Existenzgründerprogramm für Arbeitslose Ich-AG mit Pinselschwung und Optimismus

Existenzgründerprogramm für Arbeitslose · Als Nedeljko Cubek vor etwa zwölf Jahren nach Deutschland kam, da sprach er kein Wort Deutsch, hatte keine dauerhafte Bleibe und keinen Job. Der diplomierte Künstler war mit seiner Ehefrau aus seiner kroatischen Heimat geflohen, nachdem sein Heimatort von Serben angegriffen und zerstört worden war. Mit Pinselschwung und Optimismus startet "Ich-AG-ler" Nedeljko Cubek in Grevenbroich. NGZ-Foto: M. Reuter

Als Nedeljko Cubek vor etwa zwölf Jahren nach Deutschland kam, da sprach er kein Wort Deutsch, hatte keine dauerhafte Bleibe und keinen Job. Der diplomierte Künstler war mit seiner Ehefrau aus seiner kroatischen Heimat geflohen, nachdem sein Heimatort von Serben angegriffen und zerstört worden war. Mit Pinselschwung und Optimismus startet "Ich-AG-ler" Nedeljko Cubek in Grevenbroich. NGZ-Foto: M. Reuter

Heute kann er sich bestens auf Deutsch unterhalten und ist wieder voller Zuversicht: Vor kurzem hat er die erste sogenannte Ich-AG in Grevenbroich gegründet. Das Existenzgründerprogramm für Arbeitslose will der 49-jährige Kunstlehrer als Chance nutzen und sein Schicksal jetzt selbst in die Hand nehmen. Er will Mal- und Zeichenkurse geben, als Maler Aufträge nach Kundenwunsch erfüllen und seine Werke ausstellen. Ursprünglich wollte Cubek sich in Deutschland nur ein oder zwei Monate irgendwie finanziell über Wasser halten und dann wieder nach Kroatien zurückkehren.

Doch der Krieg dauerte länger als erwartet und als er vorbei war, da stand in seiner Heimat kein Stein mehr auf dem anderen. Das Ehepaar Cubek schlug sich dreieinhalb Jahre mit Gelegenheitsjobs und Fabrikarbeit durch, stets die Ausländerbehörde im Nacken, die die Aufenthaltsgenehmigung jeweils nur monatsweise verlängerte und so jede langfristige Zukunftsplanung schwer machte. Das Malen hat Nedeljko Cubek doch auch in dieser Zeit nie aufgegeben: Nachts packte er Kisten, tagsüber stand er an der Leinwand.

"Ich konnte noch immer kaum Deutsch sprechen, weil ich in der Fabrik nur Kontakt zu Ausländern hatte. Man hat einfach keine Zeit Kontakte zu knüpfen, weil man hart arbeiten muss und irgendwann braucht man eben auch Schlaf", so die Erfahrung von Cubek. Schließlich bekam er zumindest eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis und konnte dauerhaft in Deutschland bleiben: "Nur Künstler und Sportler bekamen diese Erlaubnis", erinnert sich Cubek. Er versuchte daraufhin, sich wieder ganz seiner Kunst zu widmen, seine Werke in Ausstellungen zu präsentieren und Unterricht zu geben. Nach einiger Zeit musste er jedoch wieder mit einem Fabrikjob dazuverdienen.

Vor rund einem Jahr bekam er jedoch dort die Kündigung. Jetzt will Cubek jedoch die Chance nutzen, sich mit der Ich-AG wieder eine eigene Existenz zu schaffen. Er ist der erste, der sich in Grevenbroich auf dieses Wagnis einlässt, denn ohne Risiko ist die Existenzgründung auch mit Starthilfe vom Arbeitsamt nicht: 600 Euro Zuschuss monatlich bekommen die Selbstständigen im ersten Jahr, 360 Euro Förderung sind es im zweiten Jahr, und eine letzte staatliche Finanzspritze von 240 Euro im Monat gibt es im dritten Jahr. Danach läuft die Förderung aus. Doch Cubek weiß: Von dem Geld bleibt nach Abzug von Rentenversicherungsbeiträgen, Kranken- und Pflegeversicherung nicht viel übrig.

"Davon habe ich noch kein Material gekauft und noch keinen Raum gemietet", so der Künstler. Er blickt dennoch voller Optimismus in die Zukunft. Verschiedene Workshops sind die ersten Angebote seiner Ich-AG, mit denen er die Nachfrage erst einmal ausloten will. Am Samstag, 10. Mai, bietet er von 9.30 bis 15.30 Uhr einen Schnupperkurs für Ölmalerei an, am 17. Mai, ebenfalls in der Zeit von 9.30 bis 15.30 Uhr, will er Interessierte in die Kunst des Acrylmalens einweihen. Pro Person kosten die Workshops im Zeichenraum der Jugendkunstschule jeweils 20 Euro, Material muss mitgebracht werden. Teilnehmer können sich unter der Rufnummer 02181/ 49 87 55 anmelden. Silvia Fehse

(NGZ)
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