Klaus Krützen Kirmesplatz für Stadtgestaltung nutzen

Grevenbroich · Trotz Protesten aus den Reihen der Bürgerschützen: Verwaltungschef Krützen möchte das Areal rund um den Platz der Republik neu gestalten. Er sagt: Dort soll etwas entstehen, an dem die Grevenbroicher 52 Wochen im Jahr Freude haben.

 Klaus Krützen spricht sich für eine Umsiedlung des Kirmesplatzes aus. Am alten Standort würden weitere Restriktionen drohen, meint er.

Klaus Krützen spricht sich für eine Umsiedlung des Kirmesplatzes aus. Am alten Standort würden weitere Restriktionen drohen, meint er.

Foto: L. Berns

Herr Krützen, der Rat hat sich für den Ausbau der Brücke über den Flutgraben entschieden. Das ist doch ein Vorbote für die geplante Bebauung des Kirmesplatzes und die Umsiedlung der Bürgerschützen. Oder?

Klaus Krützen Manche sehen das so und meinen, dass mit diesem Projekt schon Pflöcke eingeschlagen würden. Das ist aber nicht der Fall. Wer meinen Bürgermeister-Stil kennt, weiß, dass ich weit davon entfernt bin, die Leute vor vollendete Tatsachen zu stellen. Mein Ziel ist es, die Stadt mit allen Beteiligten weiterzuentwickeln - das gilt insbesondere auch für den Bereich rund um den Platz der Republik.

Also stimmen auch die Gerüchte nicht, dass es schon konkrete Planungen für die Bebauung gibt, dass Investoren bereits erste Grundstücke erworben haben?

Krützen Ich kenne solche Behauptungen. Aber keine davon trifft zu. Es gibt lediglich Überlegungen, die beiden Plätze für die Stadtgestaltung zu nutzen. Und zwar gemeinsam mit den freiwerdenden Arealen der Grundschule an der Graf-Kessel-Straße, der Kita am Hartmannweg, der Realschule an der Bergheimer Straße und der Bauhof-Brache am Flutgraben. Der gesamte Bereich soll neu gestaltet und erlebbar für die Öffentlichkeit gemacht werden. Und das unter Beteiligung der Bürger. Ich möchte dort eine große Lösung, keine Briefmarkenplanung - und ich sage ganz deutlich: Dass dort Spekulanten Gewinn auf Kosten der Allgemeinheit machen, wird mit mir nicht drin sein.

Die Schützen sind von den Plänen nicht begeistert. Immerhin gibt es schon eine Initiative, die sich gegen eine Umsiedlung des Kirmesplatzes zum Hagelkreuz wendet - auch, weil damit lange Wege verbunden sind.

Krützen Natürlich hängen Emotionen am Kirmesplatz - ich bin selbst Schütze, ich weiß das. Aber blicken wir doch einmal auf die Nachbarstadt Neuss. Wer dort vom Markt, auf dem die Parade stattfindet, zum Riesenrad will, muss weitaus größere Entfernungen zurücklegen. Ich glaube nicht, dass eine Verlegung zum Hagelkreuz die Leute davon abhalten wird, den Kirmesplatz zu besuchen. Notfalls könnten auch Shuttle-Busse eingerichtet werden.

Welche Vorteile würde ein Kirmesplatz am Hagelkreuz haben?

Krützen Ich sehe die Chance, dass dort mehr und größere Fahrgeschäfte untergebracht werden könnten, das würde die Kirmes sicherlich auch für auswärtige Besucher attraktiver machen. An der Graf-Kessel-Straße sind aus Sicherheitsgründen keine Erweiterungen mehr möglich - ich erwarte in den nächsten Jahren sogar noch mehr Restriktionen. Es ist für die Behörde schon heute sehr schwierig, alle Auflagen dort zu genehmigen.

Wie würde eine Neugestaltung rund um den Platz der Republik aussehen? Nur Wohnbebauung?

Krützen Sicherlich nicht. Das Ganze ist ergebnisoffen. Ich finde es spannend, alle Beteiligten in ein Boot zu holen, um sich mit der Frage zu beschäftigen, wie Grevenbroicher diese Flächen für Grevenbroicher gestalten können. Das soll bei Bürgerforen geschehen, sicher auch im Rahmen von Architekten- oder Studentenwettbewerben. Wir müssen über die Grundschule und die Kita reden, und deren Verlagerung zum Realschul-Standort an der Bergheimer Straße. Und es muss die Frage geklärt werden, wie wir mit den Grundstücken umgehen und was darauf entstehen soll. Zentral wird es um den Kirmes- und den gegenüber liegenden Turnierplatz gehen. Das sind Flächen, die 51 Wochen im Jahr brach liegen und weitaus besser genutzt werden könnten.

Für was?

Krützen Die Aufenthaltsqualität dort liegt bei Null. Es gibt viele Beispiele aus anderen Städten, in denen solche Flächen attraktiv gestaltet wurden - mit Cafés, die zum Fluss hinführen, mit modellierten Landschaften, die zum Verweilen einladen, oder mit Skateranlagen für junge Leute. Wo heute so gut wie gar nichts stattfindet, soll etwas entstehen, an dem die Bevölkerung 52 Wochen im Jahr Freude hat. Das wird auch Auswirkungen auf die Innenstadt haben. Und für die kostenlosen Parkplätze finden wir Ersatz.

Welcher Zeitraum ist angedacht?

Krützen Das kann fünf Jahre dauern. Aber wir sollten jetzt in die Diskussion einsteigen. Vor allem, weil das Realschul-Areal 2017 frei wird.

Der ehemalige Stadtdirektor Heiner Küpper warnt davor, den Platz der Republik und den Turnierplatz anderweitig zu nutzen. Was halten Sie dem entgegen?

Krützen Von Heiner Küpper und dem ehemaligen Bürgermeister Hans Gottfried Bernrath habe ich gelernt, dass das Beharren auf Altem zu Stillstand führt - und dass Althergebrachtes in Frage gestellt werden muss, wenn man nach vorne denken möchte. Und genau so werde ich an die Sache herangehen.

WILJO PIEL STELLTE DIE FRAGEN

(NGZ)
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