Grevenbroich Mit Kindern Beton in Bewegung bringen

Grevenbroich · Steinbildhauerin Nicole Perovic kehrt in ihre Heimatstadt zurück. Nicht von der Walz, sondern um an der Jugendkunstschule zu unterrichten.

 Die Wege von Nicole Perovic führen immer wieder zurück in ihre Heimatstadt. Ob nach mehrjähriger Wanderschaft - oder jetzt für die Juks.

Die Wege von Nicole Perovic führen immer wieder zurück in ihre Heimatstadt. Ob nach mehrjähriger Wanderschaft - oder jetzt für die Juks.

Foto: M. Reuter

Was Nicole Perovic macht, ist meistens spektakulär. Dies bezieht sich nicht nur auf ihre bemerkenswerte Wanderschaft, die sie vor acht Jahren "drei Jahre und einen Tag quer durch die Welt" führte, wie die inzwischen 37-Jährige sich erinnert.

Ihr künstlerischer Werdegang ist nicht minder spannend. Aus der gelernten Steinbildhauerin, die 1979 in Grevenbroich geboren wurde, und lange in dem Beruf gearbeitet hat, wurde eine Studentin, die sich für Kunstgeschichte, Pädagogik, Psychologie und Philosophie eingeschrieben hat, um dann in Halle an der Saale ihr Kunststudium aufzunehmen. Als "Diplom-Künstlerin" kehrt sie nun in ihre Heimatstadt zurück. Denn hier wird sie an der Kinderkunstschule, kurz Juks, Workshops anbieten. "Wir hatten das schon länger vor", sagt sie über Gespräche mit Juks-Chef Rudolf Ladwig. Dem gefällt das künstlerische Schaffen, das Perovic als "konzeptionell" beschreibt. Für ihre Diplomarbeit beispielsweise hatte sie das Thema "Besitz und Wertigkeit" ausgesucht. "Welche ideellen Werte gibt es?", war dabei eine von ihr künstlerisch zu beantwortende Frage. Also machte sie sich schlau, über Börsenkatastrophen, die weit über die Chronik der Lehman-Krise hinausgingen. Anno 1637 lösten Tulpenzwiebeln den ersten Börsen-Crash aus. Denn vor 372 Jahren brach der damalige holländische Tulpenmarkt zusammen - viele Leute verloren ihr komplettes Vermögen. Eine Säule auf drei Füßen umschließt eine Glasplatte. In diesem gläsernen Gefäß hat Nicole Perovic besagte Tulpe eingefasst. Für Geschichtskenner sicher ein Kinderspiel, die Skulptur zu dechiffrieren. Allen anderen erklärt die Kreateurin gerne, um was es geht: "Ich komme gerne ins Gespräch."

Das will sie nun auch beim bevorstehenden Gastspiel in der alten Heimat. "Es ist toll, mal wieder für längere Zeit in Grevenbroich zu sein." Zwar besucht sie regelmäßig ihre Mutter, auch einige gute Freunde sieht sie hier, wann immer es passt. "Die Workshops sind die Chance, meinem Heimatort etwas zurückzugeben", sagt sie.

Drei Kurse stehen auf dem Programm, und obwohl sie unterschiedliche Ausrichtungen haben, gibt es gemeinsame Nenner: "Beim Kunst machen geht darum, etwas zu tun", nicht bloß theoretisch zu überlegen. Die "linken Hände gibt es nicht, jeder hat seine eigene Handschrift". Wichtig dabei ist, "zuversichtlich zu bleiben. Kunst passiert nicht von jetzt auf gleich". Anstelle Dinge erzwingen zu wollen, hilft es, Geduld zu üben - mit sich und dem Objekt. "Am Ende sind alle immer überrascht, was sie können."

"Grevenbroich ist mein Geburtsort, aber nicht meine einzige Heimat", führt das "waschechte Gastarbeiterkind", als das sie sich selbst bezeichnet, aus. Dies zu wissen sei wichtig, denn jeder Künstler wird auch durch seinen Lebenslauf geprägt. Als sie klein war, konnte sie nie "mal eben" zu den Geburtstagen der Cousinen im damaligen Jugoslawien. Dafür genoss sie die Sommerferien in Kroatien bei der Oma. Für ihre Kunst nimmt sie aus beiden Welten das Beste mit.

(NGZ)
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