Issum Leises Fliegen über den Niederrhein

Issum · Seit etwa drei Jahren nutzen die Mitglieder des Vereins Freiflieger Niederrhein das Gelände in Sevelen alleine. Früher waren dort auch noch die Segelflieger aktiv. Im Durchschnitt finden dort rund 1500 Starts pro Jahr statt.

 Christian Wiesner ist begeisterter Gleitschirmflieger-Pilot. Hier macht er sich fertig zum Abheben in den niederrheinischen Himmel.

Christian Wiesner ist begeisterter Gleitschirmflieger-Pilot. Hier macht er sich fertig zum Abheben in den niederrheinischen Himmel.

Foto: Jürgen Venn

Die Sonne scheint. Eigentlich, so denkt der unkundige Betrachter, ideale Verhältnisse, um mit einem Gleitschirm in den nur leicht bewölkten Himmel zu starten. Ort ist der ehemalige Segelflugplatz in Sevelen. Doch die Flieger, die sich mit einer Winde in die Höhe ziehen lassen, sind nach wenigen Minuten an ihren Ausgangspunkt zurückgekehrt.

"Wir haben heute einfach nicht die richtige Thermik, die uns in die Höhe bringt", berichtet Stefan Krisp, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Freiflieger Niederrhein. Seit 2004 starten dieser Flieger auf dem Sevelener Gelände zwischen Aldekerker und Nieukerker Straße. Seit 2010 sind die Freiflieger alleiniger Pächter des 978 Meter langen und 78 Meter breiten Geländes. "Das hat den Vorteil, dass wir nicht mehr Rücksicht auf die Segelflieger nehmen müssen, die unsere Startzeiten einschränkten", berichtet der stellvertretende Vorsitzende. Andererseits müsse nun der Pachtpreis vom eigenen Verein alleine aufgebracht werden.

Auch Christian Wiesner aus Ratingen landet nach einem kurzen Flug wieder am Ausgangspunkt. "Ein solcher Flug kann auch schon mal anders verlaufen", berichtet der begeisterte Gleitschirmflieger. Er schaffte es schon mal, von Sevelen aus einen sechseinhalbstündigen Flug bis Hückelhoven zu unternehmen. Dabei erreichte er knapp eine Höhe von 2400 Metern. "Doch hier in der Nähe des Platzes dürfen wir in zwei Richtungen nicht so hoch aufsteigen", erklärt Krisp. Denn dafür liegen die Flughäfen Weeze und Düsseldorf zu nahe.

Bei diesem Sport ist grundsätzlich alles mit Genehmigungen und Kontrollen behaftet. Innerhalb von ein bis zwei Monaten kann das Fliegen in einer speziellen Schule erlernt werden. Auch für den Job an der Winde, mit der die Flieger in die Höhe gezogen werden, muss ein Extra-Schein erworben werden. Der Interessent wird dafür speziell geschult und geprüft.

Aber eigentlich wirkt alles relativ einfach. Der Flieger fährt mit seinem Auto auf die frisch gemähte Wiese. Aus dem Kofferraum holt er seinen Schirm und breitet ihn auf dem Gras aus. Dann legt er sich das Geschirr an und klemmt seinen Schirm fest. Der Startleiter ist mit einem Funkgerät mit dem Mann an der Winde verbunden. Wenn ein freundlicher Helfer das knapp einen Kilometer lange Startseil mit einem Auto zurückgebracht hat, steht dem sogenannten Schlepp nichts mehr im Wege. Nach entsprechenden Signalen des Startleiters zieht der Windenführer den Flieger langsam in die Luft. "Rund 1500 dieser Schlepps schaffen wir in einem Jahr im Durchschnitt", erzählt das Vorstandsmitglied. In Spitzenmonaten könnten das auch schon mal bis zu 400 sein. Ein Vereinsmitglied zahlt für einen Schlepp vier Euro, für Nichtmitglieder sind es acht Euro. "Wir fliegen das ganze Jahr über, im Winter natürlich weniger. Einmal über die verschneite niederrheinische Landschaft zu fliegen, ist aber ein besonderes Erlebnis", so Krisp.

Für Interessenten, die sich für dieses Hobby erwärmen könnten, sind die Vereinsmitglieder sehr offen. Im Forum der Flieger (siehe Info-Kasten) finden sie auch Hinweise, wann in Sevelen geflogen wird. Interessierte Gäste sind dort immer willkommen. Auch die Möglichkeit eines Tandem-Sprungs besteht dort. Er kostet 50 Euro.

(RP/rl)
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