Hitzephase Bürger retten durstige Bäume

GOCH · Sie werfen Blätter ab, trennen sich von der Rinde: Die Bäume leiden unter der Hitze. Hilfe kommt immer öfter aus der Nachbarschaft.

 Wie hier in Kleve sieht es derzeit überall am Niederrhein aus.

Wie hier in Kleve sieht es derzeit überall am Niederrhein aus.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nach und nach erkennen auch die unbeschwertesten Zeitgenossen die Notlage: Die Natur leidet unter der andauernden Hitze und Trockenheit. Während die Menschen sich hierzulande zumindest mit soviel Trinkwasser versorgen können, wie sie brauchen, sind Tiere und erst recht an ihren Standort gebundene Pflanzen in einer weitaus ernsteren Situation. Sie „helfen“ sich, indem sie zum Beispiel Blätter abwerfen (über die viel Feuchtigkeit verdunstet), Tiere ruhen tagsüber so viel sie können an einer schattigen Stelle. Bäumen bekommt menschliche Unterstützung gut.

Bereits vor zehn Tagen hatten die Umweltbetriebe der Stadt Kleve die Bürger gebeten, sich doch der Straßenbäume vor ihrer Haustür anzunehmen. Nach Auskunft einer Sprecherin funktioniere dies auch recht gut - die Umweltbetriebe bedanken sich bei den Unterstützern. Denn es sei nicht möglich, mit Tankwagen sämtliche Straßen abzufahren und die Bäume mit dem Schlauch zu wässern. Es seien viel zu viele - gut, wenn sich die Klever ansprechen lassen. In Bedburg-Hau haben in den vergangenen Wochen mehrfach abgeerntete Felder gebrannt, auch ein kleiner Waldbrand zeigte schon, wie ernst die Lage ist. Die Freiwillige Feuerwehr ist ständig im Einsatz, auch während des Gesprächs mit der RP geht bei Pressesprecher Michael Hendricks der Alarm los. Er weiß, wo überall die Gefahren lauern: an Straßenrändern abgestellte Autos, Fahrzeuge von Waldarbeitern, unüberlegtes Flexen an der heimischen Garage - all dies kann derzeit leicht Brände auslösen. Und gegen Brand hilft Wasser, auch bei starkem Durst der Bäume.

„Die Gemeinde Bedburg-Hau hatte uns gebeten, zumindest im Umfeld der Feuerwehrgerätehäuser den Bäumen aus unseren Tanklöschfahrzeugen Wasser zu geben“, berichtet Hendricks. 800 bis 1000 Liter fasse ein solches Fahrzeug, mindestens 100 Liter pro Baum werden durch die Schläuche gejagt. „Die Kollegen aus Till-Moyland machen das seit Wochen, in Qualburg am Dorfplatz wurde jetzt ebenfalls mit der Aktion begonnen“, erzählt der Feuerwehrmann. Dort ist Tim Reimer verantwortlich, der versichert, die Männer seines Löschzugs übernähmen diese Hilfeleistung an der Natur gern.

Auch in Goch haben die Straßenbäume Durst; was nicht gegossen wird, sieht bemitleidenswert aus. Die Stadt ist sich der Situation bewusst und besprach sich bereits mit der Feuerwehr. Am Dienstagnachmittag war allerdings noch kein Entschluss gefasst, welche Hilfeleistungen man von den Anliegern erbitten wolle, sagte Stadtpresse- und Feuerwehrsprecher Torsten Matenaers. Heute soll es eine Mitteilung dazu geben.

Was an Landes- und Bundesstraßen wächst, hat es nicht leichter als die „kommunalen“ Bäume. Straßen NRW erklärt auf Anfrage, der Wassermangel der vergangenen heißen Wochen sorge dafür, dass Pflanzen weniger wachsen. Entsprechend gebe es etwas weniger Arbeit für die Straßenmeistereien. „Auf den Rastplätzen müssen wir nun nicht mehr mähen“, sagt Stefan Rickershenrich, Betriebsdienstleiter. Er weiß aber auch, dass sich mit ein paar Tagen Regen die Situation schnell wieder ändern könnte. Aber Niederschläge sind weiter nicht in Sicht.

An Autobahnen und Landstraßen wüchsen vorwiegend Gehölze, die mit jeder Witterung zurechtkämen. „Wo es jetzt vertrocknet aussieht, wird nach der nächsten Regenperiode wieder das Grün sprießen“, sagt Dr. Frank Eilermann, Fachmann für Gehölzpflege bei Straßen.NRW. Gegossen würden nämlich nur ganz neu angelegte Flächen mit jungen Bäumen.

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