Tattoos immer noch gefragt Schön „Ötzi“ trug Tattoo

Tattoos immer noch gefragt · Schon "Ötzi" trug vor 5000 Jahren ein Tattoo. In den 1920er Jahren blühte die Szene. Tätowierer trugen Anzug und Krawatte und die Herren unter dem Hemd "Old School"-Motive wie Anker, Pin Ups, Herzen, Kreuze oder Schiffe. Das Bild hat sich gewandelt. Ron Raida ist schwarz gekleidet, trägt selber Piercings und zeigt stolz seine angesagten Motive.

Schwalben, Pflanzen und Geishas zieren Arme und Beine seiner Mitarbeiter. Raida ist Meister seines Fachs und das Piercing-Studio "Diurnes" in Grevenbroich von diversen Seifenopern im Fernsehen bekannt. Kunden aus Köln, Aachen, München, Marburg und Italien kommen zum Piercen und Tätowieren nach Grevenbroich. "Die meisten haben ganz konkrete Wünsche, wenn sie kommen", erzählt der 29-jährige Raida.

Fürs Fernsehen sei es der ausgefallene Wunsch einer Kundin gewesen, die eine Kuh aufs Dekolletee tätowiert haben wollte. Das Interesse sei altersunabhängig. Der älteste Kunde sei 84 und habe sich mit seinem Enkel ins Studio getraut. "Der alte Herr wollte das Wappen Schlesiens auf dem Oberarm tragen. Diesen Wunsch hatte er schon in seiner Jugend", erzählt Raida.

Er will wie seine Kollegen Udo Knepperkes und Claudia Füllgrabe kreativ arbeiten und die Kunden ernst nehmen. "Wir sind lieb und sauber. Hier wird nicht geraucht, und wir legen großen Wert auf den medizinischen Aspekt", betont Raida. Piercing und Tattoos seien eine Körperverletzung.

Darum läuft bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ohne die Einwilligung der Eltern gar nichts. Auch Motive sollten gut überlegt sein. "Dazu gehört auch schon mal zu sagen, das mach ich nicht", ergänzt Udo Knepperkes. Herzen, Dolche und die Rose auf dem Arm seien Motive der alten Schule, erklären die Fachleute. Ron sei spezialisiert auf "Tribals" - Wasser, Pflanzen, Samurai und Geishas, die er auf die Haut bringt.

"Tätowieren soll nicht als Mode benutzt werden", erklärt der Tattoo-Künstler, der von sich sagt, er habe Moral und Gewissen. Die Motive sollten noch nach Jahren passen. "Tattoos sind gesellschaftsfähig", erklärt Raida und zeigt Bilder aus den 1920er Jahren. Schon damals habe man Bedürfnisse ausgelebt, doch die Toleranz sei geringer gewesen als heute. Wichtig ist Raida und seinem Team die saubere Arbeit.

Tätowieren und Piercen sei kein Ausbildungsberuf. Deshalb könne man von Glück sagen, wenn man jemanden findet, der gut arbeite, erklärt Knepperkes. Zungenspaltung komme bei ihm nicht in Frage, und auch beim Piercing der Zunge sei akurate Arbeit wichtig.

"Schließlich sind die Zungennerven mit den Seh-Nerven verbunden, so dass man im Erstfall erblinden kann", weiß der 36-Jährige. Nach Aufklärung und Beratung kommen heute oft Mädchen mit ihren Eltern und lassen sich eigenwillige Sachen machen. Ein Piercing am Bauchnabel sei unspektakulär. Immer gefragter sind Verzierungen an Oberlippe, Augenbraue und Nase. (Reis)

(NGZ)
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