferenten werden für größere Bereiche zuständig sein. Das Gemeindeleben hänge nicht mehr ab vom Maß der Hauptamtlichen, sondern vom Engagement der Menschen. "Ein guter Pastor ist ein guter Ermöglicher", umreißt Nieswandt sein Verständnis. Aktuell gelte es, soziale Themen in den Blick zu nehmen und im Blick zu behalten.

Aktuell ist die Haaner Pfarrgemeinde personell gut aufgestellt. Das ermögliche es, in der Nachbarschaft auszuhelfen. "Wir sind häufig auch die Erkrath und Vohwinkel, wo Not am Mann ist", berichtet Nieswandt. Er ist jetzt seit rund vier Jahren Pfarrer und damit beruflich in "Haan so lange gewesen, wie nirgendwo zuvor". Er habe gute Potenziale seiner Gemeinde kennengelernt und halte nicht zuletzt deshalb die bestehende Pfarre für zukunftsfähig.

(RP)
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