Weltraumlagezentrum Uedem Teleskop für Weltraumschrott

Uedem · Dank des neuen Geräts kann das Weltraumlagezentrum in Uedem mögliche Kollisionen von Weltraumschrott und Satelliten frühzeitig erkennen. Dadurch sollen rechtzeitige Gegenmaßnahmen ermöglicht werden. 

 Eine weiße Muschelschale schützt das neue Gerät vor Wettereinwirkung.

Eine weiße Muschelschale schützt das neue Gerät vor Wettereinwirkung.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Obwohl etwa 200.000 Euro für das Bild auf den großen Monitoren im Raum investiert worden sind, ist es fast gänzlich schwarz. Dennoch ist die Aufnahme für die Anwesenden sehr wertvoll. Viele kleine weiße Flecken sind darauf zu sehen, zudem glatte weiße Stellen, darunter drei runde Punkte – und um sie geht es. „Das sind drei Satelliten im Orbit, die wir beobachten. Die hellen Stellen daneben sind Sterne“, sagt Marius Eickmans, DLR Raumfahrtmanagement. Es ist das erste Bild, das mit dem neuen Teleskop der Weltraumlagezentrale in Uedem aufgenommen wurde.

In der Umlaufbahn der Erde fliegt neben Satelliten vor allem viel Schrott herum. „Der entsteht durch nicht mehr funktionsfähige Satelliten. Wenn diese mit etwas zusammenstoßen, haben wir gleich 1000 Objekte mehr im Orbit“, sagt Eickmans. Das Weltraumlagezentrum in Uedem, das gemeinsam von der Bundeswehr und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben wird, hat die Aufgabe, diese Objekte im Auge zu behalten.

Hauptziel ist der Schutz deutscher weltraumgestützter Systeme: „Wir müssen genau wissen, was da oben passiert. Davon hängen sehr viele Services ab, die jeden Menschen betreffen, wie beispielsweise das GPS“, sagt Joachim Wundrak, Generalleutnant. Und diese Abhängigkeit der „zivilen Bevölkerung“ werde in den kommenden Jahren nur noch weiter zunehmen, so der Generalleutnant.

„Deshalb beobachtet unsere Station Objekte in insgesamt drei Orbits“, sagt Gerald Braun, Abteilungsleiter DLR Weltraumlage. Im Niedrigsten, 200 bis 2000 Kilometer Erdentfernung, fliegen Satelliten, die für „die Erdbeobachtung, Bilder oder eine Wetterprognose“ benötigt werden. Im Mittleren, 2000 bis 25.000 Kilometer Erdentfernung, dann die Satelliten die unter anderem für Navigationssysteme zuständig sind. „Die Satelliten im höchsten Orbit, etwa 36.000 Kilometer Erdentfernung, sind zuständig für die Kommunikation auf der Erde und Satellitenfernsehen.“

Mit dem neuen Teleskop soll die Station vor allem in der Lage sein, Objekte aus dem mittleren und höchsten Orbit besser verfolgen zu können. „Die Aufnahmen können komplett automatisch gemacht werden, zuvor muss nur jemand eine Aufgabenliste eingeben“, sagt Eickmans. Dann arbeite das Teleskop selbstständig. „Etwa 2500 Aufnahmen macht es in einer Nacht von knapp 100 Satelliten. Das ist eine Datenmenge von 80 Gigabyte“, sagt Marius Eickmans.

Dadurch sei es möglich, die Flugbahnen von Satelliten und Weltraumschrott zu ermitteln und vorauszuberechnen. „Wir wollen wissen, wo ist das Objekt morgen, womit könnte es kollidieren?“ Dann könne man die Betreiber der Satelliten frühzeitig warnen und über Gegenmaßnahmen nachdenken. „Ob man beispielsweise mit einem Schub ausweicht. Oft geht das aber auch gar nicht, weil nicht jeder Satellit über ein Triebwerk verfügt“, sagt Braun. Aktiv einschreiten kann man in Uedem jedoch nicht. Die Mitarbeiter können nur die Messdaten ermitteln und weitergeben. „Wir können die Betreiber nur warnen, selbst steuern können wir die Satelliten nicht“, sagt Eickmans.

Derzeit schweben etwa 30.000 Objekte, die größer als zehn Zentimeter sind, im beobachteten Raum durchs Weltall. „Davon sind nur 1800 aktive Satelliten, der Rest ist Schrott“, sagt Eickmans. Die Größe variiert zwischen „kleinen Partikeln und dem Ausmaß eines normalen Pkw“.

 Das neue Teleskop „GSSAC Optical Sensor 1“.

Das neue Teleskop „GSSAC Optical Sensor 1“.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Darüber hinaus schwebe noch Weiteres im Weltraum: „Natürlich ist da noch viel mehr, aber wir verfügen hier nicht über die nötigen Sensoren, um noch kleinere Objekte zu sehen“, sagt Gerald Braun. Trotzdem sei es ein wichtiger erster Schritt. „Wir wollen unsere Fähigkeiten hinsichtlich der Datenverarbeitung und der Sensornutzung erweitern, damit wir in Zukunft noch weitere Sensoren anschaffen können.“ So erhält das Weltraumlagezentrum bereits 2019 einen neuen vom Fraunhofer Institut entwickelten prototypischen Bahnverfolgungsradar.

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